Schluss nach 22 Jahren Geschäftsführer der Rheinhalle Hersel hört auf

Bornheim-Hersel · 22 Jahre war Wolfgang Eckardt ehrenamtlicher Geschäftsführer der Herseler Rheinhalle. Im Interview äußert er sich über seinen Rückzug vom Amt und die Arbeit des Fördervereins.

 Wolfgang Eckardt hat 22 Jahre lang die Rheinhalle in Bornheim-Hersel als Geschäftsführer geleitet.

Wolfgang Eckardt hat 22 Jahre lang die Rheinhalle in Bornheim-Hersel als Geschäftsführer geleitet.

Foto: Katharina Weber

In der Rheinhalle Hersel kennt sich vermutlich niemand so gut aus wie Wolfgang Eckardt. Als ehrenamtlicher Geschäftsführer baute er die städtische Veranstaltungshalle wieder mit auf, nachdem sie in den 90er Jahren fast geschlossen worden wäre. Jetzt gab er sein Amt nach 22 Jahren ab und wurde zum Ehrenmitglied ernannt. Darüber, wie es ist, eine solche Halle ehrenamtlich zu leiten, was der Förderverein leistet und warum er sich als „nützlichen Idioten“ bezeichnet, sprach er mit Katharina Weber.

Warum ist die Rheinhalle eine „Hall met Hätz“?

Wolfgang Eckardt: Die Leute fühlen sich wohl bei uns. Wir sind ein Förderverein und nicht gewinnmaximiert, sondern wir versuchen, die Rheinhalle für die Bevölkerung zu erhalten. Dieser Begriff ist von Kabarettist Konrad Beikircher kreiert worden. Der hat vor ein paar Jahren gesagt: „Dat is ne Hall met Hätz he.“ Und das ist haften geblieben. Wir arbeiten met Hätz. Wir sind alles Ehrenamtler, wir haben keinen einzigen bezahlten Mann in unserem Vorstand.

Funktioniert das gut?

Eckardt: Wir kriegen kaum Nachwuchs. Es will niemand umsonst arbeiten. Und das ist durchaus berechtigt: Ich hatte die Woche 35 bis 45 Stunden Ehrenamt.

Was gehörte zu Ihren Aufgaben als Geschäftsführer?

Eckardt: Ich war ein bisschen Justitiar, EDV – sie müssen mit Excel und Access umgehen können. Wenn ich einen neuen Kunden hatte, bin ich mit ihm in die Halle gefahren, habe ihm die Möglichkeiten gezeigt, beantwortete Fragen, führte Verhandlungen. Nicht nur unterschreiben und gehen. Zuletzt hatte ich mich mit der Künstlersozialversicherung auseinandersetzen müssen. Es kamen Prüfungen vom Tüv dazu, Wartungen der Lüftungsanlage und so weiter.

Die ersten zehn Jahre waren Sie noch nicht in Pension. Wie haben Sie es geschafft, diese Stunden unterzubringen?

Eckardt: Ich hab hier bis ein, zwei Uhr nachts mit meiner Frau gesessen. Das geht alles, wenn man will. Es kann mir keiner erzählen, er hat keine Zeit. Es ist eine Frage der inneren Einstellung und der Organisation. Stress gibt es nicht, Stress macht man sich.

Warum haben Sie sich angesichts solcher langen Tage trotzdem so lange engagiert?

Eckardt: Kennen Sie die N.I.? Nützliche Idioten. Die hat jeder Verein. Mein Großvater und Vater waren N.I. Wir sehen uns der Gesellschaft verpflichtet. Wenn unsere Vereine mal sterben, stirbt ein Standbein unserer Gesellschaft. Diese kleinen Zellen sind lebensnotwendig. Was da passiert, kann ihnen eine Firma gar nicht bieten. Aber es sind immer weniger bereit, sich zu organisieren. Das ist Überzeugung. Meiner Generation sind noch Werte vermittelt worden, Pflichtbewusstsein, Treue.

Wie sind Sie vor 22 Jahren zum Vorstand gestoßen?

Eckardt: Ich bin gewählt worden – damals war ich Präsident der Großen Herseler Karnevalsgesellschaft. Die Halle war heruntergewirtschaftet und lief nicht mehr. Bei der Stadt war sie schon abgeschrieben, das war nur eine Frage der Zeit. Da hat der damalige Vorsitzende der Vereinsgemeinschaft, Adi Hönighausen, gesagt, wir gründen einen Förderverein, damit die Rheinhalle erhalten bleibt. Wir sind alle mit null Ahnung eingestiegen. „Das schafft ihr nie“, hat man gesagt. Aber wir haben es geschafft.

Wie sieht es heute finanziell aus?

Eckardt: Die Stadt ist Eigentümerin, wir haben die Halle in privater Trägerschaft übernommen, das heißt wir sind weitgehend verantwortlich. Die Halle kostet fix 5000 Euro im Monat. Wir finanzieren uns aus den Einnahmen von Veranstaltungen. Was übrig blieb, haben wir sofort wieder investiert. Wir haben in den letzten 22 Jahren rund 250 000 Euro investiert. Jede Menge saniert, neue Beleuchtungsanlagen, neue Tonanlage.

Wie schafft es ein ehrenamtlicher Förderverein, eine Halle zu stemmen, wenn die Stadt mit öffentlichen Geldern daran gescheitert ist?

Eckardt: Überall, wo die öffentliche Hand versagt, muss der Bürger ran. Ein Beispiel: Es ging um die Heizungssanierung. Es ist uns ein Angebot zu Ohren gekommen: rund 50 000 Euro. Da haben wir gesagt: „Das kann doch nicht sein“ und haben selbst etwas organisiert – 18 000 Euro. Wir haben uns die Mühe gemacht, haben die Leute angesprochen, verhandelt, auf die Tränendrüsen gedrückt. Wir haben uns anders engagiert. Met Hätz.

Wie kann der Förderverein im Vergleich mit kommerziellen Hallen konkurrenzfähig bleiben?

Eckardt: Die Leute werden bei uns nicht über den Tisch gezogen. Da wir alle ehrenamtlich arbeiten, können wir ein anderes Preisgefüge aufstellen.

Warum haben Sie jetzt aufgehört?

Eckardt: Meine Frau ist krank. Ich kann nicht unten in meinem Büro sitzen und sie sitzt oben allein. Da habe ich das Recht, nach 22 Jahren ehrenamtlichen Einsatzes zu sagen: Das war’s, meine Freunde.

Fiel Ihnen der Abschied schwer?

Eckardt: Ich bin mit einem lachenden und einem weinenden Auge gegangen. Emotional bedauere ich das, rational sage ich: ist gut.

Wer übernimmt für Sie?

Eckardt: Der bisherige Vorsitzende Hans-Dieter Günther ist jetzt Geschäftsführer. Ingo Hemmersbach von der Freiwilligen Feuerwehr übernimmt das Amt des Schatzmeisters. Der neue Vorsitzende ist Jürgen Morche von der Vereinsgemeinschaft Hersel-Uedorf. Sein Stellvertreter ist nach wie vor unser Youngster Ulrich Zerlett.

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