Stadtbücherei Bornheim Schauspieler erzählten von Gespenstern und glühenden Männern

BORNHEIM · Sie haben etwas Geheimnisvolles, die Nächte zwischen den Jahren. Rauhnächte wird der Zeitraum zwischen Weihnachten und dem 6. Januar auch genannt. Nach der Mythologie sind die Gesetze der Natur außer Kraft gesetzt - das ebnet Gespenstern, Hexen und allerlei Unholden den Weg.

Zumindest in früheren Zeiten, und aus diesen berichtete gestern das Schauspieler-Paar Cécile Kott und Gerhard Fehn vom Theater im Kloster in der Stadtbücherei Bornheim.

Die Idee zur ersten "Bornheimer Rauhnacht" hatte die Vize-Vorsitzende des Fördervereins der Bücherei, Dorothee Böttges-Papendorf. "Ich bin beruflich viel im Vogtland unterwegs, dort gibt es die Moosmänner, die im Wald leben." In jenen Nächten kämen sie der Sage nach jedoch - wegen der Dunkelheit und Kälte - zu den Menschen.

"Und sie haben mich gefragt, ob wir eigentlich auch im Vorgebirge Gespenster hätten", sagt die Vize-Vorsitzende mit einem Augenzwinkern. Sie gab die Frage seinerzeit weiter an Stadtarchivar Christian Lonnemann. Und der konnte nach kurzer Zeit sagen: "Ja, haben wir."

Böttges-Papendorf holte Bibliotheksleiterin Brigitte Nowak mit ins Boot. Die beiden steckten wiederum Kott und Fehn mit ihrem Vorschlag an, den Bürgern die Kuriositäten aus dem Stadtarchiv vorzutragen. Das taten die beiden Schauspieler mit Leib und Seele sowie verteilten Rollen.

Da gab es für die 30 kleinen und großen Zuhörer Geschichten, wie die von dem Gespenst auf der Kürrighovener Heide, das hilft, einen Niesanfall zu beenden. Mit Timbre in der Stimme und als perfektes Team trugen die Schauspieler die kurzen Episoden vor, die Bürger aus dem Vorgebirge einst niedergeschrieben haben. Auffällig ist, dass viele die Gespenster auf dem damals noch zu Fuß angetretenen Weg zum Großmarkt nach Köln gesehen haben (wollen).

Manches entpuppte sich aber ziemlich weltlich. Das "Kardorfer Gespenst in der Kuhhaut" hatte Mägden ihre Ware am "Blauen Stein" abgeluchst. Fortan mussten sie den längeren Weg über Brühl nach Köln nehmen. Das wollte ein Bauer nicht auf sich sitzen lassen und begleitete seine Magd als Frau verkleidet über die ursprüngliche Route. Als sie der spukenden Kuhhaut begegneten, schlug der Bauer auf diese ein - und heraus kam ein schreiender Dieb.

Immer wieder finden sich im Stadtarchiv Erzählungen über "Dr jlöhnige Mann". Diesen "glühenden Mann", so Kott und Fehn, gab es in nahezu jedem Ortsteil im Vorgebirge. Manchen erschien der Mann ohne Kopf - aus dem Hals schlugen feurige Flammen - am Heiligenhäuschen in Urfeld, dem Fuhrmann Gerste-Gerhard aus Alfter zeigte er sich bei Eichholz.

"Man erzählte, dass es arme Seelen waren, die von Schuld gedrückt würden. Wenn jemand sie nach der Schuld fragte, dann wären sie erlöst", so Fehn. Stattdessen ergriffen die Bürger die Flucht. Ein spannender Nachmittag, der nach einer Wiederholung schreit.

Was hinter den Rauhnächten steckt
Die Rauhnächte (auch Raunächte oder Rauchnächte), zwölf Nächte (auch Zwölfte), Glöckelnächte, Innernächte oder Unternächte, sind einige Nächte um den Jahreswechsel, denen im europäischen Brauchtum oft besondere Bedeutung beigemessen wird.

Meist handelt es sich um die zwölf Weihnachtstage, zwischen Weihnachten (25. Dezember) und der Erscheinung des Herrn (6. Januar). Aber auch andere Zeiträume, beispielsweise zwischen dem Thomastag (21. Dezember) und Neujahr, kommen infrage. "Nacht" deswegen, weil wir uns nach dem keltischen Jahreskreis in der Jahresnacht befinden. Somit ist der ganze Tag "Nacht". Die letzte Rauhnacht endet der Überlieferung nach um 24 Uhr am 5. Januar. Quelle: Wikipedia

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