Traditionsbetrieb Servatius Fahsbender Schreinerei in Waldorf wird in letzter Generation geführt

Bornheim-Waldorf · Vor 150 Jahren gründete Servatius Fahsbender eine Schreinerei in Waldorf. Die fünfte und letzte Generation führt sie zurzeit.

 Christel und Hans-Josef Faßbender in der Werkstatthalle an der Schmiedegasse.

Christel und Hans-Josef Faßbender in der Werkstatthalle an der Schmiedegasse.

Foto: Stefan Hermes

Christel Faßbender muss lachen, als ihr die Frage gestellt wird, ob die Gründer ihrer Schreinerei nicht Assenmacher hätten heißen müssen: „Hier im Dorf sind wir bei den Alten immer noch die Assemächer.“ Servatius Faßbender (damals noch „Fahsbender“) war zur Gründung seiner Schreinerei in der Waldorfer Schmiedegasse vor 150 Jahren allseits nur der Assemächer genannt, wie der Achsenmacher, Stellmacher oder Wagenbauer im Rheinischen genannt wurde. So sprechen auch heute noch die ältesten Waldorfer von den Assenmachers, wenn sie Faßbender meinen.

1869 war es wohl das Hauptgeschäft vom Ururgroßvater des heutigen Inhabers Hans-Josef Faßbender (60), Wagen und Räder aus Holz zu bauen. Eine Rechnung aus dieser Zeit belegt das Gründungsjahr. Dort ist auch zu lesen, dass ein Arbeitstag mit zwölf Silbergroschen abgerechnet wurde.

Bis in die 1970er Jahre müssen die ersten drei Generationen auch mit dem Wagenbau beschäftigt gewesen sein, bis auch in der Landwirtschaft niemand mehr auf mit Eisen beschlagenen Holzrädern aufs Feld fuhr. Das war die Zeit, in der Hans Faßbender (1926-2003) den Betrieb seines Vaters Franz-Josef auf die Bauschreinerei umstellte.

Fortan fertigte man Türen und Fenster und alles, was beim Hausbau benötigt wurde. Hans-Josef, der den Betrieb seines Vaters 1989 übernahm und 2019 ebenso wie sein erster Geselle Markus Solscheid sein 30-jähriges Betriebsjubiläum feiern kann, erinnert sich noch an die gute alte Zeit: Als kleiner Stöpsel sei er sonntags nach dem Gottesdienst mit dem Vater zu dessen Kunden unterwegs gewesen, der sich vor Ort seine Rechnungen bezahlen ließ. „Früher wurde nicht gefeilscht“, hat der heutige Meister noch in guter Erinnerung. Da habe man seinem Vater gesagt, dass man ein Haus bauen wolle und er sollte eine Schätzung abgeben, was Fenster und Türen kosten würden. Der Auftrag wurde dann mit Handschlag besiegelt „und bezahlt wurde, was auf der Rechnung stand.“ Vielleicht vertraute man sich zu dieser Zeit mehr, als dies heute der Fall ist, sinnieren Hans-Josef und seine Frau Christel, die neben ihrem halbtägigen Beamtendasein beim Landschaftsverband die Buchführung des Betriebes macht.

Als ihr Mann 1989 den Betrieb seines Vaters übernahm, hatte er schon einige Jahre zuvor dafür gesorgt, dass die Werkstatt an der Schmiedegasse modernisiert wurde. Eine neue Halle wurde gebaut und löste den überdachten Hof ab. Dass Hans-Josef Faßbender bei dem Bonner Schreinerbetrieb Dirmeier den Innenausbau gelernt hatte, führte dazu, dass sich mit seiner Übernahme auch der Waldorfer Betrieb immer mehr dem Bau von Schränken, Wandverkleidungen, Theken und Vertäfelungen widmete.

Inzwischen hat sich Faßbender zudem bei Einbrechern als Fachunternehmen für Sicherungseinrichtungen unbeliebt gemacht, was jedoch dazu führte, dass der Betrieb mit seiner Qualifikation auf der Empfehlungsliste der Polizei auftaucht. Christel und Hans-Josef Faßbender sehen sich heute als Handwerksbetrieb weniger vom Internethandel bedroht als von der Qualität des sich bei ihnen bewerbenden Nachwuchses. „Es ist nicht leicht, vernünftige Auszubildende zu finden“, so Christel Faßbender, die das Fehlen einer notwendigen Rechenkunst genauso beklagt wie mangelnde Rechtschreibung oder Umgangsformen.

Den eigenen Nachwuchs haben sie dagegen gut ausgebildet: Britta (31) wurde Lehrerin und Markus (26) ist nach seinem Betriebswirtschaftsstudium als Controller tätig. Leider schließen sie damit die Fortführung des elterlichen Betriebs in eine sechste Faßbender-Generation aus.

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