Krippentier für Bornheim-Hemmerich Ein Löwe für die Markuskirche

Bornheim-Hemmerich · Asylsuchender aus Albanien gestaltet Krippenfiguren für die Evangelische Gemeinde Vorgebirge. In der kommenden Adventszeit wird auch ein Löwe in der Krippe der Hemmericher Markuskirche zu sehen sein.

 Auch eine Eule und eine Ziege hat der Albaner angefertigt.

Auch eine Eule und eine Ziege hat der Albaner angefertigt.

Foto: Christoph Meurer

Ochs und Esel gehören selbstverständlich zu jeder Weihnachtskrippe dazu. Auch Schafe dürfen in der Regel nicht fehlen. In der Hemmericher Markuskirche wird in der Advents- und Weihnachtszeit nun auch ein Löwe zu sehen sein. Roland Demirlika hat die 40 Zentimeter hohe, 50 Zentimeter lange und 15 Zentimeter breite Skulptur aus Lindenholz gefertigt – sehr zur Freude von Gerhard Brose, dem Pfarrer der Kirche, die zur Evangelischen Kirchengemeinde Vorgebirge gehört. Schließlich sei ein geflügelter Löwe das Symbol für den Evangelisten Markus, nach dem die Kirche benannt sei, erläutert Brose.

Gemeinsam mit Demirlika ist er in das Gotteshaus an der Rösberger Straße gekommen, um die Geschichte des Künstlers zu erzählen. Seit einem halben Jahr lebt der 30-Jährige in Merten – in einer Unterkunft für Asylbewerber, mit zwei weiteren Personen auf einem Zimmer. Über Düsseldorf, Dortmund, Rüthen im Kreis Soest sei er nach Merten gekommen, berichtet er. Ursprünglich stamme er aus Burrel, einer kleinen Stadt in Mittelalbanien, etwa 35 Kilometer Luftlinie von der Hauptstadt Tirana entfernt. Dort habe er acht Jahre die Schule besucht. Über eine schulische Zwischenstation sei er an die Kunsthochschule nach Tirana gekommen. Nach dem Ende seiner Studien habe er viel freiberuflich und später als Kunstlehrer an zwei Schulen gearbeitet. Demirlika zeigt Bilder früherer Arbeiten: darunter eine große Blumen-Skulptur, die er für einen öffentlichen Brunnen in Tirana gefertigt hat, und eine Schildkröte aus Sandstein, die während der Rüthener Kreativtagen im Juli 2015 entstanden ist – „als Geschenk an die Stadt“, wie er erläutert. „Albanien ist ein Land, in dem es im Moment wenige Perspektiven für Künstler gibt“, sagt er weiter. Daher wolle er sich in Deutschland eine Existenz als Künstler aufbauen. Schon als Kind habe er Spaß an künstlerischer Betätigung gehabt.

Der Kontakt nach Hemmerich ist zufällig entstanden. Wie Brose sagt, habe ein Gemeindemitglied Demirlika auf einem Treffen im katholischen Pfarrheim in Merten kennengelernt und sei mit ihm ins Gespräch gekommen. Sodann sei die Idee aufgekommen, ob Demirlika nicht einen Löwen für die Krippe gestalten könne. Herausgekommen ist ein prachtvolles Holztier mit einem erhabenen Blick. „Die Farbe ist ein Kompromiss“, sagt Demirlika. Normalerweise hätte er das Tier weniger realistisch gestaltet und auch nicht bemalt. Aber als Krippenfigur sei sie ja auch für Kinder gemacht. Dazu hat er noch eine Ziege sowie eine Eule geschnitzt. Auch sie werden die Krippe der Markuskirche schmücken.

Gearbeitet hat Demirlika in einem Kellerraum der Kirche. „Material und Werkzeug haben wir gekauft“, erläutert Brose. Ebenso habe man Kontakt zu lokalen Künstlern hergestellt, mit denen sich Demirlika austauschen konnte.

Der Albaner freut sich sehr darüber, dass die Kirchengemeinde ihm dieses Angebot gemacht hatte. „In Merten bin ich ohne Arbeit und bleibe den ganzen Tag zu Hause“, berichtet er. „Es ist ganz super, etwas für die Gemeinschaft zu tun.“ Dass er als Muslim für eine evangelische Kirche gearbeitet habe, sei für kein Problem gewesen. Pfarrer Brose hofft, dass Demirlika vielleicht noch andere Tiere schnitzt. Demirlika selbst könnte sich auch vorstellen, Kunstkurse für Kinder anzubieten. Ob er allerdings in Deutschland bleiben kann, ist mehr als fraglich. „Ich habe keine politischen Probleme, ich bin nicht vor Gewalt geflohen“, sagt er – und hofft, dass sich vielleicht doch eine Tür auftut.

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