1,8 Millionen Euro in Hersel investiert Lebenshilfe Bonn gibt Menschen mit Behinderung ein Zuhause

Bornheim-Hersel · Die Lebenshilfe Bonn hat in Hersel ein Appartementhaus mit zwölf Wohnungen eröffnet. Die Marga-Loenertz-Stiftung investierte dort 1,8 Millionen Euro.

Ein selbstständiges Leben führen kann nicht jeder. Manch einer braucht Hilfe. Diese bekommen Menschen mit Behinderung von der Lebenshilfe Bonn. „Allerdings sollten wir uns besser in Lebenshilfe Bornheim umbenennen“, sagt Michael Baldus, der Vorsitzende der Stiftung. Denn da es in Bonn so wenig Wohnraum gebe, weiche die Lebenshilfe gerne auf Bornheim aus.

In Hersel ist nicht nur der Hauptsitz der Bonner Werkstätten, es gibt auch zwei Wohnhäuser – das Luise-Mittermaier-Haus und das Marga-Loenertz-Haus – und seit August vergangenen Jahres eine inklusive Kindertagesstätte, die noch ausgebaut werden soll. Die Bewohner des Marga-Loenertz-Hauses am Ortseingang von Hersel feierten am Wochenende die Einweihung ihres neuen Stiftungshauses.

Marga Loenertz stiftete 2007 schon einen Teil ihres Grundstückes und vor eineinhalb Jahren nun auch ihr Elternhaus und den Rest des Grundstückes. Hier entstand das Stiftungshaus, in dem zwölf Menschen seit Ende Juni in Einzelappartements wohnen können. 1,8 Millionen Euro hat die Stiftung investiert. Das Ergebnis präsentierten die neuen Bewohner, die Betreuer, der Vorstand und der Geschäftsführer der Lebenshilfe, Andreas Kimpel, voller Stolz.

Jacqueline Schmitz wollte, wie andere in ihrem Alter, aus der Obhut ihrer Eltern raus und ihr eigenes Leben führen. Die 22-Jährige nahm die Anwesenden, darunter auch Petra Heller, stellvertretende Bürgermeisterin von Bornheim, mit in ihr Appartement im ersten Obergeschoss. Ihre Möbel konnte sie selber aussuchen und in die etwa 45 Quadratmeter große Wohnung mitnehmen. So manch ein Bewohner beneidet sie um ihre große, rot strahlende Küchenzeile. Das neue Stiftungshaus und das ehemalige Elternhaus, wo vier Menschen mit Behinderung leben, sind durch einen Wintergarten miteinander verbunden. „Rein optisch soll alles zusammenwachsen“, sagt Kimpel. Aber nicht nur rein optisch, denn beim betreuten Wohnen könne man auch mit seinen Nachbarn im Gemeinschaftsraum Kontakt aufnehmen. „Wir bestellen gerne zusammen Pizza“, sagt Martin Zitzke, der seit 2013 im Elternhaus wohnt. Der 61-Jährige arbeitet seit 42 Jahren in den Bonner Werkstätten und „wenn ich nach Hause komme, kann ich meine Hausarbeit selber erledigen und den Abend genießen.“

„Es ist schön, dass man seine Wohnungstür hinter sich zumachen kann und alleine sein darf. Wenn man Lust auf den Kontakt mit anderen hat, geht man in den Gemeinschaftsraum“, sagt Heller. Denn „die Menschen brauchen nicht rund um die Uhr betreut werden. Es ist ein Zuhause mit Hilfe“, erklärt Iwona Stövesandt, Verbundleiterin des Ambulant Unterstützten Wohnens. Wie die Betreuung genau aussieht, komme auf die Person an, aber fünf bis zehn Stunden in der Woche werden die meisten von einer Pflegekraft unterstützt. Auf Loenertz' Grundstück sind nun 40 Menschen im Alter von 21 bis 60 Jahren untergebracht, „die im freien Wohnungsmarkt nicht leben könnten“, sagt Stövesandt.

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