Comedy mit Bernd Stelter in Hersel „Ich bin wirklich gerne verheiratet“

Bornheim-Hersel · Bernd Stelter philosophiert in der ausverkauften in Hersel Rheinhalle über die Ehe und schlägt dabei auch leise Töne an.

 Heimspiel: Der Wahl-Herseler Bernd Stelter gastiert in der Rheinhalle in Hersel

Heimspiel: Der Wahl-Herseler Bernd Stelter gastiert in der Rheinhalle in Hersel

Foto: Axel Vogel

Etwa 450 Meter Luftlinie trennten Bernd Stelter bei seinem Auftritt in der Herseler Rheinhalle von seinem Zuhause. Und obwohl viele Besucher eine ähnlich kurze Anreise gehabt haben dürften, sorgte die mit mehr als 600 Zuschauern ausverkaufte Veranstaltung dafür, dass in dem Rheinort am Donnerstagabend kurzfristig Parkplatznotstand ausbrach.

Für den großen Zuspruch bedankte sich der Wahl-Herseler auf seine Art: Bevor der 55-jährige Comedian um kurz vor 23 Uhr mit einem sympathischen „Wir sehen uns beim Bäcker!“ schloss, hatte er sein Publikum zweieinhalb Stunden lang vortrefflich unterhalten.

Nach Programmen über den turbulenten Familienalltag („Papa ist 'ne Knackwurst“), renitente Jugendliche („Pubertät ist mehr als Pickel“) und eine positive Lebenseinstellung („Mundwinkel hoch“) stand anlässlich seiner nahenden Silberhochzeit diesmal die Ehe im Mittelpunkt seiner Betrachtungen.

Nun kann man nicht behaupten, dass dieses Thema noch nicht ausgiebig humoristisch verwurstet worden wäre – nur kam der Bund fürs Leben dabei bisher nie wirklich gut weg. Bei Bernd Stelter sieht das anders aus: Daran, dass die Frohnatur, die „ab und zu mal ab und zu nimmt“, gerne seit 24 Jahren und elf Monaten mit seiner Frau Anke verheiratet ist, gibt es keinen Zweifel. Auch wenn der Titel des Programms „Wer heiratet, teilt sich die Sorgen, die er vorher nicht hatte“, anderes vermuten lässt.

Wer nackten Klamauk erwartet hatte, wurde überrascht. Denn „Bernie Bärchen“ kann auch leise: „Ich bin wirklich gerne verheiratet. In dieser Hinsicht hatte ich aber auch großartige Vorbilder“, sagt er, setzt sich ans Klavier und gewährt dem Publikum Einblicke in seine Familiengeschichte. Seine Eltern haben ihren Schwur gehalten, waren einander treu bis in den Tod. Es wird ganz still im Saal.

Auch an anderer Stelle, als er als Oberstudiendirektor am „Rosamunde-Pilcher-Gymnasium“ plötzlich Erich Kästners „Sachliche Romanze“ rezitiert, ist der Übergang vom Prusten zum Kloß im Hals fließend.

„Die Zeit zwischen 'Ich dich auch' und 'Du mich auch' nennt man Beziehung“, meint Stelter und wundert sich nicht, dass Bücher, Liebesfilme oder Fernsehserien die Geschichte meist nur bis zum „Ich dich auch“ erzählen – danach wird’s nämlich anstrengend.

Ein paar Gemeinplätze hat der Herseler freilich auch im Gepäck – aber er formuliert sie wenigstens hübsch: Wenn er mit einer unheilbaren Grippe gestraft werde, ziehe er sich zum Sterben aufs Sofa zurück. Seine Frau sei da viel härter: „Wenn meine Frau Halsschmerzen hat, ist das so, und dann geht sie los und kauft sich was gegen Hals. Eine neue Handtasche oder so.“

Ob als Festredner bei einer Silberhochzeit, als Standesbeamter oder als verliebter Oberstudiendirektor, der sich nur für die „Köpfchengröße“ einer Frau interessiert: Das Publikum liegt ihm zu Füßen. Auch in der Rolle des prolligen Jugendlichen mit der Hose in der Kniekehle – was sich ohne Weiteres auf der Bühne einrichten ließ – schien sich Stelter pudelwohl zu fühlen.

Auf das Geheimnis einer glücklichen Ehe wollte er übrigens keine pauschale Antwort geben. Wichtig sei ihm, neugierig aufeinander zu bleiben, sich ab und zu wieder neu ineinander zu verlieben und auch mal weg zu sein, um sich auf das Wiedersehen zu freuen. Letzteres gilt auch für seine Auftritte in Hersel. Nach einer langen Zugabe mit „Ich hab' drei Haare auf der Brust“ und „Ich bin ein Clown“ versprach er: „Mit dem nächsten Programm komme ich wieder.“ Und beim Bäcker sieht man sich ja sowieso.

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