Versorgung psychisch Kranker und dementer Senioren Paul Mandt verabschiedet sich aus Dienst im Rhein-Sieg-Kreis

Bornheim-Merten · Paul Mandt koordinierte seit 2005 beim Rhein-Sieg-Kreis die Versorgung psychisch Kranker und dementer Senioren.

So etwas nennt man wohl einen Schlusspunkt: Am Freitag hatte Paul Mandt als Koordinator für Gerontopsychiatrische Versorgung im Rhein-Sieg-Kreis seinen letzten Arbeitstag in Siegburg. Nach 44 Jahren in der Kreisverwaltung verabschiedete sich der 60-Jährige in die Altersteilzeit.

Der Mertener war in verschiedenen Abteilungen tätig, bis er 2005 zum Koordinator für Gerontopsychiatrische Versorgung berufen wurde. Seine Stelle wird nicht neu besetzt. Stattdessen übernimmt seine Kollegin Christine Gläser einen Teilbereich.

Mandt freut sich darauf, künftig keine zwei Stunden Fahrtzeit in öffentlichen Verkehrsmitteln mehr verbringen zu müssen und sich verstärkt um die Pflege seines kranken Vaters und seine Hobbys kümmern zu können. So engagiert er sich etwa seit 40 Jahren in der Jugendarbeit, im Pfarrgemeinderat und im Kirchenvorstand der Pfarrgemeinde Sankt Martin Merten, unterstützt als förderndes Mitglied die örtliche Laienspielgruppe und kontrolliert als Schaffner der Brohltal-Schmalspureisenbahn regelmäßig die Tickets der Fahrgäste. „Ich finde es toll, dass ich auch dort mit Menschen zu tun habe. Man lernt interessante Gruppen kennen.“

Dennoch kommt ein wenig Wehmut auf, wenn er an die vergangenen Jahre denkt, in denen er als Koordinator für die psychisch und an Demenz erkrankten Senioren von Swisttal bis Windeck einiges bewegen konnte. Seine Stelle wurde als einzige ihrer Art in NRW im Jahr 2005 eingerichtet. Vorausgegangen war eine Studie der kommunalen Gesundheitskonferenz im Auftrag des Kreises mit einer Bestandsaufnahme der Versorgung psychisch und dementer Patienten im Alter.

Aufgrund der Ergebnisse war es die Aufgabe des damals neuen Koordinators, ein Netzwerk mit Angeboten für Patienten und deren Angehörige zu schaffen. Während es im Bereich der psychisch kranken Senioren keine konkreten Zahlen gibt, schätzt Mandt die an Demenz Erkrankten ab 70 Jahren im Kreisgebiet auf 9000 bis 10 000.

Psychische Erkrankungen und Demenz bekannt machen

Er verweist dabei auf eine Berliner Studie, nach der rund 14 Prozent der über 70-Jährigen und 35 Prozent ab 90 Jahren an Demenz (60 Prozent von diesen leiden an Alzheimer) erkranken. „Aufgrund des demografischen Wandels wird sich die Zahl weiter erhöhen. Mit der Einrichtung einer solchen Stelle wollten wir psychische Erkrankungen und Demenz im Alter in der Öffentlichkeit bekannt machen“, erklärt Mandt.

Ein Beispiel einer Bündelung an Aktivitäten für die Belange von Demenzpatienten fand er bei der Übernahme seiner neuen Tätigkeit im Qualitätszirkel Bornheim/Alfter vor.

Dort hatten sich 2004 Einrichtungen, die sich mit Demenzpatienten befassen, unter anderem Hausärzte, Psychotherapeuten oder Pflegeeinrichtungen, zu einem Netzwerk zusammengeschlossen, um sich gegenseitig zum Wohl der Patienten auszutauschen.

Diese Art von Netzwerk installierte Mandt zwischen 2005 und 2010 daher auch in den unterschiedlichsten Strukturen – Arbeitskreise, Demenzhilfe, Qualitätszirkel – im gesamten Kreis. „Damit wollen wir alle Beteiligten bei der Suche nach der für sie passenden Hilfe unterstützen.“ Mittlerweile wird regelmäßig ein Flyer mit entsprechenden Adressen veröffentlicht, ein Online-Portal (www.rsk-gesundheitsportal.de) publiziert alle Angebote von der ambulanten über die stationäre Hilfe bis hin zur Betreuung und zu Angeboten für die Angehörigen.

Stolz ist Mandt auch auf die jährlich organisierte Demenzwoche, die im September zum vierten Mal anstand und mit mehr als 100 Veranstaltungen breit aufgestellt war. „Die Angebote stießen auf unterschiedliche Resonanz. Noch haben wir die Ergebnisse nicht abgefragt. Die Rückmeldung der Veranstalter war jedoch bisher positiv.“ Aber um die letztliche Auswertung werden sich ab Montag andere kümmern.

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