Zugverkehr in Bornheim Diskussion um Zugüberholungen

Bornheim-Sechtem · Gegenwind für National Express (NX). Sowohl die Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft (EVG) als auch die Deutsche Bahn reagieren auf Aussagen des Betreibers der Regionalbahn 48 zu Verspätungen.

 Pendler verlassen am Bahnhof Sechtem einen Zug der RB 48. In diesem Fall handelt es sich um ein altes Fahrzeug der Deutschen Bahn, das von National Express genutzt wird.

Pendler verlassen am Bahnhof Sechtem einen Zug der RB 48. In diesem Fall handelt es sich um ein altes Fahrzeug der Deutschen Bahn, das von National Express genutzt wird.

Foto: Roland Kohls

Wie berichtet, hatten Pendler aus Sechtem teils massive Verspätungen und Ausfälle der RB 48 beklagt. Zwar hatte NX auf Anfrage Fehler in den Arbeitsabläufen eingeräumt, zugleich hatte ein NX-Sprecher der Deutschen Bahn einen Seitenhieb verpasst. So kämen Verspätungen auf der RB 48 auch dadurch zustande, dass die Fahrdienstleiter der Deutschen Bahn die Züge von National Express ausbremsten, weil sie diese ständig „auf Seite“ nähmen, um verspätete Fernzüge überholen zu lassen.

Auf Anfrage weist Dirk Pohlmann von der Pressestelle der Deutschen Bahn in Düsseldorf die Kritik zurück. Es gebe keinen generellen Vorrang des Fernverkehrs. Zwar würden diese Züge nicht selten bevorzugt. Das liegt laut Pohlmann allerdings daran, dass sie zum einen mit einer höheren Geschwindigkeit fahren und zum anderen deutschlandweite Anschlüsse sicherzustellen sind. Dass eine Vielzahl von Verspätungen auf der RB 48 und dem ebenfalls von NX betriebenen Regionalexpress 7 (Krefeld - Rheine) von NX nicht beeinflussbar seien, halte die Bahn für „absolut ungerechtfertigt“, so Pohlmann weiter.

Auf Initiative der Deutsche-Bahn-Tochter DB Netz seien bereits vor und nach Betriebsaufnahme Mitte Dezember 2015 mehr als ein halbes Dutzend Gespräche mit NX geführt worden – unter anderem zum Betriebsablauf. Zugleich weist Pohlmann darauf hin, dass Überholungen von Nahverkehrszügen durch Fernzüge nicht von den Fahrdienstleitern vor Ort – also etwa in Sechtem – veranlasst würden. Das erfolge immer durch die Betriebsleitung in Duisburg, selbstredend in Absprache mit dem jeweiligen Fahrdienstleiter.

Eine Lanze für die Fahrdienstleiter vor Ort bricht die EVG: „Unsere Kolleginnen und Kollegen bemühen sich rund um die Uhr um einen pünktlichen und sicheren Bahnbetrieb“, sagt der Bonner EVG-Vorsitzende Rainer Bohnet. Recherchen des EVG-Ortsverbands Bonn/Rhein-Sieg hätten ergeben, dass ein Zug der RB 48 im Schnitt drei bis fünf Minuten Verspätung habe, wenn er von einem Schnellzug überholt werde.

Die Überholvorgänge in Sechtem seien vor allem in der Nord-Süd-Richtung relativ aufwendig, weil die NX-Züge von Brühl kommend das Gleis der Süd-Nord-Richtung kreuzen müssten. Das wiederhole sich bei der Ausfahrt der NX-Züge in Richtung Roisdorf, so die EVG weiter. Sollte National Express den Eindruck haben, ihre Züge würden benachteiligt, stehe der Beschwerdeweg bei der Bundesnetzagentur in Bonn offen. „Natürlich liegt die Ursache der Verspätungen tiefer“, führt Bohnet weiter aus. Schließlich fehlten zwischen Bonn und Köln zusätzliche Gleise: „Aber ein Ausbau der Infrastruktur ist leider in naher Zukunft nicht zu erwarten.“

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