Bornheimer Bürgermeisterkasse erbeutet Gullydeckel-Bande soll sieben Einbrüche begangen haben

Bonn/Bornheim · Die Bonner Staatsanwaltschaft klagt fünf Männer und eine Frau zwischen 19 und 34 Jahren an. Sie sollen für sieben Einbrüche in Bonn, Bornheim und Bensberg verantwortlich sein.

Die Gullydeckel lagen nachts immer bereit. Zumeist stammten die tonnenschweren Kanalabdeckungen aus den angrenzenden Straßen und blieben, wenn sie nicht zum Einsatz kamen, in der Nähe der Tatorte zurück. Die Bonner Staatsanwaltschaft hat jetzt sechs Mitglieder einer Bande angeklagt, die die wurfstarken Tatwerkzeuge regelmäßig benutzt haben soll. Fünf Männer im Alter zwischen 19 und 34 Jahren sollen für insgesamt sieben Einbrüche in Bonn, Bornheim und Bensberg verantwortlich sein, die sie Weihnachten 2013 sowie zwischen Oktober 2016 bis zu ihrer Festnahme in diesem Mai begangen haben sollen. Der Vorwurf: schwerer Bandendiebstahl.

Mitangeklagt ist Sara F. (Name geändert), die ältere Schwester des Haupttäters: Die 36-Jährige arbeitete in der Stadtverwaltung Bornheim und soll die Bande zu einer der Taten angestiftet haben. Laut Anklage hatte sie ihrem Bruder gesteckt, dass in einem Tresor, der sich im Vorzimmer des Verwaltungschefs befindet, die Bürgermeisterkasse mit 4800 Euro lagerte, die durch ein Fest erwirtschaftet worden waren. Der Tresorschlüssel wiederum werde in den Dienstunterlagen der Amtskollegin verwahrt. Am ersten April-Wochenende 2017 machten sich die Einbrecher vergeblich ans Werk. Zwar zertrümmerten sie das Fenster der Rathaustür mithilfe eines Gullydeckels, rückten in die dritte Etage vor und knackten die doppelflügelige Zugangstür in den Flur zum Dienstzimmer von Bürgermeister Wolfgang Henseler. Der Tresor, den sie fanden und öffneten, war aber leer. Ohne Beute zogen sie ab und hinterließen einen Schaden von 3000 Euro.

Insider-Informanten gaben Tipps

Kein Grund zu kapitulieren. Denn laut Anklage wurde der Einbruch gleich am nächsten Wochenende wiederholt. Diesmal soll Sara F. besser vorgearbeitet haben. Den Rollschrank, in dem der Tresorschlüssel versteckt lag, soll sie schon geöffnet haben. Die Täter mussten nur noch zugreifen. Hinzu kam, dass die Eingangstür notdürftig mit einer Spanplatte vernagelt gewesen war.

Bereits Weihnachten 2013 war das Rathaus aufgesucht worden. Damals jedoch waren die Einbrecher nicht so erfolgreich. Im Pass-Amt knackten sie zwar den Fotoautomaten mit 105 Euro in Münzen. Den in Wand und Boden verdübelten Münzwechsler wiederum versuchten sie vergeblich aus der Verankerung zu hebeln. Die Einbrecher mussten gemäß Anklage „mangels Verfügbarkeit der dazu notwendigen Kraft“ aufgeben. Dafür hatten sie den Wechsler komplett zerstört. Der Sachschaden: 8000 Euro.

Bei einem Einbruch in einer Bonner Bäckerei am Friedensplatz in diesem Mai schließlich wurden fünf Männer beobachtet; ihnen wurde kurz darauf das Handwerk gelegt. Auch in diesem Fall gab es einen Insider-Informanten: Ein 19-jähriger Bruder wusste, wo die Einnahmen aufbewahrt wurden, und kannte den elektrischen Code, mit dem der Tresor geöffnet werden konnte. Er sitzt jetzt ebenfalls auf der Anklagebank.

Mit Blick auf sein Alter findet der Prozess demnächst vor der Jugendstrafkammer des Bonner Landgerichts statt.

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