Bornheimer Schulen bemängeln fehlende Mittel Runder Tisch zur Inklusion geplant

BORNHEIM · Seit dem Schuljahresbeginn 2014/2015 hat sich in Bornheims Klassenzimmern einiges verändert: Mit dem Inkrafttreten des 9. Schulrechtsänderungsgesetzes haben Schüler mit einem Bedarf an sonderpädagogischer Unterstützung das Recht, an einer Regelschule unterrichtet zu werden

 Ein Rollstuhl steht in einem Klassenzimmer. Auch in Bornheim bereitet die Umsetzung der Inklusionen den Schulen Sorgen.

Ein Rollstuhl steht in einem Klassenzimmer. Auch in Bornheim bereitet die Umsetzung der Inklusionen den Schulen Sorgen.

Foto: dpa

Bereits nach den ersten Monaten fällt die Bilanz der Lehrenden ernüchternd aus. Dies machte unter anderem der Schulleiter der Europaschule, Christoph Becker, im jüngsten Ausschuss für Schule, Soziales und demographischen Wandel deutlich.

Schon in der Sitzung im Januar hatte er darauf gepocht, angesichts der derzeit zur Verfügung stehenden personellen, räumlichen und sächlichen Kapazitäten die Anzahl der Schüler mit Förderbedarf pro Klasse zu begrenzen. "Jeder Schüler hat das Anrecht auf individuelle Förderung", machte er deutlich.

"Dieses Anrecht können die weiterführenden Schulen der Stadt Bornheim aber nur erfüllen, wenn die notwendigen Ressourcen gegeben sind." Insbesondere die personelle Ausstattung mit sonderpädagogischen Fachkräften entspreche nicht dem erforderlichen Mindestumfang.

Eine Aufnahme von mehr als zwei Schülern mit Förderbedarf pro Klasse sei im Falle der Europaschule nicht zu verantworten, wolle man dem Anspruch auf individuelle Förderung der gesamten Schülerschaft gerecht werden, so Becker. Im nächsten Schuljahr werden 44 Kinder mit Förderbedarf die Gesamtschule besuchen, für die 104,75 Stunden an sonderpädagogischer Förderung zur Verfügung stehen. Daraus ergibt sich ein Wert von 2,3 Stunden besonderer Förderung pro Kind pro Woche.

Auf die gleiche Problematik weist auch die Heinrich-Böll-Sekundarschule hin, wo im Schuljahr 2014/15 von 81 Schülern sechs Kinder mit sonderpädagogischem Förderbedarf aufgenommen wurden. Erste Gespräche haben in diesem Zusammenhang bereits zwischen Schulträger und Schulaufsicht stattgefunden. Über deren Ergebnisse wird die Verwaltung in der nächsten Ausschusssitzung berichten.

Bereits im Dezember hatte sich Bornheims Bürgermeister Wolfgang Henseler mit einem Schreiben an Ministerpräsidentin Hannelore Kraft gewandt, um ihr die Position und die Sorge der Stadt Bornheim zu übermitteln. Hierzu war er im Zuge des "Aktionsplans Inklusive Bildung in Bornheim" beauftragt worden.

"Die materiellen und personellen Grundvoraussetzungen stellen sich bereits jetzt in der Praxis als zu knapp bemessen und zu kurzfristig terminiert dar", hatte Henseler formuliert. Konkret forderte er eine Abkehr von der Mindestgrößenverordnung von Förderschulen sowie eine flexiblere Nutzungs- und Zugangsform für diese Schulform.

Zudem plädierte er für einen Zeitkorridor von fünf Jahren, in dem ein "sukzessiver Umbau des Bildungssystems" möglich und "Raum für flexible Veränderungen" sei. Die Fort- und Weiterbildung der Lehrkräfte sei "dringend, zeitnah und umfassend" auszubauen. Darüber hinaus sei Aufgabe des Landes, das fachliche Begleitpersonal, das Inklusion überhaupt erst möglich mache, zu finanzieren.

Neben Becker trugen auch Uta Scheuer, Leiterin der Roisdorfer Grundschule, sowie Vertreter der Schulpflegschaft und Bornheims Inklusionsbeauftragte Gisela Rothkegel ihre Erfahrungen vor. "Wir haben nun erste Erfahrungen gesammelt und stellen fest, dass es ohne entsprechende Ressourcen vorne und hinten nicht passt.

Jetzt sind sowohl wir als Fachleute als auch die Eltern gefordert, Rückmeldung zu geben", meinte Rothkegel. Wichtig sei vor allem eine bessere Beratung der Eltern hinsichtlich der passenden Schulform: "Für Kinder, die für die falsche Schulform angemeldet wurden, ist es ein Drama", betonte Becker.

Im Rahmen eines "runden Tisches" soll nun ein Austausch zwischen den Vertretern aller Bildungsinstanzen und Schulpolitischen Sprechern der Fraktionen stattfinden. "Dieser Runde Tisch ist in den nächsten Wochen geplant", kündigte Sozialdezernent Markus Schnapka an.

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