Bornheimer Wasserversorgung Höhere Grundgebühr für Wasserzähler

BORNHEIM · Der Bornheimer Betriebsausschuss hat die Erhöhung der Grundgebühr für Wasserzähler beschlossen, der Rat muss noch zustimmen. Der Beschluss fiel an einem ungewöhnlichen Ort.

 Im Wasserwerk Urfeld: Werksmeister Klaus Evers weist auf eine sogenannte Impfstelle für Desinfektionen hin.

Im Wasserwerk Urfeld: Werksmeister Klaus Evers weist auf eine sogenannte Impfstelle für Desinfektionen hin.

Foto: Axel Vogel

Das Thema Wasser lässt die Bornheimer Politik nicht los. Während nach wie vor in der Schwebe ist, ob die Stadt künftig ihre Versorgung zugunsten mehr weicheren, aber teureren Trinkwassers umstellt (der GA berichtete), steht jetzt bereits eine Erhöhung der Gebühr für Wasserzähler an. Passenderweise beriet der Betriebsausschuss am Dienstag darüber an besonderer Stätte: im Wasserwerk Urfeld in Wesseling.

Besuch im Wasserwerk: Etwa 12 000 Kubikmeter Wasser am Tag passieren das Urfelder Werk des Wasserbeschaffungsverbandes Wesseling-Hersel (WBV), um Verbraucher in Wesseling und Bornheim zu erreichen. Im Sommer, wenn der Bedarf steige, seien es auch schon mal 18 000 Kubikmeter täglich, erklärte Wasserwerksmeister Klaus Evers den Ausschussmitgliedern. Dabei kommt in den Bornheimer Haushalten bekanntlich ein Wassergemisch an: Im Wasserwerk Eichenkamp auf Bornheimer Stadtgebiet wird noch ein Anteil Wasser des Wahnbachtalsperrenverbands (WTV) zugefügt. 75 Prozent des Bornheimer Wassers stammen vom WBV aus Urfeld, 25 Prozent daher vom WTV.

Der Weg des Wassers

Aus sechs 25 Meter tiefen Brunnen fördert der WBV Grundwasser aus etwa 15 Metern Tiefe, das aus den Brunnenstuben in die Filterhalle gelangt. Große rote, gelbe, blaue und grüne Rohre sind hier nebst meterhohen Kesseln zu sehen: Letztere fassen ein Volumen von 80 Kubikmeter und sind zur Hälfte mit Aktivkohle gefüllt, um aus dem Wasser Schadstoffe herauszufiltern. „Aber eigentlich ist es schon Trinkwasser, wenn es hier ankommt“, sagte Evers. Immerhin durchlaufe es vorher im Boden eine natürliche Filterstrecke aus Kies. Die Aktivkohle übernehme eher eine „Polizeifunktion“.

In der Filterhalle des etwa einen Kilometer vom Rhein entfernten Werks wird dem Wasser auch Natronlauge zugesetzt, um die enthaltene Kohlensäure zu neutralisieren. Da eine andere Methodik genutzt werde, sei aber ausgeschlossen, dass zu viel Lauge ins Trinkwasser gelangen könne, wie es sich bei dem Störfall 2013 im Wasserwerk Eichkamp ereignete, so Evers. Komme es im Urfelder Werk zu Unregelmäßigkeiten, erhalte er direkt eine Nachricht auf sein Handy und könne in der Regel sogar per Tablet auf die Steuerung einzelner Bereiche zurückgreifen, erklärte der Wasserwerksmeister weiter.

Dass der WBV „naturbelassenes Rohwasser in nahezu Trinkwasserqualität“ fördere, betonte auch Verbandsvorsteher Frank Röttger. Neben den Produktkontrollen gemäß der Trinkwasserverordnung werde die Qualität des Wassers durch regelmäßige Messungen überprüft, und zwar noch ehe es das Werk erreiche und gefiltert werde, ergänzte Carsten Schmidt von der Rheinenergie, der zugleich Geschäftsführer der Arbeitsgemeinschaft Rhein-Wasserwerke (ARW) ist.

Die ARW, der auch der WBV angehört, kümmert sich um den vorsorgenden Gewässerschutz auf dem Rheinabschnitt zwischen Neckarmündung und deutsch-niederländischer Grenze, hat also bereits das Rheinwasser im Blick. Dieses werde zum Beispiel auch auf Pflanzenschutz- und Arzneimittelwirkstoffe untersucht, sagte Schmidt. Da die Messtechnik immer genauer werde, gehe es teils um äußerst geringe Konzentrationen. Nachfragen hatten die Ausschussmitglieder unter anderem zum Nitratwert infolge von Gülle-Düngung. In trockenen Phasen, wenn die Brunnen am Wasserwerk mehr landseitiges Grundwasser förderten und so der Nitratwert steige, greife das Werk auf Versickerungsbrunnen zurück, erklärte Evers.

Auch ein Besuch des Betriebsausschusses beim Wahnbachtalsperrenverband ist noch geplant.

Die Wasserzähler-Gebühr

Um fast 2,80 Euro im Monat teurer wird für die meisten Wasserkunden die Grundgebühr für Wasserzähler. Bei einer Gegenstimme des sachkundigen Bürgers Manfred Umbach (Linke) beschloss der Betriebsausschuss die Satzungsänderung, die ab April gelten soll. Zuvor muss allerdings auch der Rat noch seine Zustimmung erteilen.

Der Großteil der Wasserkunden hat laut dem Stadtbetrieb Bornheim Zähler mit einem maximalen Durchfluss von fünf Kubikmetern pro Stunde. Statt bisher 12,60 Euro sollen künftig 15,37 Euro fällig werden. Das bedeutet im Jahr Mehrkosten von rund 33,20 Euro. Grund für die Erhöhung sind wie berichtet Rückstände aus der Konzessionsabgabe, die das Wasserwerk des Stadtbetriebs jährlich an die Stadt zahlen muss. Wie Kämmerer Ralf Cugaly in der Sitzung erläuterte, haben sich diese seit 2013 auf circa eine Million Euro summiert. Die Zeit, diese nachzuholen dränge, da die gesetzliche Frist dafür fünf Jahre betrage.

Wie SBB-Vorstand Ulrich Rehbann sagte, habe das Wasserwerk teils wegen Wertberichtigungen und teils wegen Aufwendungen und Investitionen in Technik und Netz die Zahlungen nicht in voller Höhe leisten können. „Erschüttert“ angesichts des Zustands des Leitungssystems mit Blick auf eine Vielzahl an Rohrbrüchen (siehe Kasten) zeigte sich Bernd Marx (CDU).

Er wolle „keine Schelte“ gegenüber der früheren Betreiberin des Wasserwerks betreiben, meinte Bürgermeister Wolfgang Henseler (SPD), „aber wir stellen fest, dass wir an einigen Stellen Nachholbedarf haben. Durch den Störfall 2013 sind wir allerdings auch hochsensibilisiert beim Thema Wasser.“ 2013 hatte der SBB die Wasserversorgung von der Regionalgas Euskirchen, heute E-Regio, übernommen.

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