Kohlernte im Vorgebirge Die „Kappesköpp“ mögen es sanft

Bornheim · Herbstzeit bedeutet Kappeszeit: Die Ernte von Weißkohl, Rotkohl, Wirsing und Co. läuft im Vorgebirge auf Hochtouren. Zum Beispiel beim Rösberger Landwirt Johannes Köhl, der mit seinen Mitarbeitern täglich zwischen 20.000 und 30.000 "Köpfe" per Hand abschneidet.

 Kohlernte: Landwirt Johannes Köhl hat mit der Ernte des Weißkohls begonnen.

Kohlernte: Landwirt Johannes Köhl hat mit der Ernte des Weißkohls begonnen.

Foto: Roland Kohls

ohlgemüse – Rheinisch „Kappes“ – wächst als roter und weißer Kappes, Chinakappes, Wirsing oder spitzer Kappes auch auf den Feldern des Rösberger Landwirts Johannes Köhl.

Auf rund 60 seiner insgesamt 230 Hektar Ackerfläche hat Köhl von Mai bis August in nebeneinander liegenden Reihen verschiedene Sorten des Kohlgemüses gepflanzt. Dabei kommt es auf den Abstand zwischen und innerhalb der Reihen an: Er beträgt 60 beziehungsweise 35 Zentimeter. Außerdem ist die Wahl der Pflanzensorten von wichtig, damit die Kohlköpfe die vom Handel vorgegebene jeweilige Größe und das entsprechende Gewicht erreichen.

Vor knapp einer Woche hat der Rösberger mit der Ernte von Weißkohl begonnen. Rotkohl, Chinakohl, Wirsing und Spitzkohl werden bis zum ersten Frost Mitte November eingefahren sein.

Zwischen 20.000 und 30.000 „Köpfe“ schneiden Köhl und seine 24 Mitarbeiter täglich per Hand vorsichtig über dem Strunk ab und legen sie auf das über den Reihen angebrachte Ernteband. Es ist eine Art Förderband, das in Richtung Traktor läuft, wo die Kohlköpfe „ganz sanft in Kisten gelegt werden, damit sie keine Druckstellen bekommen. Denn Kohl ist ein sehr empfindliches Gemüse“, erklärt der 47-jährige Landwirt, der den Hof in vierter Generation betreibt.

Die Preise werden mit den Discountern wöchentlich neu festgelegt

Die Kohlköpfe werden nach der Ernte von den äußeren Blättern gesäubert, damit sie im Geschäft frisch und knackig aussehen. Ein Teil des frisch geernteten Kohls landet in den Regalen der Supermärkte, wo er für 99 Cent bis 1,10 Euro pro Kilo ein günstiges frisches Gemüse ist. Einen Teil des Gemüses lagert Köhl ab November im Kühlhaus, so dass es in den Wintermonaten frisch bleibt.

Der Preis, den er mit den Discountern aushandelt, wird wöchentlich neu festgelegt. Zu Beginn der Ernte vor einer Woche wurden dem Landwirt pro Kohl zwischen 25 und 30 Cent gezahlt. „Ein Preis, der besser sein könnte, zumal die Produktionskosten in diesem Jahr höher ausfallen. Wegen des trockenen Sommers mussten wir die Pflanzen mit Hilfe einer sogenannten Regenmaschine statt zwei sogar fünf Mal bewässern. Außerdem sind die Lohnkosten gestiegen. Der Preis, den ich bekomme, ist allerdings auf demselben Niveau geblieben wie 2014“, kritisiert der Rösberger.

Der Kauf von Spitzkohl nimmt zu

Der Fachmann in Sachen in Kohl hat in den vergangenen Jahren vor allem bei jüngeren Verbrauchern eine leichte Veränderung im Konsumverhalten festgestellt. „Die Nachfrage nach traditionellen Sorten wie Rot- und Weißkohl ist etwas zurückgegangen. Dafür hat der Kauf von Spitzkohl tendenziell zugenommen. Spitzkohl ist zarter im Geschmack und schmeckt auch nicht so intensiv nach Kohl“, sagt der Rösberger. Diese Einschätzung teilt Kölhs Kollege Norbert Pesch.

Der Breniger fährt jetzt zum zweiten Mal sein Kohlgemüse ein. Während die im Frühjahr gepflanzten schnell wachsenden Sorten an Weißkohl, Wirsing und Spitzkohl bereits um den 20. Mai vom Feld geholt wurden, sind jetzt die von Juli bis Ende August gepflanzten späten Sorten des gleichen Gemüses erntereif. 900.000 Kohlköpfe der Herbsternte wachsen bei Pesch auf einer 20 Hektar großen Ackerfläche. Der Weißkohl und der Wirsing gelangen nach dem Schnitt sofort in den Verkauf, während der Spitzkohl als Lagerpflanze in den kalten Monaten ins Kühlhaus kommt.

Besonders viel Pflege brauchten die Pflanzen in diesem Jahr im August und September. Denn wegen der Trockenheit mussten die Köpfe nicht nur regelmäßig bewässert werden – eine Folge der Temperaturen war auch ein verstärkter Befall mit Kohlraupen. „Wir haben ein entsprechendes Insektizid gespritzt.

Das hat geholfen. Zum Glück hatten wir dadurch keine nennenswerten Einbußen. Man muss da hinterher sei, weil es bei der Vermarktung Null Toleranz gibt“, erklärte der 52-jährige, der den Familienbetrieb in der sechsten Generation führt. Er verkauft sein Gemüse direkt vom Feld oder im Winter aus dem Kühlhaus an Edeka Frachtkontor West im Roisdorfer Industriegebiet und auf dem Kölner Großmarkt.

Der Anspruch der Käufer an den perfekten Kohlkopf ist heute größer als noch zu Zeiten seines Vaters. „Die Kohlköpfe müssen gleichmäßig sein und das Gewicht ist vorgegeben. So muss ein Spitzkohl zwischen 1,2 und 1,4 Kilogramm aufweisen. Ist er schwerer, ist es schwierig, ihn zu vermarkten“, sagt Pesch. Er zeigt sich jetzt schon zufrieden mit dem Herbstertrag seines Gemüses, falle doch die Ernte in der Region in diesem Jahr wahrscheinlich normal aus. Viele Verbraucher freuen sich jetzt schon darauf, wenn Kohlgemüse in all seinen Variationen auf den Tisch kommt.

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