Gedenkfeier in Bornheim Die Erinnerung wach halten

Bornheim-Widdig · Bornheimer gedenken der Opfer der Naziherrschaft mit einer Feier, die vor allem Jugendliche gestalten.

 Feierliches Gedenken: Rund 200 Bornheimer nehmen an der Feier in der Widdiger Pfarrkirche teil.

Feierliches Gedenken: Rund 200 Bornheimer nehmen an der Feier in der Widdiger Pfarrkirche teil.

Foto: Axel Vogel

Zwei Stolpersteine erinnern in Widdig vor dem Gasthaus "Restauration zur Rheinuferbahn" an Abraham und Berta Rolef, Juden, die an der Germanenstraße einen Viehhandel und eine Metzgerei betrieben - bis sie 1942 von den Nationalsozialisten verschleppt und ermordet wurden. Ein Nachfahre der Rolefs reiste nun aus Berlin zur Gedenkfeier in Bornheim an, mit der an die Opfer der Pogromnacht am 10. November 1938 erinnert wurde.

An besagten Stolpersteinen begrüßte Bürgermeister Wolfgang Henseler die Teilnehmer zu einer Schweigeminute. In der mit rund 200 Menschen gefüllten Pfarrkirche Sankt Georg gestalteten anschließend Schüler des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums, der Europaschule und der Heinrich-Böll-Sekundarschule mit dem Evangelischen Kinder- und Jugendchor unter der Leitung von Marie-Susanne Rothschild sowie der offenen Theatergruppe "Jede Jeck es anders" ein Programm zum Thema Menschenrechte. "Erinnern für heute und morgen" lautete das Motto der Gedenkveranstaltung.

"Wir freuen uns besonders, dass so viele junge Menschen an dieser Aktion teilnehmen", sagte Henseler. "Inzwischen ist das Motto unserer Gedenkfeier aktueller denn je. Ich denke, gerade jetzt sollten wir uns jeder Art von Ausgrenzung entgegenstellen."

Schockiert waren vor allem die jungen Teilnehmer der Veranstaltung von Auszügen aus Artikeln der nationalsozialistischen Presse, die Louis Gumbel, Schüler des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums, zitierte. Er las aus dem Westdeutschen Beobachter vom 11., 14. und 17. November 1938 Sätze wie: "Die Juden sind selber Schuld, dass ihr Eigentum und ihre Geschäfte in den arischen Besitz übergehen".

Acht Schüler der Europaschule hatten die Geschichte der jüdischen Familie Rolef erforscht. Sie dokumentierten ihre Recherche mit Fotos. "Familie Rolef - ein Bornheimer Schicksal" nannten sie ihr Referat. Bezüge zum Thema Verfolgung durch die Nazis hat auch die Kirche selbst: Das vierte Fenster an der linken Seite des Kirchenschiffes, so berichtete Elisabeth John-Krupp, zeigt Maximilian Kolbe, der 1943 in Auschwitz starb und als Märtyrer der katholischen Kirche verehrt wird. Das Fenster zeigt Kolbe in seiner Kleidung als KZ-Häftling. Paulina Riebe und Elena Kaspar aus dem Religionskurs des Alexander-von-Humboldt-Gymnasiums schlugen wiederum einen Bogen zur Gegenwart: Sie berichteten von ihren Erlebnissen bei der Bornheimer Flüchtlingshilfe.

Die Gedenkfeier lebte von der Vielfalt der Beiträge, zu denen auch Liedvorträge gehörten. So sangen zehn Mädchen des Evangelischen Kinder- und Jugendchores "Caresse sur l'ocean", bekannt aus dem Film "Die Kinder des Monsieur Mathieu". Lena Kerrouri, Gastsängerin des Liedensembles der Heinrich-Böll-Sekundarschule, trug "Wiegela" von Ilse Weber vor. Zum Abschluss erklang der "Earthsong" von Michael Jackson. Zum Programm der Feier trugen auch der Deutsch-Leistungskurs der Europaschule bei, der sich mit dem Buch "Hiob" von Joseph Roth beschäftigte, und die offene Theatergruppe, die eine Performance zum Thema Heimat zeigte.

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