Allerheiligen Ein Feiertag für alle Heilige seit dem Jahr 835

RHEIN-SIEG-KREIS · Ein Feiertag, an dem an Hunderte Heilige gedacht wird - dafür steht seit dem Jahr 835 Allerheiligen. "Allerheiligen brauchen wir, um uns bewusst zu machen, dass es vorbildliche Menschen gab", sagt Bruno Schrage, erster geschäftsführender Vorsitzender des Kirchenvorstands der katholischen Pfarrgemeinde Sankt Evergislus in Bornheim-Brenig.

 Figur des heiligen Patrons Evergislus.

Figur des heiligen Patrons Evergislus.

Foto: Herbert Brandenburg

Letztendlich legte Papst Gregor IV. 835 Allerheiligen für die gesamte Westkirche auf den 1. November. Diesem Tag gehen jedoch Allerheiligenfeste voraus, die bereits seit Anfang des vierten Jahrhunderts in den östlichen Kirchen als Herrentag aller Heiligen am ersten Sonntag nach Pfingsten gefeiert wurden.

Papst Bonifatius IV. weihte in der westlichen Kirche das heidnische römische Pantheon in Rom am 13. Mai 609 oder 610 - zuvor das Heiligtum der antiken Götterwelt - der Jungfrau Maria und allen Märtyrern. Zudem ordnete er eine jährliche Feier zunächst am Freitag nach Ostern an.

Papst Gregor III. weihte mehr als 100 Jahre später eine Kapelle in der Basilika Sankt Peter allen Heiligen und legte daher für die Stadt Rom den Feiertag auf den 1. November. Ende des achten Jahrhunderts begingen diesen Tag vor allem auch die Franzosen, so dass sich der Termin allmählich in der gesamten Westkirche verbreitete, bis er ein gesetzlicher Feiertag wurde. In den deutschen Bundesländern gilt er als stiller Feiertag, an dem Tanzveranstaltungen verboten sind.

Der heilige Patron Evergislus ist einer der katholischen Heiligen, derer am 1. November gedacht wird. Schrage: "Er war ein Bischof, der in einer unruhigen missionarischen Zeit gelebt hat. Da war die Kirche im Aufbruch." Aus der Kölner Kirchengeschichte geht hervor, dass Evergislus lange Zeit als dritter Bischof von Köln bezeichnet wird, der von 399 bis 418 amtiert haben soll. Zum Ende des sechsten Jahrhunderts erscheint jedoch ein Bischof mit einem ähnlich klingenden Namen: Ebregisil beziehungsweise Eberigisil.

Dies könne zu der Annahme führen, dass es sich um zwei verschiedene Personen handelt, die zu unterschiedlichen Zeiten dem Kölner Bistum vorstanden. Die frühen Kölner Bischofslisten des Mittelalters kennen jedoch nur einen Bischof dieses Namens: Evergislus episcopus.

Die Kölner Bischöfe Euphrates und Carentinus erschienen auf den im 10. Jahrhundert handschriftlich verfassten Bischofslisten nicht und wurden später dort eingefügt. Seitdem erscheint Evergislus als der fünfte Bischof von Köln. Eine Verdopplung des Evergislus/Ebergisil habe laut Hendrik Hülz, der 2006 seine Diplomarbeit über den Bischof Evergislus verfasst hat, zurzeit der früheren Bischoflisten noch nicht stattgefunden.

Hülz, der seine Wurzeln in Brenig hat und seit 2012 Kaplan im Düsseldorfer Rheinbogen ist, leitet aus Evergislus "Eber" und "Geisel" ab, was Beute, Bürge und Gast bedeutet. "Geisel" könnte jedoch auch "Adliger" bedeuten, was einen Rückschluss auf seine adelige Herkunft geben könnte. Evergislus ist der Schutzpatron der Glaser und der Kölner Malerzunft. Sein offizieller Gedenktag ist der 24. Oktober. "Für die Breniger ist Evergislus der Schutzheilige des Ortes. Er hat weltweit nur zwei Pfarreien abbekommen. Eine davon ist in Plittersdorf und die andere in Brenig", so Schrage.

Ein Beispiel für einen anderen der vielen Heiligen, die am 1. November ihren "Gemeinschaftstag" haben, ist Ägidius, der vermutlich um 640 in Athen geboren wurde. Nach ihm wurde - die Schreibweise variiert - die Pfarrei Sankt Aegidius in Bornheim-Hersel und die Pfarrei Sankt Ägidius in Rheinbach-Oberdrees benannt.

Er verließ seine griechische Heimat und lebte jahrelang in der Diözese von Nîmes als Einsiedler in einer Höhle an der Mündung der Rhone in das Mittelmeer. Der Legende nach nährte ihn durch Gottes Fügung eine Hirschkuh mit ihrer Milch. Während einer Jagd des Westgotenkönigs Wamba flüchtete diese Hirschkuh zu Ägidius, der sich schützend vor das Tier stellte. Darauf wurde er versehentlich von einem Pfeil getroffen. In der Erkenntnis, dass die Tugend in der Schwachheit vollendet werde, bat er Gott, dass ihm während seines Erdendaseins die Gesundheit nicht wiederkehren solle. So blieb er bis an sein Lebensende verwundet.

Zur Vergebung seiner Schuld ließ der König Ägidius ein Kloster errichten. 680 entstand die Benediktiner-Abtei von Saint-Gilles, der Ägidius bis zu seinem Tode als Abt vorstand.

"Auch wenn es sich um eine Legende handelt, muss dahinter ein Charakter gestanden haben, der positiv auf die Menschen gewirkt hat", findet Schrage. Ägidius ist der einzige der 14 Nothelfer, der nicht das Martyrium erlitt und ist Schutzpatron der stillenden Mütter und der Hirten.

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