Schule in Bornheim Humboldt-Gymnasium schafft verpflichtenden Ganztag ab

Bornheim · Das Bornheimer Alexander-von-Humboldt-Gymnasium hatte im Juni beschlossen, zum Schuljahr 2020 den Wechsel zur freiwilligen Nachmittagsbetreuung zu beantragen. Die Politik gewährt die Abkehr vom gebundenen Ganztag.

 Das Alexander-von-Humboldt-Gymnasium in Bornheim möchte im nächsten Schuljahr seinen Schülern eine flexiblere Mittagsbetreuung anbieten.

Das Alexander-von-Humboldt-Gymnasium in Bornheim möchte im nächsten Schuljahr seinen Schülern eine flexiblere Mittagsbetreuung anbieten.

Foto: Hans-Peter Fuß

Soll das Bornheimer Alexander-von-Humboldt-Gymnasium (AvH) das System des gebundenen Ganztags verlassen und die Übermittagsbetreuung der Schüler stattdessen über das Modell Halbtag Plus realisieren? Mit dieser Frage beschäftigte sich am Mittwoch der Ausschuss für Schule, Soziales und demografischen Wandel in einer von CDU, FDP und UWG beantragten Sondersitzung. Anlass für die außerplanmäßige Zusammenkunft war ein Beschluss der Schulkonferenz des AvH.

Das Gremium, das aus Vertretern der Lehrer-, Eltern- und Schülerschaft besteht, hatte im Juni 2019 mit der Stimme des Schulleiters Christian Dubois beschlossen, zum Schuljahr 2020 den Wechsel in den Halbtag Plus zu beantragen. Die Politik folgte dem Anliegen der Schule mehrheitlich: Bei fünf Gegenstimmen der SPD und zwei Enthaltungen sprach sich der Schulausschuss dafür aus, den gebunden Ganztag ab dem Schuljahr 2020/21 aufsteigend mit den jeweiligen Aufnahmen in die Klassenstufe fünf zugunsten des Systems Halbtag Plus aufzugeben. Somit können Eltern von Schülern der Klassen fünf bis acht entscheiden, ob ihr Kind am Nachmittagsangebot mit Arbeitsgemeinschaften (AG) und Hausaufgabenbetreuung teilnimmt oder um 13.05 Uhr den Heimweg antritt.

Zum Hintergrund

Die Stadt Bornheim hat als Schulträger unter Einbeziehung der Bezirksregierung da­rüber zu entscheiden, welche Form der Ganztags- und Betreuungsangebote in der Primarstufe und Sekundarstufe 1 zur Verfügung stehen. Politisch zuständig ist der Ausschuss für Schule, Soziales und demografischen Wandel. In ihrem Antrag auf eine Sondersitzung hatten CDU, FDP und UWG der Verwaltung eine mangelnde Einbindung des Gremiums vorgeworfen. Die Sondersitzung sei nötig, um der Schule und den Eltern Planungssicherheit zu geben. Die nächste reguläre Ausschusssitzung findet am 21. Januar statt.

Wie Bornheims Beigeordnete Alice von Bülow erklärte, habe die Stadt den Antrag der Schulkonferenz konstruktiv begleitet. Zunächst sei versucht worden, ein alternatives Modell für das AvH zu schaffen: Der Vorschlag, den Ganztag im Rahmen eines Pilotprojekts nur für die Jahrgangsstufen fünf und sechs beizubehalten und anschließend in den höheren Stufen auf das System Halbtag Plus umzustellen, wurde vom Ministerium für Schule und Bildung des Landes Nordrhein-Westfalen abgelehnt. Die Bezirksregierung wiede­rum wies auf die Zweckbindung der mit Unterstützung von Fördermitteln 2012 errichteten Mensa hin, die für den Aufenthalt und die Verpflegung im Rahmen der Übermittagsbetreuung beantragt worden waren. Solange die Räume auch im System Halbtag Plus im Sinne des Förderzwecks genutzt werden, besteht laut Bezirksregierung jedoch kein Anlass, Konsequenzen zu ziehen. Eine Prüfung behält sie sich vor. Der gewährte Zuschuss betrug 100.000 Euro.

Wie argumentiert die Schulkonferenz?

Schulleiter Christian Dubois nutzte die Gelegenheit, den Ausschussmitgliedern die Gründe für den angestrebten Systemwechsel darzulegen und um eine rasche Entscheidung im Sinne der Schulkonferenz zu bitten.

Aus dem „Muss“ des verpflichtenden Ganztags, der neben dem Nachmittagsunterricht AG und Lernzeiten vorsieht, soll ein „Kann“ werden. „Eltern fragen in Beratungsgesprächen zur Aufnahme in die fünfte Klasse immer wieder nach einem solchen flexiblen Angebot“, so Dubois. „Der Wechsel in den Halbtag Plus wird die Bornheimer Bildungslandschaft bereichern, da es dieses Angebot bisher an keiner weiterführenden Schule gibt.“ Das Angebot sei bedarfsorientiert und flexibel.

Als weitere Argumente führte der Schulleiter unter anderem mehr soziale Kontakte außerhalb der Schule, mehr Zeit für Hobbys und eigenständiges Lernmanagement in Vorbereitung auf die Oberstufe und das Studium ins Feld. Die Betreuung der Schüler am Nachmittag wird laut Dubois weiterhin gewährleistet sein: Während AG auch zukünftig von Lehrkräften der Schule angeboten werden, soll die Hausaufgabenbetreuung von einem externen Bildungsträger durchgeführt werden. Auf Nachfrage von Ute Krüger (SPD) sicherte Dubois zu, dass das Angebot kostenfrei sein werde.

Das sagt die Politik

Die SPD folgte dem Antrag der Schulkonferenz nicht und sprach sich gegen den Halbtag Plus aus. Ute Krüger begründete dies zum einem damit, dass Schüler aus bildungsfernen Schichten durch den gebundenen Ganztag deutlich besser gefördert würden. Darüber hinaus erwarteten Eltern nach der Ganztagsbetreuung in Kitas und Grundschulen auch eine sichere Ganztagsbetreuung in der Schule.

Zusätzlich wurde die Frage nach der langfristigen Kostenfreiheit gestellt. „Dreizehnjährige mit Kindergarten- und Grundschulkindern zu vergleichen, ist etwas weit hergeholt. Wir sollten dem Halbtag Plus eine Chance geben“, hielt Josef Müller (UWG/Forum) entgegen.

Auch Matthias Kabon (FDP) ließ die Argumente der SPD nicht gelten. „Die Betreuung ist da, aber sie ist freiwillig.“ Schulleiter Dubois habe nicht von „entweder oder“ gesprochen, sondern von „sowohl als auch“, pflichtete Thomas Meyer (CDU) bei. „Wir sind nicht schlauer als die Schulgemeinde“, erklärte Manfred Quadt-Herte (Grüne). „Es ist immer toll, die Wahl zu haben.“ Rainer Züge (SPD) und Josiane Hochgartz (Grüne) enthielten sich bei der Abstimmung.

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