"Mein Körper gehört mit" Projekt gegen sexuelle Gewalt an Markus-Schule

Bornheim-Rösberg · Böse Gefühle kommen in die "Nein-Tonne": Mit kurzen Theaterszenen haben Pädagogen Schüler der Markus-Schule in Rösberg gezeigt, wie sie ihre Gefühle ausdrücken können - und wie sie sich gegen ungewollte Berührungen wehren können.

 Martine Schrey und Ben Steinhoff zeigen Kindern in kurzen Szenen, wie sie mit Gefühlen umgehen können. Für Negatives steht die „Nein-Tonne“ bereit.

Martine Schrey und Ben Steinhoff zeigen Kindern in kurzen Szenen, wie sie mit Gefühlen umgehen können. Für Negatives steht die „Nein-Tonne“ bereit.

Foto: Matthias Kehrein

Mucksmäuschenstill war es in der Turnhalle der Markus-Schule in Rösberg. Auf der Bühne standen Martine Schrey und Ben Steinhoff, die als Schauspieler der theaterpädagogischen Werkstatt Osnabrück in den Rollen zweier Kinder ihre Ja- und Nein-Gefühle ansprachen. Die negativen Emotionen wanderten sofort in die Nein-Tonne.

Während die Erst- und Zweitklässler sich anhand kleiner Spielszenen mit ihren Wünschen, Gefühlen und Empfindungen auseinandersetzten, behandelten die dritten und vierten Klassen unter dem Motto „Mein Körper gehört mir“ die Problematik des sexuellen Missbrauchs – ein Thema, mit dem sich die Schüler in den nächsten drei Wochen jeden Montag beschäftigen werden.

Die Projekttage zur Prävention führt die Grundschule seit 2013 alle zwei Jahre durch, „damit alle Schüler beide Themenbereiche erleben können“, wie Schulleiterin Barbara Thienpont erklärte. Die Kosten von 1600 Euro wurden mit Spenden der Bürgerstiftung Bornheim, der Hannah Stiftung aus Königswinter, der Kreissparkasse Köln und des Fördervereins der Grundschule finanziert.

"Gute Nein-Gefühle": Zähneputzen und aufräumen

Die szenenartig dargestellten Themenbereiche bauen jeweils aufeinander auf. So sollen die Kinder mit der sogenannten Nein-Tonne lernen, auf ihr Bauchgefühl zu hören und im richtigen Moment „Nein“ zu sagen. Wichtig sei dabei aber auch, so die Akteure, mit den Eltern über das „Nein“ zu sprechen.

Die Kinder erfuhren allerdings auch, dass es „Nein-Gefühle“ gebe, die sich in ein „Ja“ verwandeln könnten. Als „gute Nein-Gefühle“ bezeichneten Steinhoff und Schrey zum Beispiel das Zähneputzen und Zimmeraufräumen. „Es gibt Dinge, die machen zwar keinen Spaß, sind aber wichtig, damit man keine kaputten Zähne bekommt oder auch seine Sachen wiederfindet“, erklärte Steinhoff. Und er riet seinem jungen Publikum, auch bei gefährlichen Mutproben, zu der andere Kinder einen aufforderten, „Nein“ zu sagen, denn das sei in Wirklichkeit viel mutiger.

Ausgehend von den gesammelten Situationen der „Ja“-Aussagen, erarbeiteten die Sechs- und Siebenjährigen Regeln für den Umgang miteinander, damit – und da waren sich alle einig – „keiner in der Klasse ein 'Nein-Gefühl' hat und sich ausgegrenzt fühlt“.

Laut „Nein“-sagen müssen und sollen Kinder besonders, wenn sie körperliche Nähe mit Erwachsenen nicht wollen. In den kurzen Szenen von „Mein Körper gehört mir“ wurden die körperlichen Grenzen überschritten. Aufgezeigt wurden dabei Hilfsmöglichkeiten: von der Mutter, die zuhört, dem Hausmeister, der die Polizei einschaltet, und der Lehrerin, mit der sich offen reden lässt. „Wir haben seiner Zeit in der Schulkonferenz dieses Projekt beschlossen, da es uns wichtig ist, die Kinder stark zu machen, damit sie vorbereitet sind“, betonte Thienpont.

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