Widdiger Mitte Flüchtlingsheim auf dem Dorfplatz

BORNHEIM-WIDDIG · "Wir sind 1800 Widdiger. 20 Personen sollen dazu kommen. Wo ist das Problem?" Für diese Äußerung hatte Horst Waldschicht, ehemaliger Vorsitzender des SC Widdig, bei der Bürgerversammlung zum Thema Flüchtlingsunterkunft Mitte April viel Applaus erhalten.

 Auf dem Areal an der Römerstraße soll eine vorübergehende Unterkunft in Form von Wohncontainern errichtet werden. Sie bietet Platz für 20 Flüchtlinge.

Auf dem Areal an der Römerstraße soll eine vorübergehende Unterkunft in Form von Wohncontainern errichtet werden. Sie bietet Platz für 20 Flüchtlinge.

Foto: Meurer

"Ich bekenne mich ausdrücklich zu diesen Worten", betonte Widdigs Ortsvorsteher Konrad Velten am Dienstagabend in der Sitzung des Ausschusses für Schule, Soziales und demographischen Wandel, bevor die Entscheidung, Wohncontainer zur Unterbringung von Flüchtlingen auf dem Dorfplatz zu errichten, mit nur einer Gegenstimme getroffen wurde.

Einzig Georg Horch von den Aktiven Bürgern Bornheim (ABB) sprach sich gegen die Errichtung von Wohncontainern auf dem Areal an der Römerstraße aus.

Die 413 Unterschriften, die eine Bürgerinitiative, in der auch ABB-Chef Paul Breuer aktiv ist, im Vorfeld gesammelt und Bürgermeister Wolfgang Henseler übergeben hatte, wurden zur Kenntnis genommen. An der Entscheidung der Kommunalpolitiker änderten sie nichts.

Beschlossen wurde die von der CDU eingebrachte Ergänzung, in der die befristete Aufstellung von Wohncontainern für maximal drei Jahre festgelegt wurde. Darüber hinaus sollen die bestehenden Schuppen zur Unterbringung des Feuerwehr-Rettungsbootes und des Karnevalswagens auf dem Dorfplatz erhalten bleiben.

"Der Bürgermeister wird beauftragt, die Parkplatzsituation im Bereich des Dorfplatzes, insbesondere Römerstraße/Hüttengarten zu optimieren, um einen Ausgleich für die wegfallenden Parkplätze auf dem Dorfplatz zu schaffen", heißt es weiterhin in der Ergänzung. Zudem solle der Verwaltungschef prüfen, ob eine Wartehalle an der Schulbushaltestelle "Alter Dorfplatz" installiert werden kann.

Zeitraum von drei Jahren sei zumutbar

"Auf dem Dorfplatz haben in den letzten sieben Jahren keine Feste mehr stattgefunden", begründete Konrad Velten die Entscheidung. Der Nachbarschaft sei ein Zeitraum von drei Jahren zuzumuten. "Auch bei den Alternativgrundstücken wären die direkten Anwohner nicht begeistert gewesen", räumte er ein. "Mit den bereits in Widdig lebenden Flüchtlingen gibt es kein Problem. Und mit den neu hinzukommenden sollte es auch keines geben."

Zu einem Frontalangriff auf die ABB, insbesondere auf den Vorsitzenden Paul Breuer, der zwar anwesend war, aber kein Rederecht hatte, holte der Fraktionsvorsitzende der Grünen, Manfred Quadt-Herte, aus.

"Die ABB hat die Bornheimer Erklärung für Akzeptanz und Toleranz unterzeichnet", sagte Quadt-Herte. "In den letzten Wochen und Tagen wurde viel Energie in eine als Bürgerinitiative getarnte Aktion mit völlig unrealistischen Vorschlägen gesteckt. Diese Energie hätte die ABB besser für Überlegungen verwendet, wie sie die Flüchtlinge in Widdig willkommen heißen kann."

Georg Horch (ABB) ließ diesen Angriff nicht auf sich sitzen. "Man darf wohl kritisch sein", konterte er. "Es geht uns um die Standortfrage. Der Platz ist ringsherum eingemauert, es fallen wichtige Parkplätze weg, und die Anbieter von Alternativgrundstücken haben entweder eine pauschale oder gar keine Absage erhalten. So kann man nicht vorgehen."

Bürgermeister Wolfgang Henseler erwiderte, es mache keinen Sinn, Zigtausende Euro in die Erschließung von Grundstücken zu investieren, wenn ein geeignetes bereits vorhanden sei. Der Bedarf an Wohnraum sei dringend, besonders das Wohnheim an der Mertener Brahmsstraße müsse so bald wie möglich entlastet werden.

Eine Liste weiterer Standortvorschläge für Übergangswohnheime und Wohnheime in den 14 Orten des Stadtgebietes wurde im nicht öffentlichen Teil der Sitzung vorgelegt. Henseler bedankte sich ausdrücklich für die gute Zusammenarbeit mit den Ortsvorstehern, die an der Erarbeitung der Vorschläge in den jeweiligen Ortschaften beteiligt waren. Eine Bürgerbeteiligung soll vorbereitet werden.

Auch die Entscheidung zum Standort in Widdig sollte ursprünglich im nicht öffentlichen Teil behandelt werden. Nach Absprache mit den Fraktionsvorsitzenden wurde der Tagesordnungspunkt zur Flüchtlingsunterbringung zu Beginn der Sitzung geteilt, so dass die Entscheidung zum Standort in Widdig öffentlich stattfand.

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