Wahlen in den USA Konsularbeamte Whitney S. Wiedeman brachte Europaschülern US-Wahlkampf näher

BORNHEIM · Der US-Wahlkampf ist in Bornheim nicht nur im Fernsehen, sondern spätestens seit gestern auch in der Europaschule Bornheim angekommen: und zwar in Person von Whitney S. Wiedeman, Leiter der Politischen Abteilung des amerikanischen Generalkonsulats Düsseldorf.

 TV-Debatte (oben), Diskussion mit Schülern in Bornheim: Whitney S. Wiedeman erläutert auch unpopuläre Ansichten.

TV-Debatte (oben), Diskussion mit Schülern in Bornheim: Whitney S. Wiedeman erläutert auch unpopuläre Ansichten.

Foto: Wolfgang Henry

Er brachte den Jahrgangsstufen 12 und 13 der Gesamtschule nicht nur die amerikanische Sicht auf den Wahlkampf und die US-Politik näher. Er gab auch Einblicke in die Welt eines Regierungsrepräsentanten und ging dabei auf die Fragen der Schüler ein, die sich nicht davon abschrecken ließen, dass Wiedeman Englisch sprach.

Am meisten beschäftigte die Schüler die Frage, wie sich das Verhältnis zwischen Europa und den USA verändern könnte, wenn Barack Obamas Herausforderer Mitt Romney zum neuen Präsidenten gewählt würde. Wiedeman überraschte das junge Publikum mit der Antwort: "Romney könnte wirklich gut sein für Deutschland - mal abgesehen von dem fehlenden Support." Denn schließlich habe Romney Obama dafür kritisiert, dass er sich zu wenig mit Europa beschäftige, und werde das selbst sicher anders machen.

Abgesehen davon, betonte der Amerikaner, verhalte es sich mit dem Verhältnis der USA zu Europa in etwa wie bei seiner Mutter und ihm als ihr Sohn: "Ich kann mich mit meiner Mutter streiten, aber unser Verhältnis verändert sich dadurch nicht." Europa sei näher zusammengerückt und habe weniger Krisenherde als früher.

Auf das Verhältnis zu Russland angesprochen, verglich Wiedeman Putin mit Venezuelas Präsident Hugo Chávez, der seine Minister im öffentlichen Fernsehen feuere. "Russland ist kein Feind, aber ob es unser Freund ist oder nicht, ist die Frage."

Der Diplomat war sich natürlich bewusst, dass die politische Einstellung vieler Deutschen im Verhältnis zu amerikanischen Maßstäben äußerst links einzuordnen sei. Der Texaner versuchte dennoch oder vielleicht gerade deshalb, den Schülern auch die Seite der von vielen Deutschen als extrem konservativ wahrgenommenen Republikaner schmackhaft zu machen: "George W. Bush spricht gut Spanisch", sagte er, er habe es nur nie eingesetzt.

Dass Obamas Gesundheitsreform so umstritten ist, liege auch daran, dass die Amerikaner sich nicht gerne vorschreiben ließen, was sie zu tun hätten. Obama werde in Europa geliebt, denn "sein Lächeln kommt an". Hierzu gab es Protest aus den Reihen der Schüler: "Es sind doch wohl eher die Inhalte, wie zum Beispiel seine Einstellung zur Homosexualität, die zählen."

Zum Thema Abtreibungen erläuterte der leitende Konsularbeamte: "Dass auch eine Schwangerschaft, die durch Vergewaltigung entsteht, von Gott gewollt sein könnte, ist sicherlich eine enge Sicht in der Frage nach dem Recht auf Leben." Andererseits könne er die Kritik der Deutschen nicht nachvollziehen, dass religiöse Einstellungen den US-Wahlkampf beeinflussten, denn hier sei es doch ähnlich: "Ich kann mich an die Empörung von Hannelore Kraft erinnern, als am Karfreitag eine Oper aufgeführt werden sollte."

Nach den größten Schwächen der beiden Spitzenkandidaten gefragt, antwortete Wiedeman: "Bei Obama ist es eindeutig die Wirtschaft. Sie ist nur ganz leicht besser geworden." Für Romney sei dagegen das heimlich aufgenommene Video zum größten Handicap geworden, bei dem sich dieser abfällig über 47 Prozent der Amerikaner geäußert hatte, die keine Einkommensteuer zahlen würden.

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