Flüchtlingsunterkünfte in Bornheim und Hersel Ja zu zwei Wohncontainern

BORNHEIM · Das Thema drängt: Die drei bestehenden Flüchtlingsunterkünfte in Bornheim sind überbelegt und täglich gehen weitere Zuweisungen ein. Schon heute erwartet die Stadt Bornheim laut Sozialdezernent Markus Schnapka eine weitere fünfköpfige Flüchtlingsfamilie.

 In Hersel wird der Wohncontainer für Asylbewerber nun auf dem Gelände der Firma Collo und nicht an der Domhofstraße aufgestellt.

In Hersel wird der Wohncontainer für Asylbewerber nun auf dem Gelände der Firma Collo und nicht an der Domhofstraße aufgestellt.

Foto: Roland Kohls

"Und das geht jetzt jeden Tag so weiter", sagte Schnapka in der jüngsten Ratssitzung. "Wir müssen so schnell wie möglich zusätzlichen Wohnraum schaffen." Deshalb hat der Rat nun beschlossen, sofort zwei Wohncontainer für je 20 Flüchtlinge zu errichten.

Sie sollen für drei Jahre am Sechtemer Weg in Bornheim sowie auf einem Grundstück der Firma Collo an der Simon-Arzt-Straße in Hersel entstehen. Kostenpunkt: Etwa 167 000 Euro für die Containeranlagen jährlich plus etwa 4000 Euro Pacht an die Firma Collo pro Jahr. Die Entscheidung fiel einstimmig.

Damit wird der Container in Hersel einen anderen Standort bekommen als zunächst geplant; er war von der Verwaltung in einer Vorlage für den Sozialausschuss noch für die Domhofstraße vorgesehen. Der Sozialausschuss hatte die Entscheidung jedoch, wie berichtet, an den Rat verwiesen, um die Ergebnisse zweier Bürgergespräche einbeziehen zu können.

Die Stadt sei dann zu dem Ergebnis gekommen, dass der Standort an der Simon-Arzt-Straße, den Bürger eingebracht hatten, besser geeignet sei als die Domhofstraße, sagte Schnapka. Es habe "sehr intensive Bürgergespräche" gegeben.

Besonders für den Raum Hersel seien viele alternative Vorschläge und auch eine Unterschriftenliste eingegangen, so der Sozialdezernent weiter. Mit dieser wandten sich mehr als 200 Bürger gegen einen Wohncontainer an der Domhofstraße. Die Begründung: Das 450 Quadratmeter große Grundstück sei für eine Flüchtlingsunterkunft zu klein, es bleibe kaum Außenfläche übrig.

Die Grundstücke am Sechtemer Weg und der Simon-Arzt-Straße bieten laut Schnapka nun die beste Wohnqualität - nach Abwägung verschiedener Faktoren, wie der Verkehrsanbindung und der Einbindung ins Wohnumfeld. "Sie sind aber nicht der Idealstandort", betonte der Sozialdezernent.

Grundsätzlich sind die Wohncontainer nur als Übergangslösung für drei Jahre gedacht. Die Zeit möchte die Stadt nun nutzen, um Wohnheime in Festbauweise zu planen und zu bauen. Neue Standorte sollen dafür gemeinsam mit den Ortsvorstehern ausgelotet werden.

Die Ratsmitglieder hoben in der Sitzung die gute Zusammenarbeit und das hohe Engagement der Bürger hervor, die sich trotz der kurzfristigen Entscheidung mit vielen Vorschlägen eingebracht hätten. Bornheim sei mit diesem Beschluss auf einem guten Weg. Heinz Müller (UWG) machte aber auch deutlich, dass "morgen schon weitere Standorte festgelegt werden müssen".

Bürgermeister Wolfgang Henseler sagte: "Wir würden uns auch freuen, wenn wir noch andere Unterbringungsmöglichkeiten hätten, zum Beispiel Wohnungen." Die Stadt habe inzwischen auch Objekte angeboten bekommen. "Ich will aber nicht ausschließen, dass wir in Kürze wieder auf den Rat zukommen."

Bornheimer Erklärung

Einstimmig hat der Rat auch der Bornheimer Erklärung für Respekt, Akzeptanz und Toleranz zugestimmt. Sie war nach den Gewalttaten um das Junggesellenfest in Walberberg und dem Auftauchen von Publikationen aus dem rechten Spektrum vom Arbeitskreis "Respekt und Akzeptanz" erarbeitet worden. Sie besagt unter anderem, dass man Flüchtlingen beistehen und rechtsextremen Initiativen entgegenwirken wolle.

Unterbringung der Flüchtlinge

In der Stadt Bornheim sind zurzeit 144 Asylbewerber untergebracht, verteilt auf drei Unterkünfte in Merten, Waldorf und Bornheim. Weitere Unterbringungsmöglichkeiten sind nicht vorhanden. Besonders die Situation in Merten ist angespannt, dort leben derzeit 66 Menschen.

Ausgelegt ist die Unterkunft jedoch nur für 45 Personen. Das hat bereits Lärmprobleme mit sich gebracht, die die Stadt mit weiteren Unterkünften minimieren will.

Außerdem hat der Sozialausschuss vor wenigen Wochen beschlossen, zum schnellstmöglichen Zeitpunkt einen Wohlfahrtsverband mit der Betreuung von Flüchtlingen in Form einer Sozialarbeiterstelle zu beauftragen. In der Stadt ist momentan eine Sozialarbeiterin für die Übergangsheime zuständig.

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