3. Bornheimer Rauhnacht "Es ist eine magische Zeit"

BORNHEIM · Bei der Bornheimer Rauhnacht ging es um Traditionen aus der Zeit um den Jahreswechsel und um die besondere Bedeutung dieses Zeitraums.

 Cornelia Benninghaus erläutert kaum noch bekannte Bräuche und Rituale für die Zeit zwischen den Jahren.

Cornelia Benninghaus erläutert kaum noch bekannte Bräuche und Rituale für die Zeit zwischen den Jahren.

Foto: Axel Vogel

An alte Traditionen erinnerte ein Vorleseabend am Freitag in der Stadtbücherei. Es ging um die "Rauhnächte" - zwölf Nächte um den Jahreswechsel, in denen die normalen Alltagsroutinen außer Kraft gesetzt sind. Cornelia Benninghaus vom Bücherei-Förderverein Bücherwurm stellte Mythen und Bräuche dieser Zeit bei der 3. Bornheimer Rauhnacht vor, Schauspieler Gerhard Fehn las Märchen und Sagen zum Thema.

"Wir müssen 200 bis 400 Jahre zurückdenken", erläuterte Benninghaus. "Das Licht am Abend war spärlich, die Lampen flackerten und warfen Schatten an die Decken." In dieser Zeit hätten sich die Familien in der Stube um den Herd versammelt und dort Geschichten von Generation zu Generation weiter gegeben, so Benninghaus weiter.

Die Zeit zwischen den Jahren hätte eine besondere Bedeutung gehabt. "Es ist eine magische Zeit, eine Zeit der Stille und des Rückzugs in die Stuben." Es gibt verschiedene zeitliche Eingrenzungen der Rauhnächte: In manchen Regionen reichten sie von Heiligabend bis zum Dreikönigstag, in anderen wurden die zwölf Tage ab dem Tag des Heiligen Thomas am 21. Dezember oder der Wintersonnenwende am 22. Dezember gezählt.

Umstrittene Herkunft des Begriffs

Die Herkunft des Wortes Rauhnacht ist laut Benninghaus umstritten. Möglicherweise geht es auf das mittelhochdeutsche Wort "rûch" zurück, das "haarig" bedeutet. Es ließe sich in Beziehung zu tiergestaltigen Wesen setzen, die in diesen Nächten ihr Unwesen treiben.

Eine andere Worterklärung ist, dass in den Tagen um Neujahr traditionell die Stuben ausgeräuchert wurden, etwa mit Weihrauch. Das habe der Geisteraustreibung, dem Wohlgeruch, aber auch der Hygiene gedient, so Benninghaus.

Wie sie weiter erläuterte, gibt es für die zwölf Nächte klare Verhaltensvorschriften: Schulden müssen vorher beglichen, Geliehenes zurückgegeben, Disharmonien bereinigt werden. Wer in dieser Zeit einen Knopf verliert, muss sich vorsehen: Für jeden Knopf verliert man Geld, so der traditionelle Glaube. Streng verboten ist das Wäschewaschen. Denn in den Wäscheleinen könnte sich der "wilde Jäger" verfangen, der auf den nordischen Gott Odin zurückgeführt wird.

Die Kleidungsstücke, die draußen aufgehängt sind, geben ihm Gewalt über die Träger dieser Kleidung. Eine andere wichtige mythische Figur ist Freya, die Göttin der Fruchtbarkeit, des Lebens, gleichzeitig auch die Todesgöttin. Im Volksmund heißt sie Frau Holle. Sie zieht mit den Heimchen, den ungetauften Kindern, über den Himmel. Wer sie sieht, erfuhren die Zuhörer durch ein von Fehn vorgetragenes Märchen, wird blind.

Etwa 50 Zuschauer ließen sich in die Welt der Mythen und Sagen entführen. Büchereileiterin Brigitte Nowak und Uwe Thissen vom Förderverein waren mit der Resonanz sehr zufrieden. Thissen: "Ich freue mich, dass die Begeisterung für die Rauhnächte anhält."

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