Stadt dachte zunächst an Fällung Herzwurzler verlassen die Kardorfer Lindenstraße

Bornheim-Kardorf · Wegen der Kanalbauarbeiten im Ort verpflanzt die Stadt Bornheim drei Linden - allerdings nur vorübergehend. Denn nach eineinhalb Jahren sollen die Bäume wieder an ihren angestammten Platz zurückkehren.

 Fingerspitzengefühl: Ein Mitarbeiter hievt mit einem speziellen Kran eine rund 15 Meter hohe Linde auf die Ladefläche.

Fingerspitzengefühl: Ein Mitarbeiter hievt mit einem speziellen Kran eine rund 15 Meter hohe Linde auf die Ladefläche.

Foto: Anne Stephanie Wildermann

Mathias Forster (34) geht mit dem Handy am Ohr den Bürgersteig der Lindenstraße in Kardorf auf und ab. Er hat an diesem Dienstagmorgen viel zu klären und zu organisieren. Der Grund für seine Geschäftigkeit: Seine Garten- und Landschaftsbaufirma „Forster“ aus Alfter soll drei große Linden wegen anstehender Kanalbauarbeiten ausgraben und die Bäume wieder verpflanzen.

Kleine Bagger haben bereits am Montag die Wurzeln der etwa 40 Jahre alten Linden freigelegt. Doch nur mit einer speziellen Maschine können die Linden, die an die viereinhalb Tonnen wiegen und bis zu 15 Meter hoch sind, behutsam aus der Erde geholt werden. „An sich kann man jeden Baum verpflanzen“, sagt Forster. „Allerdings bietet sich eine Verpflanzung bei Linden deshalb so gut an, weil die Bäume Herzwurzler sind. Das heißt, dass ihr Wurzelwerk im Vergleich zu anderen sehr kompakt ist“, ergänzt er.

An dem neuen „Rehastandort“, wie Forster den Bauhof der Stadt Bornheim nennt, wird künftig nur eine der drei Linden für eineinhalb Jahre verbleiben und mit Dünger und Baumsubstrat versorgt, damit sie nicht eingeht und sich neue Faserwurzeln bilden können. Der Standort für die beiden übrigen Linden hat sich nämlich kurzfristig geändert. Sie werden auf einer Wiese, die an die evangelische Kirche in Hemmerich angrenzt, stehen.

Gewicht von rund viereinhalb Tonnen

Der Grund: Beim Ausheben von Löchern auf dem Bauhof sind Arbeiter auf Leitungen gestoßen. „Um kein Risiko einzugehen, werden die anderen zwei Linden nach Hemmerich kommen“, sagt Forster, der die Neuigkeit eben am Telefon erfahren hat. Alle drei Linden sollen nach Abschluss der Kanalarbeiten in die Lindenstraße zurückkehren.

Ein bis zwei solcher aufwendigen Aktionen stehen für ihn und sein Team pro Jahr an. An diesem Dienstagmorgen sind vier seiner Männer im Einsatz. Einer von ihnen klettert mit Schutzhelm und Seilen in der Krone der Linde herum. Mit einer Astsäge schneidet er einige Äste ab, die auf die Grundstücke der Anwohner fallen, die neugierig aus den Fenstern gucken oder am Straßenrand stehen und mit ihren Handys die Arbeiten filmen.

Linden sollten ursprünglich gefällt werden

Kurz vor halb zwölf kommt die Verpflanzungsmaschine angefahren. Ein Mann in grünem Overall steigt aus und fährt den Kran mit einem Joystick aus. Mit seinen vier Schaufeln bohrt er sich in die Erde, ein Gurt sichert den Stamm, damit die Linde nicht verrutscht. Behutsam und mit Fingerspitzengefühl hebt der Mitarbeiter den Baum mit Hilfe des Krans aus der Erde und manövriert ihn waagerecht auf die Ladefläche des Transporters.

Björn Haring, Mitarbeiter des Grünflächenamtes der Stadt Bornheim, ist froh, dass die Stadt sich für die Verpflanzung entschieden hat. „Ursprünglich sollten die drei Linden gefällt werden“, sagt er. Doch parallel habe man nach Alternativen gesucht. Die Verpflanzung kostet die Stadt inklusive Rückpflanzung und Pflege für alle drei Bäume 25 000 Euro. Linden in einer Größe zwischen zwölf und 15 Meter hätten pro Baum 17 000 Euro gekostet.

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