Hochzeitsmode in Dersdorf Lucja Stenzel entwirft Brautkleider

BORNHEIM-DERSDORF · Wer sich als Designerin einen Namen gemacht hat, muss nicht in die Großstadt ziehen, um Kunden auf sich aufmerksam zu machen. Die Schneidermeisterin Lucja Stenzel sieht jedenfalls keinen Grund darin, ihr Zuhause im Grünen mitsamt Atelier in Dersdorf gegen eine andere Stadt zu tauschen.

 Ein 16-Stunden-Tag ist für sie normal: Lucja Stenzel in ihrem Atelier.

Ein 16-Stunden-Tag ist für sie normal: Lucja Stenzel in ihrem Atelier.

Foto: WOLFGANG HENRY

"Seit 28 Jahren bin ich nun selbstständig, aber zehn Jahre hat es schon gedauert, bis alles in Schwung kam."

Lucja Stenzel, die aus Polen stammt, studierte sogar einige Semester Modedesign. Als sie jedoch 1985 als Aussiedlerin nach Deutschland kam, entschied sie sich gegen eine Wiederaufnahme ihres Studiums, da sie die deutsche Sprache noch nicht beherrschte. "Ich habe mir das Sprechen selbst beigebracht, nur mit dem Schreiben hapert es leider immer noch ein bisschen."

In Köln angekommen, arbeitete sie mal hier und dort. So kam sie zufällig immer wieder mit Leuten zusammen, die ihr Talent bemerkten und sie wiederum anderen vorstellten. "Eigentlich ist das alles zufällig entstanden. Mein Traum war es früher nicht, Designerin zu werden. Ich hatte zwar ein Händchen für Stoffe und nähte meinen Puppen Kleidern, aber dass es in eine solche Richtung gehen könnte, ahnte ich nicht." Dies änderte sich, als sie den Pelzdesigner Alfredo Pauly aus Bad Neuenahr kennenlernte. "Wir haben 20 Jahre lang zusammengearbeitet, aber irgendwann war mir das Label 'Alfredo Pauly by Lucja Stenzel' zu wenig. Ich wollte nicht nur ein zusätzlicher Name im Etikett sein", sagt die 54-Jährige. Und so begann sie, Abendmode zu entwerfen - aus feinen Stoffen wie Taft, Organza und Seide. Der Erfolg kam mit den ersten Brautkleidern.

"Es ist ein Trugschluss zu denken, dass Kleider von der Stange günstiger sind. Die müssen in der Regel auch angepasst werden." Meistens dauert Lucja Stenzels Arbeitstag zwischen 14 und 16 Stunden. "Ich mache immer noch am liebsten alles alleine." Doch ganz ohne Hilfe geht es nicht: Unterstützt wird die Designerin von ihrer nunmehr zweiten Auszubildenden Larissa Mennigen, die in ihrem Atelier im zweiten Lehrjahr arbeitet.

"Früher habe ich nicht ausgebildet, und ich bin auch nie aktiv auf der Suche nach Azubis. Meistens entsteht das zufällig." So war ihre erste Auszubildende erst Praktikantin, die aber so begabt war, dass ihr Lucja Stenzel eine Ausbildung anbot. Doch entwirft die Dersdorferin nicht nur Kleider. Sie hat auch die im Oktober jährlich stattfindende Bonner Hochzeitsmesse "Verliebt! Verlobt! Wir heiraten!" ins Leben gerufen.

Dort stellt sie ihre eigene Brautkleiderkollektion, zu der ebenfalls Schuhe, Hüte, Schleier und Taschen gehören, aus und organisiert Modenschauen. Die Trends verfolgt die 54-Jährige auf Messen und im Fernsehen. "Nächstes Jahr wird Rosa die Farbe für Brautkleider", verrät Lucja Stenzel, die auch Größen jenseits des Standards von 38 bis 40 anbietet.

Sobald sie ein Kleid sieht, das ihr gefällt, zeichnet sie es schnell auf ein Blatt Papier. "Letztendlich ist das Kleid an der Puppe aber nie wie die Zeichnung", sagt die Designerin und lacht. Für jeden Kunden nimmt sie sich zwei bis drei Stunden. Und auch das Schneidern eines Kleids braucht Zeit. "Vier bis fünf Monate vor der Hochzeit sollte das Kleid schon bestellt werden."

Referenzen sind Schauspieler und Künstler, aber auch ganz normale Leute. "Meistens ist das alles Mundpropaganda. Der eine erzählt dem anderen von den Kleidern und manchmal kleide ich dann sogar die ganze Familie ein." Cocktailkleider schneidert sie besonders gern. "Doch egal, was es letztendlich wird, Hauptsache die Kunden sind glücklich."

Weitere Informationen im Internet unter www.lucjastenzel-design.de.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort