Kita-Streik Mit Mama ins Büro

BORNHEIM · Gemeinsam essen, spielen, malen, basteln, turnen oder singen - so sieht für die fünfjährige Zoe aus Hersel ein ganz normaler Kindergartentag aus. Familie Potreck aus Hersel berichtet, wie sie die Kinder-Betreuung organisiert.

Doch heute ist kein "ganz normaler" Tag: Denn heute geht Zoe mit Mama ins Büro. "Unsere Erzieherinnen streiken", weiß das Mädchen, das die städtische Kindertagesstätte in Widdig besucht. Was "streiken" bedeutet und warum der Kindergarten deshalb erst einmal geschlossen bleibt, hatten die Erzieherinnen der viergruppigen Einrichtung mit den Kindern besprochen.

Ein bisschen ärgerlich ist Zoe darüber schon. "Ohne meine Kindergartenfreunde ist es langweilig", erklärt das Vorschulkind unumwunden. Relativ gelassen sieht ihre Mutter Mandy Potreck dem unbefristeten Kita-Streik entgegen, an dem sich ab heute auch drei Einrichtungen in Bornheim beteiligen. Obwohl die gelernte medizinische Fachangestellte halbtags berufstätig ist, kann sie die Betreuung ihrer Tochter dank eines entgegenkommenden Arbeitgebers organisieren.

"Ich arbeite im Büro einer Praxis für Ergotherapie", berichtet die 32-jährige. "Dorthin kann ich Zoe gut mitnehmen, und sie muss sich noch nicht einmal langweilen. Es gibt jede Menge Spielmaterialien, mit denen sie sich beschäftigen kann."

So wird Zoe die kommende Woche an Mamas Arbeitsplatz verbringen. An einem Tag kann sie bei ihrer Freundin Nele spielen - zur Abwechslung mal zu Hause, statt im Kindergarten. Für die Möglichkeit, ihre Tochter im Notfall mit zur Arbeit nehmen zu können, ist Mandy Potreck sehr dankbar. "Ansonsten hätten wir ein Problem." Denn ihr Mann Torsten (33), der bei einem Hersteller für Atemschutzgeräte arbeitet, könnte nicht einspringen.

Verständnis für das Handeln der Kita-Beschäftigten hat das Ehepaar durchaus. Dass die Leidtragenden letztendlich die Familien seien, ärgert sie aber trotzdem: "Einerseits sollen Eltern möglichst schnell wieder an ihren Arbeitsplatz zurückkehren. Andererseits lässt man sie dann in solchen Situationen mit dem Problem der Betreuung allein. Das ist ein Widerspruch", meint Torsten Potreck. Auf Notgruppen würden nur wenige Eltern zurückgreifen, berichtet er. "Die meisten Eltern helfen sich gegenseitig oder spannen die Großeltern ein."

Problematisch sieht er vor allem die Tatsache, dass die Vorschularbeit im Kindergarten erst einmal aussetzt. "Mitte Mai stand für die Vorschulkinder ein Besuch der Grundschule auf dem Programm", nennt er ein Beispiel. "Dieser Termin muss nun wahrscheinlich verschoben werden." Auch das traditionelle Basteln der Schultüten werde aufgrund des frühen Ferienbeginns eng werden. "Der Zeitpunkt des Streiks ist für die angehenden Schulkinder sehr ungünstig", fasst er zusammen. Sicher ist, dass Zoes Ballettprinzessinnen-Schultüte bis zum Schulstart im August noch irgendwie fertig werden wird.

Hier wird in Bornheim gestreikt

Drei städtische Kitas sind nach Angaben der Stadt ab heute vom Streik des Personals betroffen: der Kindergarten "Klapperschuh" in Sechtem, Brachstraße 6, der Kindergarten "Das Baumhaus" in Roisdorf, Klarenhofstraße 1, sowie die Kindertagesstätte in Widdig, Römerstraße 5 a.

Nur am Mittwoch wird zudem die Kindertagesstätte "Wolfsburg" in Sechtem, Wolfsgasse 38 b, bestreikt.

Für Auskünfte an die betroffenen Eltern hat die Stadt Bornheim ein Infotelefon eingerichtet. Unter Tel. 0 22 22/94 37 54 99 stehen Mitarbeiter des Jugendamts zur Verfügung. Zu erreichen ist die Hotline montags bis mittwochs von 8 bis 16 Uhr, donnerstags von 8 bis 18 Uhr sowie freitags von 7 bis 12.30 Uhr.

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