Behinderte und Beruf Inklusion am Arbeitsplatz

BORNHEIM-HERSEL · Norbert Röttgen besucht die Werkstätten der Bonner Lebenshilfe in Hersel. Nur ganz wenige Menschen mit geistiger Behinderung schaffen den Sprung in den ersten Arbeitsmarkt.

 Norbert Röttgen (Mitte) zeigte sich beeindruckt von den Leistungen der schwerstbehinderten Mitarbeiter in den Bonner Werkstätten.

Norbert Röttgen (Mitte) zeigte sich beeindruckt von den Leistungen der schwerstbehinderten Mitarbeiter in den Bonner Werkstätten.

Foto: Stefan Hermes

„Wir wollen Sie für das Thema sensibilisieren“, begrüßte Geschäftsführer Andreas Heß den Königswinterer CDU-Bundestagsabgeordneten Norbert Röttgen in den Herseler Werkstätten der Lebenshilfe Bonn. Das Thema des knapp zweistündigen Besuchs von Röttgen betraf den Austausch über den vor seiner Verabschiedung stehenden Entwurf zu dem sogenannten Bundesteilhabegesetz, mit dem die Behindertenpolitik in Deutschland weiterentwickelt werden soll.

CDU, CSU und SPD haben sich in ihrem Koalitionsvertrag darauf verständigt, die Leistungen an Menschen, die aufgrund einer wesentlichen Behinderung nur eingeschränkte Möglichkeiten haben, aus dem bisherigen Fürsorgesystem herauszunehmen und die Eingliederungshilfe zu einem modernen Teilhaberecht weiterzuentwickeln. Leistungen sollen nicht länger institutions-, sondern personenzentriert bereitgestellt werden.

Noch vor sieben Jahren formulierte Bundesarbeitsministerin Andrea Nahles bei ihrem Besuch in den Bonner Werkstätten das Ziel, dass fünf Prozent der inzwischen 1130 Menschen mit geistiger und/oder körperlicher Behinderung, die dort arbeiten, in den ersten Arbeitsmarkt übergehen sollten. Sowohl Heß, als auch die an dem Treffen mit Norbert Röttgen beteiligten Prokuristen Isabel Torres-Ehm und Bernd Runte. pädagogische und kaufmännische Leiter, bezeichneten diese Vorgabe als illusorisch.

Diese Quote wurde vom Kostenträger, dem Landschaftsverband Rheinland festgeschrieben. Die Praxis sieht anders aus: In den Bonner Werkstätten der Lebenshilfe liegt sie bei 0,15 Prozent. Geschäftsführer Heß ist froh, dass es in NRW eine „Rheinische Lösung“ gibt, die das Mindestmaß der Produktivität seiner behinderten Mitarbeiter nicht festschreibt.

„Es ist ein ungeheurer Erfolg für einen schwerstbehinderten Mitarbeiter, wenn es ihm gelingt, einen Knopf zu betätigen, der eine Maschine in Gang setzt“, so Torres-Ehm. Ein wesentlicher Aspekt sei, dass der Mitarbeiter sich dabei nicht mehr als Leistungsempfänger empfindet, sondern sich faktisch in einem arbeitnehmerähnlichen Verhältnis zu den Bonner Werkstätten befindet.

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