Passionszeit In der Markuskirche im Alfterer Pfarrheim Musik

BORNHEIM/ALFTER · Unter dem Motto "Herzlich lieb hab ich dich, o Herr" boten der Kirchenchor der Evangelischen Kirchengemeinde Vorgebirge und der Posaunenchor Bornheim am Sonntagabend in der Markuskirche in Hemmerich eine gemeinsame Musik zur Passion.

 In Hemmerich: Der Kirchenchor der Evangelischen Kirchengemeinde Vorgebirge zusammen mit dem Posaunenchor Bornheim. Es dirigiert Michael Geffert (rechts).

In Hemmerich: Der Kirchenchor der Evangelischen Kirchengemeinde Vorgebirge zusammen mit dem Posaunenchor Bornheim. Es dirigiert Michael Geffert (rechts).

Foto: Roland Kohls

"Es ist schön, dass unser Kirchenchor und der Posaunenchor nach langer Zeit wieder einmal zusammengefunden haben", sagte Kirchenmusikerin Marie-Susann Rothschild, der die Gesamtleitung oblag. Posaunenchorleiter Michael Geffert freute sich besonders auf die Gegenüberstellung zeitgenössischer Kompositionen wie "Kyrie" von Steven Dobrogosz und "Agnus Dei" von Dieter Wendel mit klassischen Werken.

"Die Passionszeit bietet eine große Auswahl an Musikstücken. Es ist sehr interessant, wie unterschiedlich die Komponisten dieselbe Thematik musikalisch umgesetzt haben", meinte Geffert. Krankheitsbedingt hatten sowohl der Kirchenchor als auch der Posaunenchor viele Ausfälle zu beklagen - dennoch gelang es den 25 Sängern ebenso wie den 15 Bläsern, die anspruchsvollen Werke sicher umzusetzen. Friederike Sasse und Hans-Jürgen Eimer begleiteten den Chor mit der Querflöte und am Klavier.

Während der Posaunenchor das Lied "Herzlich lieb hab ich dich, o Herr" in den Versionen von Helmut Schütz und Dieterich Buxtehude vortrug, hatte sich der Kirchenchor Johann Sebastian Bachs Bearbeitung angenommen. "Dieses aus der Feder des Dichters Martin Schalling stammende Stück ist vielen aus dem Gesangbuch bekannt. Auch wenn nicht jeder den Inhalt unterschreiben würde - die von den Komponisten liebevoll gestalteten Zeilen drücken eine Innigkeit aus, die uns Trost finden lassen", so Rothschild.

Große Unterschiede in der Interpretation erlebten die Zuhörer auch in den beiden "Kyrie"-Versionen von Charles Gounod (1818-1893) und Steve Dobrogosz (geboren 1956), die dem Chor höchste Konzentration abverlangten. Auch das vom Posaunenchor vorgetragene "Agnus Dei" von Wolfgang Amadeus Mozart und "Christe du Lamm Gottes" von Dieter Wendel setzten Akzente.

Musik zur Passionszeit im Alfterer Pfarrzentrum

Über das Klavier-Quartett g-moll KV 478 von Wolfgang Amadeus Mozart schrieb ein unbekanntes Lästermaul, die vier Instrumente Klavier, Violine, Viola und Violoncello passten nicht in vier Takten zusammen. Dieses Zitat aus dem "Journal für Luxus und Mode" aus dem Jahre 1788 verlas der Pianist Engelbert Hennes vor der Aufführung eben jenes Mozart-Werkes am Sonntag im katholischen Pfarrheim Sankt Mathäus.

Man dürfe das Quartett nur in einem stillen Zimmer vor höchstens zwei, drei Personen "höchst präzise" spielen, riet der gestrenge Kritiker damals. Ganz so falsch mag er nicht gelegen haben. Denn auch in Alfter entfaltete das Klavier im Allegro seine ganze Macht, während Heinz Schöbel an der Violine, Gertrud Schmidt (Viola) und Henrike Heider (Violoncello) sich kaum durchsetzen konnten. Wie ein mächtiger Dampfer rollte das Piano über die sanften Wellen der Streicher.

Das Werk heißt nicht umsonst Klavier-Quartett. Erst im zweiten Satz, dem Andante, gab sich das Klavier versöhnlicher, schien den Streichern zu schmeicheln, sie einzuladen, ließ sich gar auf einen kleinen Dialog mit dem Cello ein. Zu Mozarts Zeit waren solch voluminöse Flügel noch nicht üblich, räumte Hennes ein. Aber auch die Streichinstrumente seien damals noch kleiner gewesen.

Dass es auch anders geht, bewies dann der zweite Teil des Konzerts. Zum einen kommt bei Franz Schuberts Klavier-Quintett A-Dur D 667 noch der Kontrabass hinzu, hier gespielt von Jürgen Fichtner. Das gibt den Streichern gleich ein ganz anderes Volumen, obwohl Fichtner sein dickes Instrument zurückhaltend einbrachte.

Zum anderen hat Schubert in dieser als "Forellen-Quintett" berühmt gewordenen Komposition die Gewichte anders verteilt. Im Andantino zum Beispiel mit seinem Ohrwurm-Thema geben die Streicher den Ton an. Das Publikum im voll besetzten Saal wusste das zu schätzen und bekam für seinen kräftigen Applaus als Zugabe eine kleine Wiederholung aus dem Forellen-Quintett.

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