Unbegleitete Jugendliche in Bornheim-Merten Erstaufnahmegruppe für junge Flüchtlinge

Bornheim · Minderjährige Flüchtlinge, die ohne Angehörige reisen, haben ein besonderes Schicksal und brauchen viel Unterstützung.

 Junge Flüchtlinge lernen am 08.01.2016 im Unterrichtsraum des Jugendgäste- und Seminarhaus in Gailhof (Niedersachsen) nahe Mellendorf. Foto: Peter Steffen/dpa (zu lni vom 09.01.2016) +++(c) dpa - Bildfunk+++

Junge Flüchtlinge lernen am 08.01.2016 im Unterrichtsraum des Jugendgäste- und Seminarhaus in Gailhof (Niedersachsen) nahe Mellendorf. Foto: Peter Steffen/dpa (zu lni vom 09.01.2016) +++(c) dpa - Bildfunk+++

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Auch in Bornheim leben derzeit 26 unbegleitete, Zuflucht suchende Kinder und Jugendliche, die sich in verschiedenen Maßnahmen befinden. Der Aufnahmeschlüssel der Stadt Bornheim beträgt 36 Minderjährige.

Nach der vorläufigen Inobhutnahme durch das Jugendamt, erfolgt ein sogenanntes Clearingverfahren, bei dem Alter, die körperliche Verfassung und der Gesundheitszustand der Jugendlichen festgestellt werden. Auch die Suche nach Familienangehörigen und die Unterbringung in einer geeigneten Einrichtung der Jugendhilfe gehören dazu. Viele Jugendliche sind durch ihre Erlebnisse auf der Flucht oder die Trennung von den Eltern so traumatisiert, dass festgestellt werden muss, welche Form der Unterbringung am geeignetsten ist.

Für dieses umfangreiche und zeitintensive Arbeitsfeld soll das Jugendamt der Stadt Bornheim bald Unterstützung erhalten. Wie Sozialdezernent Markus Schnapka im Jugendhilfeausschuss mitteilte, will die Gemeinnützige Gesellschaft der Franziskanerinnen zu Olpe (GFO) die Trägerschaft einer Clearinggruppe für unbegleitete minderjährige Flüchtlinge übernehmen. Die Verhandlungen mit der GFO laufen. Der Beschluss über die Trägerschaft soll entweder im nächsten Jugendhilfeausschuss, im Rat oder gar per Dringlichkeitsentscheid erfolgen.

„Wir würden ein hohes Maß an Qualitätsverbesserung für die Jugendlichen und eine Entlastung für das Jugendamt erreichen“, bewertete Schnapka das Engagement der GFO äußerst positiv. „Die besondere Situation macht schnelle Entschlüsse und Beschlüsse notwendig“, so der Sozialdezernent.

Die GFO ist eine karitative Trägergesellschaft mit rund 40 Einrichtungen und mehr als 8000 Mitarbeitern in NRW und Rheinland-Pfalz. In Bornheim hat die GFO als Arbeitgeber und Dienstleister für karitative Angebote durch das Krankenhaus zur Heiligen Familie, das Seniorenzentrum St. Elisabeth und den Paulinen-Hof in Merten Tradition. Nach der Aufgabe des Krankenhauses in Merten im vergangenen Jahr soll das Konvikt des Gebäudes für die Jugendhilfe genutzt werden. Auf Nachfrage teilte Schnapka mit, dass ein bis zwei Gruppen zu je acht Jugendlichen eingerichtet werden sollen.

Die maximale Verweildauer in der Einrichtung soll etwa drei Monate betragen. Eingestellt werden sollen zehn bis elf Mitarbeiter. „Dies erklärt sich durch die Besetzung mit Tag- und Nachtdiensten, sowie durch die Notwendigkeit, sich intensiv mit den Schicksalen der Jugendlichen auseinanderzusetzen“, erläuterte Schnapka. Die Fachkräftesuche läuft bereits. Die Kosten übernimmt die GFO, die die Leistungen über eine überörtliche Kostenerstattung refinanziert.

Nach Angaben Schnapkas soll das Angebot für die jungen Zuflucht Suchenden noch im ersten Halbjahr starten, eventuell schon zum 1. April. Jugendamtsleiterin Elvira Garbes räumte im Jugendhilfeausschuss ein, dass sich das Angebot nicht ausschließlich an minderjährige Flüchtlinge in Bornheim richte. Man wolle aber versuchen zu erreichen, dass diese bevorzugt werden.

Gleichzeitig sucht die Stadt Bornheim weiterhin Gastfamilien, die unbegleitete, minderjährige Flüchtlinge für kurze Zeit oder auf Dauer – also bis zur Volljährigkeit – in ihrem Haushalt aufnehmen. Hierzu lädt die Stadt im Februar zu einem Informationsabend rund um das Thema „Gastfamilien für minderjährige unbegleitete Flüchtlinge“ ein. Wer einen unbegleiteten, minderjährigen Flüchtling bei sich aufnehmen möchte, sollte ihm ein stabiles soziales Netz bieten.

„Die jungen Menschen haben einiges hinter sich, sind durch ihre Erlebnisse auf der Flucht oft traumatisiert“, gab Elvira Garbes zu bedenken. Interessenten sollten deshalb Erfahrung im Umgang mit Jugendlichen besitzen und bereit sein, sich auf den jungen Menschen einzulassen und offen mit dessen sozialer Herkunft, Nationalität und Religion umzugehen. Die Gastfamilien werden materiell unterstützt und bei Bedarf von pädagogischen Fachkräften begleitet.

Der Informationsabend findet am Donnerstag, 18. Februar, um 19.30 Uhr im Jugendamt der Stadt Bornheim an der Brunnenallee 31 statt.

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