Verkehrschaos befürchtet Mertener protestieren gegen Neubaugebiet

Bornheim-Merten · In ihrer Nachbarschaft sind 132 neue Wohneinheiten geplant, zusätzlicher Autoverkehr inklusive - und das bringt Anwohner auf die Barrikaden. Schon jetzt stehen sie im Stau. Die Stadt sieht jedoch keine Probleme.

Die Schilder sind gelb, die Schrift ist schwarz, die Botschaft ist unmissverständlich. „STOP Me.16 – Bürger wehren sich!“ ist auf den Plakaten zu lesen, die 20 Männer und Frauen auf der Bonn-Brühler-Straße hochhalten. Die Anwohner des geplanten Mertener Baugebiets Me 16 wollen die Pläne für das Gebiet hinter ihren Häusern nicht ohne Gegenwehr hinnehmen. Sie gehen davon aus, dass die schon jetzt vollen Straßen in dem Teil Mertens völlig überlastet werden.

Auch der zu erwartende Lärm durch mehr Verkehr und die Bauarbeiten wird kritisiert. Zudem befürchten einige Anlieger, dass Teile ihrer Grundstücke enteignet werden, um das Neubaugebiet zu realisieren. Wie berichtet, sollen auf der Fläche zwischen Bonn-Brühler-Straße, Beethovenstraße, Offenbachstraße und Schubertstraße Einfamilien-, Doppel- und Mehrfamilienhäuser entstehen. Auch soll ein Spielplatz gebaut werden, ein Grundstück ist für eine Kita reserviert.

Für die Stadt hat das Baugebiet Priorität

Der durch das Gebiet verlaufende Mühlenbach soll renaturiert werden. Bereits im August 2013 hatte die Politik die Aufstellung eines Bebauungsplans beschlossen. Im Oktober 2014 war das Baugebiet auf einer städtischen Prioritätenliste als „vorrangig und kurzfristig zu entwickeln“ klassifiziert worden.

Allerdings gab es Hickhack um die Zuwegung. Es fehlten die notwendigen Grundstücke, Anwohner wollten ihre Flächen nicht verkaufen. Mittlerweile steht fest, dass die Erschließung über die Beethoven- und die Offenbachstraße erfolgt. Dafür hat die Stadt ein Areal an der Beethovenstraße gekauft, ein privater Investor eines an der Offenbachstraße.

Die Politik hat den daraus resultierenden Änderungen im Bebauungsplan in der jüngsten Ratssitzung bei einer Gegenstimme von Paul Breuer (ABB) zugestimmt. Aufgrund von Befangenheit hatten Hans Gerd und Else Feldenkirchen (beide UWG) sowie Philipp Voigt (SPD) nicht an der Abstimmung teilgenommen. Auf Antrag der CDU und mit den Stimmen von Union, FDP und Stefan Montenarh (UWG) wurde zudem beschlossen, nur fünf statt sechs Mehrfamilienhäuser zu bauen. Dadurch soll es insgesamt nicht mehr als 132 Wohneinheiten in dem Baugebiet geben.

Anwohner sehen Einbußen an Lebensqualität

ABB-Mann Breuer nahm auch an der Versammlung der Baugebietskritiker teil. Seine Wählergemeinschaft sei nicht grundsätzlich gegen das Projekt, so Breuer. „Die Wohnqualität der umliegenden Straßen muss aber im Blick bleiben“, hatte er in der Ratssitzung betont.

„Das Baugebiet wird auf Kosten unserer Lebensqualität erschlossen“, meint auch Veronika Marten-Blesius, die an der Schubertstraße wohnt und zu den Kritikern gehört. Auf ihrer Straße herrsche schon jetzt so viel Verkehr, dass sie morgens kaum aus ihrer eigenen Ausfahrt komme. Gleiches gelte für die Bonn-Brühler-Straße (L183), sagt Anwohner Paul Maschke.

Morgens habe man keine Chance, nach links aus der Ausfahrt zu kommen, da sich die Autos auf der ganzen Straße stauten. Überdies sei seine Ruhe, die er als Schichtarbeiter brauche, dahin, wenn hinter seinem Haus gebaut werde. Anwohner Peter Schumacher bezweifelt, dass die Stadt mit dem Landesbetrieb Straßenbau NRW übereinkommt, die gewünschte Ampel an der Ecke Beethovenstraße/Bonn-Brühler-Straße zu bauen.

Bürgermeister verweist auf Verkehrsgutachten

Wie Sven Hedwig vom Landesbetrieb auf GA-Anfrage mitteilt, habe man von der Stadt ein Verkehrsgutachten eingefordert, „um abschließend über die verkehrlichen Maßnahmen entscheiden zu können“. Bürgermeister Wolfgang Henseler ist hingegen zuversichtlich, dass die Ampel kommt und zur Entschärfung der Verkehrssituation beiträgt. Überdies habe ein Gutachten im April ergeben, dass das Baugebiet gut an das übergeordnete Straßennetz angebunden werden könne und die Auswirkungen auf die angrenzenden Straßen gering seien.

Zugleich weist Henseler die Befürchtungen zurück, dass Anwohner der Schubertstraße Teile ihrer Grundstücke für die Renaturierung des Mühlenbachs abgeben müssen. „Die Bachgrenze ist die Plangrenze“, so Henseler. Die Gegner wollen indes weiter gegen das Baugebiet protestieren. Die gelb-schwarzen Schilder dürften nicht das letzte Zeichen ihrer Ablehnung gewesen sein.

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