Kabarettist Rainer Schmidt "Ich erzähle viele Geschichten von mir"

BORNHEIM · Er ist ein Tausendsassa: Der evangelische Theologe Rainer Schmidt aus Bonn arbeitet als Dozent und Kabarettist. Ebenso ist er mehrfacher Goldmedaillengewinner im paralympischen Tischtennis. Geboren wurde er ohne Unterarme und mit verkürztem rechten Oberschenkel. Im GA-Interview erzählt er, warum er seine Behinderung mit Humor nimmt und wieso man ohne Arme keine Langeweile hat. Am 11. Februar tritt er im Bornheimer Rathaus auf.

 Theologe, Kabarettist und Goldmedaillengewinner im paralympischen Tischtennis: Für Rainer Schmidt ist seine Behinderung kein Grund Trübsal zu blasen.

Theologe, Kabarettist und Goldmedaillengewinner im paralympischen Tischtennis: Für Rainer Schmidt ist seine Behinderung kein Grund Trübsal zu blasen.

Foto: Ronald Friese

Ihr Kabarettprogramm heißt "Däumchen drehen - keine Hände, keine Langeweile". Ist mein Leben also langweiliger als Ihres, weil ich anders als Sie Hände habe?
Rainer Schmidt: Das könnte sein. Aber ich kenne Ihr Leben ja nicht. Der Titel bezieht sich darauf, dass ich aufgrund meiner fehlenden Arme immer wieder in außergewöhnliche Situationen stolpere. Anfangs war ich gekränkt, wenn mir Mitleid entgegengebracht wurde. Dann habe ich gemerkt, dass es darauf ankommt, wie ich mit solchen Situationen umgehe.

Wie tun Sie das?
Schmidt: Ich mache zum Beispiel einen Witz. Ganz allgemein nehme ich solche Situationen zum Anlass, mein Leben schöner zu machen und mich nicht mehr ausgegrenzt zu fühlen.

Können Sie ein Beispiel dafür nennen?
Schmidt: Im Supermarkt starrte mich einmal ein kleiner Junge an und sagte: "Du hast ja kurze Arme." Ich habe dann geantwortet: "Und Du hast kurze Beine." Er war zunächst ganz verdutzt. Ich habe ihm dann von meiner Behinderung erzählt. Ich hätte auch pampig sein können. Aber ich bin niemandem böse. Die Leute können ja nicht wissen, wie ich behandelt werden will.

Waren Sie schon einmal von zu viel Mitleid genervt?
Schmidt: Natürlich muss ich mir immer wieder helfen lassen. Ich mache das dann aber ganz bewusst. Ich unterscheide zwischen schlichter Höflichkeit und Menschen, die mir alles abnehmen und mich bedienen wollen. Allerdings bin ich erwachsen genug, um mich nicht wirklich darüber zu ärgern. Außerdem bin ich nur an meinen Armen behindert, nicht an meinem Willen.

Auf was dürfen sich die Zuschauer bei einem Kabarettabend mit Ihnen freuen?
Schmidt: Ich erzähle viele Geschichten von mir und anderen Menschen über den Umgang mit der Tatsache, dass ich so kurze Arme habe. Ich nehme die Menschen mit auf eine Reise durch mein Leben und stelle verschiedene Strategien vor, mit einer Behinderung umzugehen. Als Kabarettist habe ich die Möglichkeit, dabei zu übertreiben. Als Pfarrer muss ich immer die Wahrheit sagen. Obwohl: Ich bin ja rheinischer Pfarrer, da kann man auch mal auf der Kanzel übertreiben (lacht).

Sie wurden in einem kleinen Dorf geboren. Wie haben Sie ihre Kindheit erlebt?
Schmidt: Das war eine gute Zeit. Die Menschen im Dorf hatten sich an mich gewöhnt, bevor mir überhaupt klar wurde, dass ich mich von anderen unterschied. Als es mir bewusst wurde, war das für die anderen schon normal.

Sie sind evangelischer Theologe und Pfarrer. Eignet sich Kirche als Sujet fürs Kabarett?
Schmidt: Alles, was an sich skurril ist, eignet sich für Kabarettisten, es nochmals zu überzeichnen und gegen den Strich zu bürsten. Insofern sind besonders die Kirchen dafür extrem anfällig. Es gibt auch viele Kirchenkabarettisten. Ich würde mich aber nicht als solcher bezeichnen. Kirche kommt in meinem Programm nur am Rand vor.

Wie wäre es denn dann einmal mit einem Kirchenkabarett-Programm?
Schmidt: Im Moment komme ich kaum dazu, neue Nummern zu entwickeln. In drei Jahren will ich aber ein neues Programm haben. Kirche wird wohl kein Thema werden, eher der Bereich Schule und Bildung. Oder auch die Politik. Alleine aus den täglichen Meldungen ergibt sich schon Stoff dafür.

Zur Person

Rainer Schmidt wurde 1965 in Gaderoth, einem Ortsteil von Nümbrecht, geboren. Er kam ohne Unterarme und mit verkürztem rechten Oberschenkel zur Welt. Als Tischtennisspieler gewann er mehrmals Gold bei den Paralympischen Spielen. Der studierte Theologe arbeitet als Dozent am Pädagogisch Theologischen Institut der Evangelischen Kirche im Rheinland in Bonn. Zudem ist er als Referent und Kabarettist tätig.

Auftritt in Bornheim

Mit seinem Programm "Däumchen drehen - keine Hände, keine Langeweile" tritt Rainer Schmidt am Dienstag, 11. Februar, im Bornheimer Rathaus, Rathausstraße 2, auf. Beginn ist um 20 Uhr. Der Eintritt beträgt 10 Euro an der Abendkasse, im Vorkauf 8 Euro. Vorverkaufsort ist die Geschäftsstelle der Volkshochschule Bornheim/Alfter, Alter Weiher 2, Bornheim.

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