Die Anfänge des Bornheimer Schulwesens Lieber ins Feld statt in den Unterricht

BORNHEIM · Die Geschichte des Schulwesens in Bornheim und Umgebung im 18. und 19. Jahrhundert ist vor allem durch die Landwirtschaft geprägt. Der Einsatz der Kinder auf dem Feld machte einen geregelten Schulbesuch nahezu unmöglich.

 Die alte Walberberger Schule im Schatten der Gerichtslinde auf einer Postkarte aus dem Jahre 1924.

Die alte Walberberger Schule im Schatten der Gerichtslinde auf einer Postkarte aus dem Jahre 1924.

Foto: Sammlung Weffer/Stadtarchiv Bornheim

Nur sporadisch gingen die Jungen und Mädchen zur Schule - meistens in den Wintermonaten, da es in der Zeit nichts auf dem Feld zu tun gab; im Sommer jedoch kaum. Durch eine späte Einschulung mit acht Jahren, baldige Entlassung mit zwölf Jahren sowie erhebliche Fehlzeiten war die einfache Bevölkerung nur dürftig gebildet.

Während der Belagerungszeit durch die Franzosen seit 1794 kam das Schulwesen fast ganz zum Erliegen. Eine Schulpflicht gab es nicht. Das Lehrergehalt setzte sich aus Schulgeld zusammen, das die Eltern der Schüler zahlen sollten. Konnten die Eltern das Geld nicht aufbringen, waren sie von der Zahlpflicht entbunden. Für den Lehrer bedeutete dies, dass er zusehen musste, wie er über die Runden kam. Erst mit der Einführung der allgemeinen Schulpflicht 1825 in der Rheinprovinz unter preußischer Herrschaft (seit 1815), verbesserten sich die Umstände im Schulwesen.

Die erste Bornheimer Schule entstand Mitte des 18. Jahrhunderts. Der Urfelder Pfarrer Leonhard Offenberg spendete Geld an die Kirche zu Bornheim mit der Forderung, davon auch Schulunterricht zu finanzieren. Außerdem wurde das Schulwesen erheblich durch Gelder des Burgherren Johann Jakob von Walbott unterstützt. Damit war der Kauf von zwei aneinandergebauten Häusern an der Burgstraße möglich. Die Häuser dienten als Vikar- und Küsterhaus. Dort wurden die Kinder unterrichtet. Für die damalige Zeit konnte man von guten Schulverhältnissen sprechen. Während der Besetzung des Rheinlandes durch die Franzosen 1794 wurde der Schulbetrieb beinahe wieder eingestellt. Bemühungen, das Schulwesen in der Region im Sinne einer gemäßigten Aufklärung zu verbessern, scheiterten.

Der damalige Maire (Bürgermeister) stellte 1804 den ersten Gemeindelehrer Johann Wallraf ein. Wallraf, von Beruf ursprünglich Stellmachergeselle, bildete sich durch Abendkurse in Schreiben, Rechnen und anderen Gebieten weiter. Eine staatliche Prüfung absolvierte er 1807 mit Erfolg. Für seinen Unterricht verfasste er sogar eigene Lehrbücher. Einer seiner Schüler, Andreas Flohr, übernahm 1813 nachfolgend das Lehramt und übte es 58 Jahre lang aus.

In Merten existierte bis Anfang des 19. Jahrhunderts keine geregelte Schulbildung. Nur ab und an erhielten die Kinder Unterricht vom Küster. Das erste Schulgebäude wurde 1822 an der heutigen Beethovenstraße errichtet. Es war bald zu klein. Seminardirektor Pauli berichtete nach einer Schulinspektion 1841 über eine gesundheitliche Schädigung der Kinder. Der Klassenraum, der eigentlich für 70 Personen ausgerichtet war, umfasste 110 Schüler samt Lehrer.

Der Bau einer neuen Schule dicht neben der Kirche, an der Kirchstraße/Ecke Kreuzstraße, erfolgte 1870. 1967 wurde er abgerissen. In der Mertener Schulchronik schreibt der damalige Lehrer Demmer 1873 sowohl über den Arbeitsfleiß als auch über die Armut in der Bevölkerung. Darin heißt es: "Die Schulbildung bei der jetzt lebenden Generation ist eine äußerst mangelhafte, die Erziehung eine vielfach misslungene." Erst ab der Preußenzeit 1815 begann in Roisdorf das Schulwesen zu entstehen. Der erste Lehrer Franz Bilstein, 1815 eingestellt, war kaum für seinen Beruf geeignet. Wegen mangelnder Qualifikationen und Vorwürfen bezüglich Trunksucht und Umgang mit Prostituierten wurde er 1818 entlassen. Nachfolger wurde Hilger Thiesen, der das Amt bis 1839 ausführte. Die erste Dorfschule wurde in Roisdorf 1836 an der Brunnenstraße errichtet.

Wie sich die Besetzung der Franzosen auf den Schulbetrieb auswirkte, ist am Beispiel von Sechtem zu sehen. Die Lehrer waren chronisch unterbezahlt und kaum für den Unterricht geeignet. Zu allem Überfluss sollte seitens der französischen Regierung Französisch im Unterricht eingeführt werden, obwohl kein Lehrer die Sprache beherrschte.

Der damalige Bürgermeister Bollig schrieb anlässlich einer Schulvisitation am 10. Dezember 1806: "Es ist sehr unnütz, daß ich die Schulen besuche, denn sie sind allgemein in sehr schlechtem Zustand." Laut einer Verordnung des damaligen Präfekten aus dem Jahr 1810 mussten alle Schulen geschlossen werden, an denen die Lehrer des Französischen nicht mächtig waren. In einem weiteren Eintrag des Bürgermeisters vom Januar 1811 heißt es: "Alle Schulen sind in der Bürgermeisterei Sechtem geschlossen, weil die Lehrer kein Französisch verstehen." Das endgültige Ende beweist der Eintrag des Bürgermeisters vom 26. Juni 1812: "Wir haben weder Lehrer noch Schulen." Ein geregelter Volksschulunterricht wurde in Sechtem erst wieder 1815 unter preußischer Herrschaft aufgenommen.

Im Jahr 1874 wurde die Schule in Walberberg gebaut. Sie stand im Schatten der mächtigen, alten Gerichtslinde. Das Gebäude existierte bis in die 1960er Jahre. Im Mädchenpensionat "Zur heiligen Familie" in Merten lernten die jungen Frauen alles, was sie als künftige Hausfrauen und Mütter können mussten. Eine alte Postkarte aus der Sammlung von Herbert Weffer zeigt eine Klasse im Handarbeitszimmer.

Bereits 1852 wurde das Ursulinenkloster in Hersel eröffnet. Am 19. Juli begann der Unterricht für die 128 Schülerinnen der Elementarschule, aufgeteilt in lediglich zwei Klassen. Später zogen dann auch die ersten Schülerinnen ein. Während des sogenannten Kulturkampfes, durch den Bismarck den Einfluss der katholischen Kirche beschneiden wollte, musste die Schule 1874 für kurze Zeit geschlossen werden.

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