Interview mit Peter Orloff „Musik überwindet Grenzen“

Bornheim-Hersel · Peter Orloff ist vieles: Sänger, Komponist, Produzent und seit 1993 Leiter des Schwarzmeer Kosaken-Chors. Mit diesem gastiert er am Sonntag, 11. Dezember, in der Herseler Rheinhalle.

 Peter Orloff

Peter Orloff

Foto: Ralf Palm

Die „Bravo“ titelte 1968 „Sanft wie Roy, hart wie Drafi, sexy wie Rex!“ Das freut einen doch auch nach all den Jahrzehnten, oder?

Peter Orloff: So waren eben die damaligen „Bravo“-Zeiten. Da wurde gerne ein wenig übertrieben. Aber mal ganz ehrlich: Es gibt Vergleiche, die weniger charmant sind.

Treten Sie noch oft mit Ihren alten Hits wie „Ein Mädchen für immer“, „Monika“ und „Sunny Girl“ auf oder haben Sie mit der Schlagerbranche abgeschlossen?

Orloff: Natürlich stehe ich auch noch immer mit meinen alten Schlagerhits auf der Bühne. Das ist ein Teil meiner Geschichte, für den ich sehr dankbar bin. Allerdings schaffe ich das nur im Rahmen meiner freien Termine, in denen ich nicht mit meinem Kosaken-Chor unterwegs bin.

Sie komponierten und produzierten 1969 den Hit „Du“ für Peter Maffay. Ein absoluter Glückstreffer für Maffay.

Orloff: Das ist richtig. Aber eigentlich hatte ich den Song für mich selber geschrieben. Doch leider hatte meine damalige Plattenfirma den Song abgelehnt, und so haben Michael Kunze und ich ihn mit Peter Maffay produziert. Ich finde es übrigens sehr fair, dass er in Interviews immer wieder erwähnt, dass das Lied auch ein Hit geworden wäre, wenn ich es gesungen hätte. Heute singe ich den Song in meiner etwas härteren Version im Rahmen meiner Auftritte als Schlagersänger.

Für Bernd Clüver schrieben Sie den Erfolgssong „Der Junge mit der Mundharmonika“. Warum haben Sie den Ohrwurm nicht selbst gesungen?

Orloff: Der Song war von Anfang an für Bernd vorgesehen. Ebenso wie „Der kleine Prinz“, der sogar noch erfolgreicher war. Es wäre nicht o.k. gewesen, wenn ich mir immer die besten Songs rausgesucht hätte. Zum einen weiß man das vorher nicht, und irgendwo muss jeder Künstler auch das Gefühl haben, dass ich ihm ehrlichen Herzens das für ihn bestmögliche Lied geben möchte. Und ich selbst bin als Sänger damit auch immer gut gefahren. Denn was wäre gewesen, wenn Chris Andrews den Hit „Ein Mädchen für immer“ selbst hätte singen wollen. So wurde es, wie er einmal selbst sagte, mit mir sein zweitgrößter Hit nach „Yesterday Man“.

Treten Sie auch auf Mallorca mit Ihren Hits auf?

Orloff: Es klingt angesichts meiner heutigen Karriere fast unglaublich, aber ich war damals einer der ersten Mallorca-Partysänger im „Oberbayern“. Was heute Jürgen Drews dort macht, war ich in den Achtzigern auf der Baleareninsel.

Man kennt Sie dort mit dem Hit „Königin der Nacht“. War das nicht ursprünglich ein Song von Bernd Clüver?

Orloff: Völlig korrekt. Und Bernd hat sogar den Text dazu geschrieben. Ich habe das Lied damals erst als Dritter gesungen. Das Kuriose ist: In meiner Version wurde das Lied ein Hit – zunächst in allen Musikboxen und danach auf Mallorca.

Auf Ihrem aktuellen Tourplakat steht „Ein Chor, der singend betet und betend singt”. Sind Sie ein gläubiger Mensch?

Orloff: Ich bin evangelischer Pastorensohn und orthodoxer Gläubiger. Gott spielt in meinem Leben eine ganz wichtige Rolle, und ich singe gerne in Kirchen unsere sakralen Werke, die von geradezu überirdischer Schönheit und Innigkeit sind.

Bei Ihren zahlreichen Tourneen bringen Sie einem Millionen-Publikum mit dem Schwarzmeer Kosaken-Chor die Musik der russisch-orthodoxen Kirche nahe. Warum haben Sie den Chor nach dem Tod Ihres Vaters übernommen?

Orloff: Ich habe damals sehr gerne das Vermächtnis meines Vaters übernommen und bin vom Einzelkämpfer zum Team-Käpt'n geworden. Für mich ist es eine sehr wichtige Aufgabe, das Werk meines Vaters fortzusetzen.

Das war im Jahre 1993. Warum gerade in dieser Zeit? Sie waren doch als Schlagerstar gut im Geschäft.

Orloff: Ich war damals gerade als Sänger mit „Ein Mädchen für immer“ in Deutschland wieder auf Platz eins und habe als Produzent unter anderem mit Stars wie Jürgen Marcus, Bata Illic und Christian Anders zusammengearbeitet. Die Aufgabe mit dem Kosaken-Chor ist einfach auf mich zugekommen. Im Laufe der Jahre hat sich mein Schwerpunkt verlagert. Heute geben wir mit unseren Schwarzmeer-Kosaken rund 200 Konzerte im Jahr.

In Hersel präsentieren sie den „Gefangenenchor“, „Schwanensee“, „Abendglocken“ und „Kalinka“. Da schwelgen die Fans doch in Erinnerungen?

Orloff: Ja, die meisten Lieder dürften den Konzertbesuchern bekannt sein. Bei unseren Konzerten gibt es eine Mischung aus russisch-orthodoxer Kirchenmusik, traditionellen russischen Liedern und Kostbarkeiten der Klassik.

Auf der Bühne vereint stehen Russen und Ukrainer. Verstehen sich die Künstler eigentlich hinter der Bühne?

Orloff: Wir sind insgesamt zwölf Künstler und verstehen uns untereinander perfekt. Natürlich hat jeder seine eigene Meinung. Wir kennen uns alle seit vielen Jahren, da respektiert man sich. Es gibt übrigens auch ein israelisch-palästinensisches Orchester unter Leitung von Daniel Barenboim. Musik überwindet Grenzen.

Mit Ihrer kräftigen Baritonstimme konzertieren Sie normalerweise zusammen mit Ihrem Chor in Kirchen. Die Rheinhalle in Hersel passt da nicht ganz ins Konzept,zumal in Brenig der „Dom des Vorgebirges“, die Pfarrkirche Sankt Evergislus, steht.

Orloff: Wir treten sowohl in Kirchen als auch in Konzertsälen wie der Rheinhalle auf. Aber die Kirche Sankt Evergislus habe ich mir schon gerne für eine der nächsten Tourneen notiert.

Was ist Ihr persönlicher Musikgeschmack?

Orloff: Ich höre am liebsten Musik von Manowar, Volbeat, Richard Wagner und Michael Jackson. Mit ihm verband mich übrigens meine Liebe zu Walt Disney. Michael lernte ich 1982 in New York nach seinem Konzert im Madison Square Garden kennen. Wir haben uns damals die ganze Nacht über die wunderbare Welt von Walt Disney unterhalten, und er meinte zum Abschied, wir müssten unbedingt zusammen eine Platte machen. Aber wir haben uns nie wiedergesehen.

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