Freie Arbeitsstellen Rathäuser im Vorgebirge suchen dringend Personal

RHEIN-SIEG-KREIS · Wie bei der Stadt Bonn sind auch in den Kommunen im Vorgebirge und in der Voreifel zahlreiche Stellen unbesetzt. Vor allem Erzieher und Ingenieure sind rar. Ein Überblick über die Situation.

 Kerstin Heinrich arbeitet als Erzieherin in der städtischen Kita in Widdig.

Kerstin Heinrich arbeitet als Erzieherin in der städtischen Kita in Widdig.

Foto: Axel Vogel

Geeignetes Personal zu finden, das stellt nicht nur Unternehmen, sondern auch Kommunen vor Herausforderungen. Wie der General-Anzeiger berichtete, sind bei der Stadt Bonn derzeit 281 Stellen nicht besetzt. Auch bei den Kommunen in Vorgebirge und Voreifel gibt es teils vakante Stellen, die Situation ist aber nicht so gravierend wie in der Bundesstadt. Vor allem die Suche nach Ingenieuren und IT-Fachkräften gestaltet sich schwierig, und auch Erzieher für die Kindertagesstätten sind rar. Ein Überblick:

Bornheim

15 Stellen bei rund 500 Mitarbeitern seien derzeit in Bornheim unbesetzt, sagt Bürgermeister Wolfgang Henseler. Vor allem an Erziehern für die Kindertagesstätten gebe es Bedarf: „Da sind wir auf dem Weg, kontinuierlich auszuschreiben, weil da eigentlich immer Vakanzen sind.“ Allein 200 Mitarbeiter seien in diesem Bereich tätig. „Der Markt sucht hier mehr Bewerber als ausgebildet sind“, meint Henseler. Zudem gebe es viel Fluktuation. Die Stadt nutze alle Gelegenheiten und stelle etwa auch Praktikanten und Erzieher im Anerkennungsjahr ein, um für die Nachfolge zu sorgen.

Auch im technischen Bereich sei es schwierig, Stellen zu besetzen, sagt der Bürgermeister: Ingenieure und Planer für Hoch- und Tiefbau sowie Stadtplanung seien ebenso schwer zu finden wie Fachleute für den IT-Bereich. „Wenn Bewerber nach dem Geld gucken, dann suchen sie keine Stellen im öffentlichen Bereich. Wir können eher mit weichen Faktoren punkten“, sagt Henseler: „ein breites Tätigkeitsfeld, dass man nicht kreuz und quer durch Europa reisen muss, geregelte Arbeitszeiten, Familienfreundlichkeit und die Möglichkeit, im Homeoffice zu arbeiten.“

Wie die Stadt besser auf diese Stärken hinweisen und Bewerber gezielter ansprechen könne, dazu hole sich die Verwaltung gerade auch externe Beratung: „Wir wollen das ein Stück weit interessanter gestalten und weg von der klassischen Stellenausschreibung“, erklärt der Bürgermeister. Auch um Auszubildende bemühe sich die Stadt nach wie vor: Derzeit gebe es acht Plätze in der Verwaltung. Zum 1. August beginnen drei junge Leute ihre Ausbildung in Bornheim.

Alfter

Alfter meldet keine Schwierigkeiten bei der Personalsuche. „Die Gemeinde Alfter konnte in letzter Zeit alle ausgeschriebenen Stellen mit qualifiziertem und geeignetem Personal besetzen“, teilt Pressesprecherin Maryla Günther mit. Aktuell suche sie einen Bautechniker und einen Mitarbeiter für den Vollstreckungsaußendienst. Die Stellenausschreibungen sollen an diesem Mittwoch auf www.alfter.de online gehen.

Dass das Thema an Bedeutung gewinnt, dessen ist man sich offenbar bewusst: „Die Personalgewinnung wird zukünftig bei allen Behörden und Unternehmen eine große Rolle spielen“, betont Günther: „Das Arbeitgeberprofil der Gemeinde muss geschärft und die Vorteile einer Mitarbeit in einer modernen, dienstleistungsorientierten Verwaltung müssen aufgezeigt werden.“

So sei ein grundsätzlicher Unterschied gegenüber der freien Wirtschaft sicher die Arbeitsplatzsicherheit. Wichtig sei der Gemeinde zudem, in die Ausbildung von Menschen zu investieren, so Günther. Derzeit stelle Alfter jedes Jahr einen Auszubildenden ein. „Bereits im nächsten Jahr wird sich diese Zahl verdoppeln“, kündigt die Sprecherin an.

