Bornheimer Tollitätentreff Die Räuber und „Et Rumpelstilzje“ räumen in Hersel ab

Bornheim-Hersel · In der ausverkauften Herseler Rheinhalle feiern 600 Jecke die 50. Auflage des Tollitätentreffs. Passend zum Jubiläum erscheint Bürgermeister Wolfgang Henseler im goldfarbenen Frack.

 Hier regiert der Fastelovend: Die Prinzessinnen und Prinzen aus dem Bornheimer Stadtgebiet präsentieren sich dem närrischen Volk.

Hier regiert der Fastelovend: Die Prinzessinnen und Prinzen aus dem Bornheimer Stadtgebiet präsentieren sich dem närrischen Volk.

Foto: Axel Vogel

Wie gut, dass der Bornheimer Tollitätentreff im Jahr 1980 vom Ratssaal des Bornheimer Rathauses in die Herseler Rheinhalle verlegt wurde. Denn ohne eine Halle dieser Ausmaße wäre den rund 600 Gästen bei der 50. Ausgabe der Traditionsveranstaltung der sensationelle Auftritt der Fidelen Sandhasen aus Oberlar entgangen.

Diese benötigten mit ihren 56 Tänzerinnen und Tänzern zum einen die gesamte Breite der Bühne und zum anderen die volle Deckenhöhe. Mit akrobatischen Flugeinlagen der Extraklasse verdienten sie sich nicht nur tosenden Applaus, sondern auch die zweite Rakete des Abends.

Die erste Rakete hatte sich Fritz Schopps alias „Et Rumpelstilzje“ mit bitterbösen Versen gesichert, die nie das Reimschema, wohl aber die sicheren Pfade der politischen Korrektheit verließen. Dabei bekamen nicht nur Wladimir Putin, Kim Jong-un und Donald Trump ihr Fett weg. „So braun wie Alexander Gauland kann ein Jérôme Boateng gar nicht werden“, frotzelte Schopps in Richtung des AfD-Politikers. Davon abhalten, auch dem Profifußball eins überzubraten, ließ sich „Et Rumpelstilzje“ dennoch nicht. „Für das Jahresgehalt eines Neymar arbeitet eine Krankenschwester 800 Jahr'“, spielte er auf die Ablösesumme von 222 Millionen Euro an, die Paris Saint-Germain an den FC Barcelona gezahlt hatte, und womit er offensichtlich den Nerv des Publikums traf, das lautstark eine Zugabe forderte.

Das mehr als vierstündige Programm hatte einmal mehr Literatin Karin Schumacher-Lambertz zusammengestellt. Durch den Abend führte der routinierte Sitzungspräsident Wolfgang Raschke, der mit der Dieter-Krämer-Gedächtnis-Medaille ausgezeichnet wurde. Eine krankheitsbedingte Absage der „Botzedresse“ konnte durch den beherzten Einsatz des Merteners Willi Wilden ausgebügelt werden. Mit Geschichten und musikalischen Verzällcher wusste im Anschluss das kölsche Trio „Die Blömscher“ bestens zu unterhalten.

Heimspiel für Comedian Bernd Stelter

Für ordentlich „Rums“ auf der Bühne sorgte die Kölner Funkenartillerie Blau-Weiß von 1870. Nicht minder beeindruckend fiel der Einmarsch des Bonner Stadtsoldaten-Corps aus, das die Tollitäten zum 50-jährigen Jubiläum in den Saal geleitete. Auf der Bühne begrüßte Bürgermeister Wolfgang Henseler die Roisdorfer Prinzessin Doris I. (Mahlberg), das Prinzenpaar Günter II. (Engels) und Sabine I. (Meyer) aus Merten, sowie die Kinderprinzessin Julia (Preiß) aus Waldorf, das Widdiger Kinderprinzenpaar Lukas I. (Velten) und Eva I. (Rüthing) und das Prinzenpaar der Bonner Werkstätten, Uwe I. (Viernich) und Julia I. (Lellek). Mit einem Scheck über 1100 Euro bedachten aktuelle und ehemalige Tollitäten sowie weitere Spender die Bornheimer Bürgerstiftung.

„Das ist ein imponierendes Bild zum goldenen Jubiläum“, sagte Henseler, der passend zum Anlass im goldfarbenen Frack erschienen war, mit Blick auf die ausverkaufte Halle. Neben zahlreichen Ehrengästen hieß er auch seinen Amtskollegen Ralf Schreiber aus Bornheims Partnerstadt Mittweida und den Landrat des Landkreises Mittelsachsen, Matthias Damm, willkommen. Dass auch die Sachsen Karneval feiern können, stellten die sieben Tänzerinnen der Funkengarde des 1. Mittweidaer Karnevalsvereins unter Beweis.

Bevor die „Räuber“ mit „Wenn et Trömmelche jeht“ und anderen Ohrwürmern als Schlusspunkt noch einmal mächtig loslegten, konnte Bernd Stelter bei seinem Rückblick auf das vergangene Jahr mit beißender Kritik aus dem Vollen schöpfen. Aber auch kleine Lichtblicke hatte der Herseler im Gepäck – und sei es nur die Botschaft, dass zu viel Bier am Abend nicht dick macht. Denn Wissenschaftler haben herausgefunden: Das Bier weiß gar nicht, wie spät es ist.

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