Erinnerung an die Pogromnacht in Bornheim „Die Menschen sollen Kopf und Herz benutzen“

Bornheim · Die Stadt Bornheim hat ein Programm mit Texten, Musik und Ausstellungen organisiert, um im Rathaus der Pogromnacht vor 78 Jahren zu gedenken.

 Die Nationalsozialisten zündeten die Synagoge, die an der Ecke Königstraße/ Heinestraße stand, in der Pogromnacht am 10. November 1938 an. Die Feuerwehr durfte den Brand nicht löschen.

Die Nationalsozialisten zündeten die Synagoge, die an der Ecke Königstraße/ Heinestraße stand, in der Pogromnacht am 10. November 1938 an. Die Feuerwehr durfte den Brand nicht löschen.

Foto: Stadt Bornheim/Repro: Henry

Es ist eine Art Theatermosaik, das die Stadt Bornheim zum Gedenken an die Pogromnacht morgen, 10. November, ab 18 Uhr im Rathaus an der Rathausstraße zeigen wird.

Seit 2011 erinnert die Verwaltung an die antisemitischen Übergriffe der Nazis, die in Bornheim überwiegend am 10. November 1938 und nicht, wie in anderen deutschen Städten, in der Nacht vom 9. auf den 10. November stattfanden. Seit 2013 steht die Gedenkveranstaltung unter dem Motto „Erinnern für heute und morgen“.

In diesem Jahr präsentieren 120 Bornheimer Jugendliche nicht nur die Ergebnisse einer Recherchearbeit zur jüdischen Geschichte. Aufgeteilt in zwölf Gruppen haben die Zwölf- bis 18-Jährigen seit dem Sommer Ausstellungen, Musik, Texte, Videoinstallationen, Plakate und Performances erarbeitet, die von 88 Akteuren im Innenhof, in der Bürgerhalle und im Ratssaal umgesetzt werden.

Die diesjährige Gedenkveranstaltung ist Teil des Jugend-Migrationstheaterprojektes „Jede Jeck es anders“, das vom Bundesamt für Migration und Flüchtlinge gefördert wird, so dass „wir die Gedenkveranstaltung größer planen konnten“, erklärt Katja Cîmpean vom städtischen Jugendamt.

Ein großer Teil der Jugendlichen ist mit Hilfe von Theaterarbeit unter der Leitung der Schauspielerin und Regisseurin Elisabeth Pleß vom Kölner Netzwerk für Darstellende und Bildende Kunst, „Drangwerk“, an das Thema herangeführt worden. Vielfältig sind die Performances, mit denen die jungen Leute zum Nachdenken anregen wollen. Dazu zählen unter anderem die selbst geschriebenen Texte der Europaschüler, eine gemeinsame Darbietung des Religionskurses und der internationalen Klasse des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums sowie Auftritte von Mädchen der offenen Theatergruppe von „Jede Jeck es anders“.

Außerdem haben die Schüler der Heinrich-Böll-Sekundarschule aus Beton „Negativreliefs“ mit Bildnissen jüdischer Bürger und jüdischer Symbole gefertigt. Jugendliche der evangelischen Kirchengemeinde Vorgebirge spielen Interviews zum Erinnern ab, die sie mit Besuchern des Seniorentreffs Sankt Sebastian Roisdorf geführt haben. Andere wiederum haben eine Videoinstallation zum Thema „Heute versus gestern“ (Kulturraum Sechtem) vorbereitet.

Auftakt der Veranstaltung ist im Rathaus-Innenhof. Klezmer-Musik begleitet die Gäste ins Foyer, von dort führt der Jugendchor mit seinem Lied „Sieh auf Deinen Weg“ die Besucher in den Ratssaal. „Es ist uns wichtig, möglichst viele Menschen zu erreichen, Menschen, die an dem Tag Kopf und Herz benutzen“, sagt Pleß.

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