Rheinbach

Als „nicht so angespannt wie in Bonn“ schätzt Norbert Sauren, Pressesprecher der Stadt Rheinbach, die Personalsituation in der Rheinbacher Verwaltung ein. „Allerdings gestaltet sich die Rekrutierung geeigneten Personals auch hier zunehmend schwieriger“, sagt Sauren auf GA-Anfrage.

Das belegten die Erkenntnisse aus den Auswahlverfahren der vergangenen beiden Jahre. Der Fachkräftemangel wirke sich im Wettbewerb mit privaten und anderen öffentlichen Arbeitgebern besonders in technischen Berufen wie Bauingenieure für Hochbau und Tiefbau aus. „Auch die Personalgewinnung für die Kindertagesstätten ist tendenziell aufwendiger geworden“, so Sauren.

Tatsächlich sind derzeit in der Rheinbacher Stadtverwaltung aber nur jene Stellen vakant, die im Stellenplan 2017 neu eingerichtet wurden und bei denen das Stellenbesetzungsverfahren noch nicht abgeschlossen ist. Dieser Umstand sei vor allem einer vorausschauenden Personalplanung geschuldet sowie der damit einhergehenden kontinuierlichen Ausbildung junger Nachwuchskräfte.

Damit die Stadt sich im Wettbewerb mit anderen Arbeitgebern weiterhin behaupten kann, wird dem Wunsch nach flexibler Arbeitszeit möglichst entsprochen, auch die Einführung von Telearbeitsplätzen wird geprüft. Ergänzend dazu wird ein behördliches Gesundheitsmanagement angeboten. Derzeit bildet Rheinbach elf Nachwuchskräfte aus. Im Jahr 2017 werden drei weitere Auszubildende eingestellt.

Meckenheim

18 Stellen sind momentan in der Meckenheimer Verwaltung unbesetzt, berichtet Britta Röhrig, die im Meckenheimer Rathaus den Fachbereich Personal leitet. „Im Besonderen sind hier der Fachbereich Jugendhilfe mit den Kitas und der Fachbereich Finanzen betroffen.“

Das Konkurrenzverhältnis zur Privatwirtschaft führe bereits zu einem Fachkräftemangel im öffentlichen Dienst. Immer schwieriger werde es, IT- und Finanzfachkräfte, Ingenieure und Erzieher zu finden, so Röhrig. Die Stadt steuere dem mit ihrem Ausbildungs- und Personalentwicklungskonzept entgegen. Seit mehreren Jahren bilde die Verwaltung für den eigenen Bedarf aus und versuche, als attraktiver Arbeitgeber Fachkräfte zu erreichen sowie diese langfristig für sich zu gewinnen.

Punkten gegenüber der freien Wirtschaft wolle die Apfelstadt „mit einem sicheren, interessanten Arbeitsplatz in Wohnortnähe sowie einem modernen energetischen Rathaus, in dem seit Mai 2017 die Kernverwaltung zusammengeführt wurde“.

Neben flexibler und geregelter Arbeitszeit sowie Vereinbarkeit von Familie und Beruf stehe der öffentliche Dienst für eine gesicherte Gehaltszahlung mit Anspruch auf Jahressonderzahlung und Urlaubsgewährung.

„Die Anreize einer modernen Organisationsstruktur, des Leistungsentgelts, vermögenswirksame Leistungen und betriebliche Altersversorgung sprechen für eine Bewerbung bei der Stadt Meckenheim wie auch das vielfältige Aufgabengebiet einer Kommunalverwaltung“, so Röhrig. Falls möglich, würden unbefristete Arbeitsverträge angeboten und befristete entfristet.

Swisttal

Im Rathaus der Gemeinde Swisttal in Ludendorf werden drei neue, teils befristete Stellen für den Bereich Gemeindeentwicklung geschaffen. Die Stellenausschreibungen werden derzeit vorbereitet. Laut Pressesprecher Bernd Kreuer legt die Gemeinde seit Jahren Wert auf eigene Ausbildung. Der Rat habe hierfür im Stellenplan drei Ausbildungsplätze ausgewiesen, die alle besetzt sind.

Zum 1. August werde ein neuer Auszubildender eingestellt. Als kommunaler Arbeitgeber könne die Gemeinde zum Beispiel die Teilnahme an Fort- und Weiterbildung bieten, die Vergütung nach Tarifvertrag, leistungsabhängige Vergütungsbestandteile, eine betriebliche Zusatzversorgung sowie eine flexible Arbeitszeitgestaltung.

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