ÖPNV in Bornheim Entscheidung über Ausbau der Linie 18 nach Gutachten

Bornheim · Die Stadt Bornheim beteiligt sich im Bezug auf den Ausbau der Linie 18 an einer Machbarkeitsstudie des Rhein-Sieg-Kreises. Zudem sollen Haltestellen der Linie 16 barrierefrei ausgebaut werden.

Die entscheidende Frage, ob eine Taktverdichtung auf der Linie 18 in Bornheim ohne einen zweigleisigen Ausbau der Strecke möglich ist, blieb am Mittwochabend erneut ungeklärt. Stattdessen hat der Bornheimer Ausschuss für Stadtentwicklung einstimmig beschlossen, sich an einer entsprechenden Machbarkeitsstudie des Rhein-Sieg-Kreises zum zweigleisigen Streckenausbau zu beteiligen und die Taktverdichtung schnellstmöglich umzusetzen.

Um die Voraussetzungen vorzustellen, hatte der Ausschuss zu seiner Sitzung einen Vertreter der Häfen und Güterverkehr Köln AG (HGK) eingeladen. Die HGK betreibt das Streckennetz der Linien 16 und 18 zwischen der Kölner und Bonner Stadtgrenze.

Bislang gab es eine Einschätzung aus dem Jahr 2011, die eine Taktverdichtung bei dem damaligen Gleisbestand für möglich hielt. Neuesten Einschätzungen zufolge sei jedoch ein zweigleisiger Ausbau zwingend erforderlich. „Wenn Sie eine gesicherte Aussage haben wollen, ist es sinnvoll, eine Machbarkeitsstudie zu beauftragen“, sagte Harald Kaib, Leiter der Anlagenplanung bei der HGK. Eine konkrete Antwort auf die Frage konnte er nicht geben: „Das nehme ich mit, und wir werden beraten.“ Kaib räumte jedoch ein: „Einen betriebssicheren Takt können wir so nicht fahren.“

Wartezeiten wegen der Eingleisigkeit

„Im Süden Bornheims kommt es bereits zu Wartezeiten wegen der Eingleisigkeit“, erklärte der Erste Beigeordnete Manfred Schier. Auf dem Abschnitt zwischen Bonn und Brühl steht streckenweise nur ein Gleis für beide Fahrtrichtungen zur Verfügung, auch mehrere der Haltestellen sind nur eingleisig. Bahnen müssen immer wieder auf entgegenkommenden Züge warten und vor der Weiterfahrt passieren lassen.

Die Stadt Brühl hat bereits eine Taktverdichtung für ihr Stadtgebiet beschlossen. In deren Auftrag hat die HGK die Strecke zwischen den Haltestellen „Brühl Mitte“ und „Badorf“ um ein Gleis erweitert, das jedoch noch nicht genutzt werden kann. Grund dafür ist ein neues Stellwerk, das nicht wie geplant im Dezember in Betrieb genommen werden konnte. Als neuer Termin ist nun Mitte April vorgesehen.

Ute Kleinekathöfer (SPD) forderte, das Ergebnis der Machbarkeitsstudie im Ausschuss vorzustellen und mit Experten von HGK und Kölner Verkehrs-Betrieben (KVB) zu besprechen. „Gibt es überhaupt genügend Bahnen?“, hakte sie nach.

Priorität hat der Zehn-Minuten-Takt

Diesbezüglich verwies Kaib auf die KVB und die Stadtwerke Bonn (SWB). „Priorität hat der Zehn-Minuten-Takt“, sagte Markus Hochgartz von den Grünen. Er schlug zudem vor, eine Ausweitung der Linie 68 zu prüfen. Die Linie wird von den SWB betrieben und verkehrt zwischen den Haltestellen Ramersdorf und Bornheim über den Bonner Hauptbahnhof. Hochgartz forderte, aus der Machbarkeitsstudie langfristige Planungen abzuleiten. Laut Kaib bietet eine Machbarkeitsstudie auch die Grundlage, um einen Förderantrag zu stellen. Finanziert werden soll der Ausbau mit Fördergeldern.

Aber nicht nur bei der Linie 18 besteht Ausbaubedarf, auch die rheinnähere Linie 16 soll erweitert werden. So sollen die Haltestellen Widdig, Uedorf und Hersel zu barrierefreien Haltepunkten umgebaut werden. Dazu sollen die Seitenbahnsteige auf 90 Zentimeter aufgestockt sowie taktile Elemente angebracht werden. Im Zuge dieses Ausbaus lässt sich die HGK jedoch offen, die Strecke zwischen Wesseling und Hersel auch für den Güterverkehr nutzbar zu machen. Durch eine Verschwenkung der Gleise – das sogenannte Kasseler Modell – soll ein Betrieb von Stadtbahnen und Güterzügen möglich sein, wie der HGK-Vertreter ausführte.

Aktuell keine Güterzüge auf der Strecke

Da es sich bei der Rheinuferstrecke um eine ehemalige Eisenbahnstrecke handelt, bietet das Gleisbett genügend Platz, eine solche Baumaßnahme umzusetzen, wie eine Machbarkeitsstudie belege. Aktuell befahren jedoch keine Güterzüge diese Strecke.

Die Mitglieder des Ausschusses kritisierten diese Pläne. „Ich bin überrascht davon zu hören“, sagte Hochgartz. Auch Kleinekathöfer fragte nach dem Ursprung dieses „Sinneswandels“. Wilfried Hanft von der SPD forderte, auch diese Machbarkeitsstudie dem Ausschuss vorzulegen. „Wir sind erst einmal froh, konkrete Zeitpläne zu hören“, meinte Konrad Velten (CDU).

Voraussichtlicher Umbau 2020

Sein Parteikollege Bernd Marx kritisierte jedoch: „Niemand in den Rheinorten hat Interesse, dort Güterverkehr zu haben.“ Vor Jahren sei bereits seitens der HGK versichert worden, keinen Güterverkehr mehr über die Rheinuferstrecke schicken zu wollen. Kaib erklärte die Pläne mit einer Anfrage der DB-Netz: „Es gibt einen gewissen Druck von außen.“ Für die Versetzung der Gleise soll die Stadt Bornheim nicht belangt werden, finanziert werden soll es laut Kaib aus anderen Töpfen.

Bis Ende Februar soll das beauftragte Ingenieursbüro die Pläne fertigstellen, danach will sich die HGK mit der Stadt und dem Kreis abstimmen. Im Juni sollen dann die Planfeststellungsunterlagen abgegeben werden. Mit dem Umbau der barrierefreien Haltstellen könnte voraussichtlich im ersten oder zweiten Quartal 2020 begonnen werden. Insgesamt veranschlagt die HGK eine Bauzeit von rund neun Monaten.

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