Kommentar zur Grünpflege in Bornheim Orte im Wandel

BORNHEIM · Dass die Mitarbeiter des Stadtbetriebs Bornheim mit dem Unkrautjäten auf den Friedhöfen der Stadt nicht nachkommen, ist kein Wunder, meint GA-Redakteur Christoph Meurer: Ihre Aufgaben sind insgesamt in den vergangenen Jahren gewachsen.

 Überwuchert: Ein Weg auf dem Friedhof in Sechtem.

Überwuchert: Ein Weg auf dem Friedhof in Sechtem.

Foto: Christoph Meurer

Friedhöfe sind viel mehr als öffentliche Grünanlagen. Es sind Orte der Erinnerung, des Innehaltens, Orte nicht nur des Todes, sondern auch des Lebens. Vor allem sind Friedhöfe mit starken Emotionen verbunden. Besonders deshalb ärgern sich wohl viele Menschen, wenn Begräbnisstätten ungepflegt sind – könnte doch der Eindruck entstehen, es herrsche ein Mangel an Respekt vor den Toten und der Trauer der Hinterbliebenen.

Klar ist: Der Stadtbetrieb Bornheim muss handeln – sei es durch die Fremdvergabe von Leistungen, das Einstellen weiterer Mitarbeiter oder interne Umstrukturierungen. Allerdings sollte man sich auch die Gründe für den Zustand der Bornheimer Friedhöfe genauer ansehen.

In der Tat sind die Aufgaben der Stadtbetriebsmitarbeiter in der öffentlichen Grünpflege in den vergangenen Jahren deutlich gewachsen. Jedes Neubaugebiet – und davon gibt es nicht wenige – bringt neue Grünflächen mit sich, um die es sich zu kümmern gilt. Wenn aber gleichzeitig die Mitarbeiterzahl beim Stadtbetrieb gleich bleibt, sich vielleicht sogar verringert, bleiben Arbeiten auf der Strecke.

Gesellschaftlicher Wandel

Dazu kommt, dass Friedhöfe einem gesellschaftlichen Wandel unterliegen. Die Entwicklung geht weg von großen Grabstätten hin zu kleineren, einfacher zu unterhaltenden Urnengräbern, Friedwäldern oder Kolumbarien. Das hat zum einen mit den steigenden Kosten zu tun und zum anderen damit, dass Familienangehörige nicht mehr so nah beieinander wohnen. Besuche am Grab der Verwandten und die Sorge dafür werden weniger. Und während die neuen Bestattungsformen immer weniger Platz einnehmen, werden die freien und für den Stadtbetrieb pflegeintensiven Flächen größer.

Was tun? Friedhöfe verkleinern? Oder gar zusammenlegen? Das Thema ist zu sensibel für Schnellschüsse, aber auch zu wichtig, um sich keine Gedanken zu machen. „Wir leisten uns den Luxus von 14 ortsnahen Friedhöfen“, sagte Bornheims Stadtbetriebsvorstand Ulrich Rehbann in der jüngsten Sitzung des Stadtbetriebsverwaltungsvorstands. Wie lange das noch so sein wird, wird sich zeigen.

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