Grünkohl Mittlerweile gilt er sogar als "Trendgemüse"

BORNHEIM-WALBERBERG · Bereits seit Anfang Oktober erntet der Walberberger Landwirt Stefan Grüsgen Grünkohl.

Dicht an dicht wachsen die etwa kniehohen Pflanzen, deren Blattgrün den meisten eher kleingeschnitten und serviert mit Kartoffeln und Würstchen aus dem Kochtopf bekannt sein dürfte: Grünkohl baut der Walberberger Landwirt Stefan Grüsgen auf 3,5 Hektar an. Und obwohl es sich dabei um ein klassisches Wintergemüse handelt, läuft die Ernte bereits seit einigen Wochen.

"Die Nachfrage ist früher da als noch vor 20, 25 Jahren", stellt Grüsgen fest. Grünkohl sei eben ein "Trendgemüse" und zum Beispiel für Smoothies sehr gefragt. "Sonst haben wir mit der Ernte erst begonnen, wenn der Winter wirklich da war, heute beginnen wir bereits Anfang Oktober."

Mit einem Messer schlagen Grüsgens Mitarbeiter die Grünkohlpflanzen, die passend zu ihrer Form auch Palmen genannt werden, per Hand ab. Während das abgetrennte Blattgrün in großen Kisten landet, verbleiben die Strünke auf dem Feld. Dort werden sie eingefräst, damit ihre Nährstoffe dem Boden zugutekommen.

Am nur wenige Hundert Meter entfernten Hof verpacken weitere Mitarbeiter die Grünkohlblätter in Folienbeutel. Auch Stefan Grüsgens Mutter Anneliese packt hier mit an. Im Jahr 2005 hat Grüsgen den Familienbetrieb vom Vater übernommen, der auch noch auf dem Hof aktiv ist.

"Die ältere Generation sagt oft, da muss der Frost rein in den Grünkohl", erzählt Stefan Grüsgen. Angeblich solle er dann süßer schmecken. Auf die neueren Sorten treffe das aber nicht zu, die vertrügen auch gar nicht mehr so viel Frost.

Zur Erklärung heißt es oft, dass durch den Frost ein Teil der im Grünkohl enthaltenen Stärke in Zucker umgewandelt wird. Heutige Sorten haben aber oft von vornherein einen hohen Zuckeranteil und können deshalb früher geerntet werden.

"Ich erinnere mich, als ich Kind war, lag früher oft Schnee auf den Pflanzen. Da ging im Feld nichts mehr, aber die Grünkohlernte, die ging immer", so der Landwirt. Bis Januar oder Mitte Februar läuft die Ernte aber auch jetzt noch bei Grüsgens. Über einen Vermarkter aus Hürth-Fischenich verkauft der Betrieb den Grünkohl an verschiedene Supermärkte und Discounter.

Ein Teil der Ernte landet auch "gekuttert" und verpackt in 400-Gramm-Beuteln über einen Zwischenhändler auf Wochenmärkten. Im Kutter, einer Zerkleinerungsmaschine, wie es sie auch beim Metzger gibt, werden die Grünkohlblätter so klein geschnitten, dass der Verbraucher sie nur noch in den Kochtopf geben muss.

Da der Grünkohl viel Regen, sprich Wasser, bekommen habe, erwarte er diese Saison eine gute Ernte, sagt Grüsgen weiter. Allerdings sei dieses Jahr insgesamt "nicht so dolle", da es eine Überproduktion in mehreren Bereichen gebe - nicht nur beim Grünkohl, auch bei Blumenkohl, Brokkoli, Spitzkohl, Kohlrabi - und das drücke die Preise.

Verbrennungen könne der Grünkohl bekommen, wenn es zu trocken sei. Wenn es zu warm werde, könne sich zudem der Schädling Weiße Fliege breitmachen.

Neben Grünkohl setzt Grüsgen im Herbst und Winter auf Feldsalat als Hauptkultur. Auf den insgesamt 80 Hektar des Betriebs, der rund 20 Mitarbeiter beschäftigt, wachsen aber auch Sellerie und Wirsing sowie Chinakohl im Kühlhaus. Ein Vorteil des Grünkohls: Da der Kohl mit Mitte Juli relativ spät gepflanzt werde, habe er ihn als zweite Kultur nach Spitzkohl auf dem Feld, erklärt Grüsgen.

Wie er selbst das Gemüse am liebsten isst? Im Smoothie möge er den Grünkohl zwar auch, aber traditionell, mit Kartoffeln und Bratwurst, schmecke er ihm doch besser, so der Landwirt.

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