Mehr Luft für den Steinschmätzer

Bornheim-Brenig · Die junge Birke landete im Matsch, wurde grob von Zweigen befreit, dann zerrte Jonas sie zur Sammelstelle für gefällte Bäume. Der zwölfjährige Pfadfinder musste aufpassen, dass er nicht ausrutscht, denn an seinen Schuhsohlen klebte schon eine ganze Menge Tonerde. Zurück zu den anderen, es gab noch viel zu tun.

Bäumefällen als Naturschutzmaßnahme, das klingt zunächst wie ein Widerspruch. "Wir entfernen Dickicht, Birken, Kiefern und Brombeersträucher", erklärte Leiter Björn Leverenz von den Christlichen Pfadfindern Deutschlands (CPD), Ortsring Bonn. "Damit schaffen wir die Voraussetzungen, um ein Feuchtbiotop anzulegen." Es gehe darum, "die Gewässer freizustellen, damit die Amphibien bessere Laichergebnisse erzielen", ergänzte Achim Baumgartner, Vorsitzender des Bundes für Umwelt und Naturschutz Deutschland (BUND) im Rhein-Sieg-Kreis.

20 Pfadfinder ab zehn Jahren aus Alfter und Hangelar hatten sich bereiterklärt, bei diesem Vorhaben mitzuhelfen. Dem teils strömenden Regen trotzend arbeiteten Rebecca und Kilian (beide 10) gemeinsam mit einer großen Säge, während Noah (13) schon die große Axt schwingen durfte. Ganzer Körpereinsatz war gefragt. Im matschigen Gelände sollte man nicht zimperlich sein, und alle hatten trotz der anstrengenden Aufgabe ihren Spaß. Immerhin waren sie in der freien Natur, wo sich Pfadfinder wohlfühlen.

Die Jugendlichen lernten auch noch einiges. "Wir sollen nicht auf die Quarzsandhänge gehen, weil da die Tiere den Winterschlaf verbringen", erklärte Rebecca. Die Quarzsandgrube ist Naturschutzgebiet, niemand darf hinein, auch nicht zum Pilzesammeln. "Wir haben uns extra eine Genehmigung von der Gemeinde geholt, weil wir ja naturfördernde Maßnahmen durchführen", erklärte Eugen Deubel, Sprecher der Hardtbach-Paten und Mitglied im BUND Alfter, der unter anderem für die Mittagsversorgung der Pfadfinder zuständig war.

Besonderen Wert hat die seit mehr als 20 Jahren stillgelegte Grube laut Deubel für den Springfrosch, die Wechselkröte und den Steinkauz, der dort bisweilen gesichtet wird. "Die Kröten graben sich jetzt in den Quarzsand ein." Die Grube ist darüber hinaus als Brutgebiet für den Steinschmätzer, die Dorngrasmücke und das Schwarzkehlchen bekannt.

"Nut wer selbst mal Hand angelegt hat, wird später ein Auge auf den Naturschutz haben", meinte Leverenz. Schon auf den ersten Blick kann man in der Grube sehen, dass nicht jeder das Gelände als Naturschutzgebiet ansieht: Überall finden sich Mülltüten, Berge verrottenden Strohs, Picknick-Überreste und benutzte Paintball-Kugeln. Am Ende des Tages hatten sie eine beachtliche Fläche freigelegt, auf der sich Wasser sammeln kann. Hier können nun Laichtümpel für Amphibien angelegt werden, einen Termin dafür gibt es aber noch nicht

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort