Unbürokratische Hilfe Petra Conrad-Meding ist Bornheims erste Familienhebamme

Bornheim · Manchmal sind es auch die kleinen Dinge, die helfen können: ein Fingerspiel, über die sich eine junge Mutter mit ihrem Baby austauschen kann, die Adresse der richtigen Beratungsstelle und nicht zuletzt eine Person, die zuhört und mit der man sich über Probleme austauschen kann.

 Bornheims Familienhebamme Petra Conrad-Meding kommt zu den Frauen nach Hause.

Bornheims Familienhebamme Petra Conrad-Meding kommt zu den Frauen nach Hause.

Foto: Ulrike Sinzel

Eine solche Person ist Petra Conrad-Meding. Sie steht als Familienhebamme der Stadt Bornheim seit Anfang des Jahres auf der Basis von zehn Stunden pro Woche als Unterstützung für Schwangere zur Verfügung. Beauftragt wird sie von der Schwangeren selbst. "Ich komme wie die Wochenbetthebamme zu den Frauen nach Hause", erläutert Conrad-Meding, die seit 25 Jahren als Hebamme arbeitet.

"Bei einem ersten Gespräch informiere ich darüber, was ihr zusteht und was ich ihr bieten kann und wie und wo eine Geburt stattfinden kann." Im Unterschied zu den von den Krankenkassen finanzierten Hebammen, die die Mütter nur bis acht Wochen nach der Geburt betreuen, hat sie die Möglichkeit, die Familie bis zu ein Jahr nach der Geburt zu begleiten.

"Als Hebamme fand ich es immer kritisch, eine Frau in einer sensiblen Phase schon nach acht Wochen verlassen zu müssen", schildert Conrad-Meding ihre Motivation, sich als Familienhebamme weiterzubilden. Denn immer wieder traf sie auf Mütter, die mehr Hilfe brauchten, als etwa den Anschluss an eine Krabbelgruppe. "Nach einem Jahr ist im Idealfall ein Helfernetzwerk aufgebaut, so dass ich weiß, dass die Frau gut versorgt ist."

Der Kontakt zur Familienhebamme ist für die Mütter immer freiwillig; sie sagen auch, wie lange sie unterstützt werden wollen. Finanziert wird der Dienst im Bereich der frühen Hilfen von der Stadt Bornheim, so dass auf die Mutter keine Kosten zukommen. Wie umfangreich die Hilfe ausfällt, hängt von den Bedürfnissen im Einzelfall ab.

"Wer neu ist in der Stadt, dem ist vielleicht schon mit einem Telefongespräch und den richtigen Kontaktadressen geholfen", erzählt die Mutter von zwei Kindern. Wenn zur Schwangerschaft noch Probleme wie etwa eine Depression oder eine Drogensucht hinzukommen, können die Belastungen für die Mutter dagegen so groß sein, dass sie längerfristige Unterstützung braucht.

Auch Migrantinnen oder minderjährige Mütter, die zum Teil unter schwierigen Bedingungen aufgewachsen sind, stoßen nach Erfahrung der Familienhebamme in der Schwangerschaft öfter an ihre Grenzen. "Bei einer Minderjährigen ist zum Beispiel der Wunsch da, jemanden zu haben, den sie von Herzen lieben kann." Die große Verantwortung, die mit der Schwangerschaft auf die Frau zukommt, könne aber zu einer Überforderung führen.

Ein Neugeborenes wirbele die Strukturen einer Familie immer durcheinander. "Wichtig ist vor allem das Bindungsverhalten der Mutter zum Kind: Wie gelingt es, das zu unterstützen?", berichtet Conrad-Meding. Denn eine gelungene Bindung schütze vor Vernachlässigung, Missbrauch oder Gewalt. Neben Gesprächen gibt es für die Mütter dabei auch ganz praktische Hilfe: "Zum Beispiel koche ich mit einer Mutter Babynahrung selber, die man dann einfrieren kann, statt dem Säugling Tütensuppen zu geben."

Mit der Familienhebamme können die werdenden Mütter über Probleme oder aktuelle Entwicklungen sprechen. Egal, worum es geht: Das Gespräch bleibt vertraulich, denn die Familienhebamme unterliegt der Schweigepflicht.

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