Integration in Bornheim Mit Singspielen Deutsch lernen

Bornheim · Die Bornheimer Musikschule um Mary Schirilla bietet vier Projekte für Flüchtlingskinder und -jugendliche an.

 Musik mit Flüchtlingskindern in der Aula der Wallraf-Grundschule in Bornheim macht Mary Schirilla (hinten M)

Musik mit Flüchtlingskindern in der Aula der Wallraf-Grundschule in Bornheim macht Mary Schirilla (hinten M)

Foto: Axel Vogel

„Eine Erbse rollt über die Straße – da ist sie platt! Das ist schade, jammerjammerschade!“ Dieses lustige Singspiel macht Ali, Lara, Abdullah und den anderen Kindern, die im Stuhlkreis in der Aula der Johann-Wallraf-Grundschule sitzen, mächtig Spaß. Besonders dann, wenn sie die Verse mit „Instrumenten“ wie raschelnden Plastiktüten, Taschentuchpackungen und Bechern rhythmisch begleiten dürfen.

Der Musikunterricht gehört zu den Lieblingsstunden der Schüler der sogenannten Vorbereitungsklasse, in der momentan 19 Flüchtlingskinder mit Lehrerin Nermina Sabanovic die deutsche Sprache lernen, bevor sie später am regulären Unterricht teilnehmen können. Dass die Mädchen und Jungen im Alter von sechs bis zehn Jahren einmal pro Woche das Erlernen der Sprache mit Trommeln, Singen und Spielen verbinden können, hat die Musikschule Bornheim möglich gemacht. Es ist nicht das einzige Angebot. In insgesamt vier Projekten, die von sieben Musiklehrern begleitet werden, können in Bornheim momentan rund 100 Flüchtlingskinder und auch Jugendliche gemeinsam singen und musizieren.

„Angefangen hat alles mit einer syrischen Familie, die eines Tages in der Musikschule erschien und sich nach Musikunterricht für die beiden Töchter erkundigte“, sagt Musikschulleiterin Mary Schirilla. „Diese wurden schnell und unbürokratisch im 'Instrumentenkarussell' untergebracht.“ In den folgenden Tagen und Wochen kamen immer mehr Lehrer und Flüchtlingshelfer auf die Musikschule zu.

Der Integrationsrat der Stadt Bornheim unterstützte erwachsene Flüchtlinge dabei, sich zu einer Band zusammenzuschließen: Die Musikschule stellte Instrumente und Räumlichkeiten und mit dem Saxofonisten Volker Ax auch einen „Lehrer“, der schon bald zum Bandmitglied wurde. Für die Musikschule wurde jedoch schnell klar, dass „hier und dort unterbringen und aushelfen“ auf Dauer zu arbeitsintensiv, unübersichtlich und auch nicht zu finanzieren ist.

Auch die Bornheimer Bürgerstiftung engagiert sich

Also erarbeitete Schirilla ein Konzept: „Klar war, dass die Musikschule die Flüchtlinge weiterhin unterstützen wollte. Dabei sollten jedoch vor allem die Kinder im Fokus stehen.“ Räumlichkeiten und Lehrer mussten organisiert und vor allem finanzielle Hilfe gefunden werden. Mit der Bornheimer Bürgerstiftung, dem Stadtjugendring und dem Förderverein des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums (AvH) fand Schirilla schnell Spender.

Mit ins Boot sollen bald auch die Stadt Bornheim sowie der Rotary Club Bornheim kommen. 40 Kinder und Jugendliche im Alter von elf bis 15 Jahren aus der Internationalen Klasse des AvH singen und trommeln wöchentlich in zwei Doppelstunden. Immer montags treffen sich 20 Kinder aus der Turnhalle der Bornheimer Grundschule, um sich mit Schlagzeuglehrer Christian Lundmann spielerisch der Musik und den Instrumenten zu nähern.

Neben dem Angebot in der Bornheimer Grundschule gibt es auch ein Projekt für die Kinder, die in der Erntehelferunterkunft „Am Ühlchen“ untergebracht sind. Vom Verband Deutscher Musikschulen erhielt Schirilla 3700 Euro aus dem Etat „Instrumente zur kulturellen Öffnung der Musikschulen im Land“. Davon wurden unter anderem Djemben, Cajons, Bongos und Congas angeschafft.

Dass viele der Kinder noch vor Kurzem kein Wort Deutsch verstanden, ist kaum spürbar. „Es ist faszinierend zu erleben, wie schnell die Jungen und Mädchen lernen und wie sie sich gegenseitig helfen“, sagt Schirilla.

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