Obstbaumschnitt in Bornheim „Es muss Licht drankommen“

Bornheim-Merten · Der Arbeitskreis Stadtbild pflegt die Streuobstwiesen im Bornheimer Stadtgebiet. Der Kahlschlag der 60er Jahre hat die Kulturlandschaft des Vorgebirges bis heute nachhaltig verändert.

 Zeigen, wie es geht: Elmar Schmitz-Hübsch (von links), Ludger Reining und Norbert Zerlett beschneiden die Apfelbaumallee an der Gaststätte Vorgebirgsblick in Merten.

Zeigen, wie es geht: Elmar Schmitz-Hübsch (von links), Ludger Reining und Norbert Zerlett beschneiden die Apfelbaumallee an der Gaststätte Vorgebirgsblick in Merten.

Foto: Stefan (FM) Hermes

Wie lange dürfen Obstbäume beschnitten werden? „Solange noch keine Blätter zu sehen sind“, weiß Elmar Schmitz-Hübsch. Der erfahrene Mertener Obstbauer gehört dem Arbeitskreis (AK) „Stadtbild“ der Stadt Bornheim an, der es sich zur Aufgabe gemacht hat, Streuobstwiesen in Bornheim zu pflegen und, wo möglich, neue anzulegen.

Ziel ist es, dem Kahlschlag der 60er Jahre, der die uralte Kulturlandschaft des Vorgebirges bis heute nachhaltig verändert hat, etwas entgegenzusetzen. Denn von Alfter-Gielsdorf bis Brühl war schon im 18. Jahrhundert die Landschaft ein einziger Obstgarten, in den die Ortschaften eingebettet lagen. Nicht nur Apfel-, Birnen-, und Süßkirschbäume prägten die fruchtbare Landschaft, sondern auch Aprikosen und Pfirsiche gediehen prächtig.

Anekdote von der Kölner Preisvorgabe

Schmitz-Hübsch berichtet von einer Anekdote, dass in den 1920er Jahren die Vorgebirgsbauern ihre üppig vorhandenen Süßkirschen mit Erfolg in Köln verkauften. Allerdings nur so lange, bis der Kölner Rat einen ihm angemesseneren Preis festlegte, da man die Kirschen aus dem Vorgebirge für überteuert hielt. Doch die Bauern ignorierten die Preisvorgabe und landeten daraufhin für einige Tage im Gefängnis. Die Erziehungsmaßnahme der Kölner misslang allerdings gründlich: Nachdem die Bauern wieder in die Freiheit entlassen worden waren, sägten sie kurzerhand Tausende Kirschbäume ab, um dem Kölner Preisdiktat zu entgehen.

An zwei Tagen wollte der Arbeitskreis Stadtbild nun Streuobstbestände rund um Merten pflegen. Von den etwa zehn aktiven Mitgliedern erschienen am Freitagnachmittag jedoch lediglich Ludger Reining und Norbert Zerlett am verabredeten Treffpunkt, der Gaststätte Vorgebirgsblick. Auch hatte der Arbeitskreis Hobbygärtner eingeladen, ihnen beim fachgerechten Schnitt „über die Schulter“ zu sehen. Unter den acht interessierten Bornheimern war auch Bürgermeister Wolfgang Henseler anzutreffen, der sich von der Demonstration erhoffte, bald seinen eigenen Obstbaumbestand in Kardorf artgerecht beschneiden zu können.

„Etwa vier Wochen hat man noch Zeit dazu“, erklärte Schmitz-Hübsch und griff sodann zur Schere, um praktisch zu zeigen, was in der Theorie manchmal recht kompliziert erscheint. „Man muss so viel Platz in den Bäumen schaffen, dass überall ein Fußball durchpasst“, sagte der 73-Jährige. So habe er es auch schon seinen fußballbegeisterten Lehrlingen erklärt, die sofort verstanden, was zu tun war. Doch die wichtigste Regel überhaupt sei: „Es muss überall Licht drankommen.“ Keine Scheu sollte man haben: „Es macht nichts, wenn man sich mal verschneidet – es wächst ja wieder nach“, ergänzte Zerlett.

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