Ausstellungseröffnung im Kunsthof Merten Der undurchschaubare Odradek

BORNHEIM-MERTEN · Ein geheimnisvolles Wesen aus einer Erzählung Franz Kafkas lieh der Ausstellung den Namen, die am Samstag im Rahmen der Offenen Ateliers im Kunsthof Merten eröffnet wurde. Helmut Brandt (70), Hyacinta Hovestadt (60) und Martin Langer (47) zeigen ihre Werke unter dem Titel "Das Odradek-Projekt".

Odradek, das ist eigentlich ein Ding, ein mit Zwirn bezogener kleiner Stern in Kafkas Erzählung "Der Hausvater". Doch es hat ein Eigenleben. Und, so grübelt der Protagonist der Erzählung, es scheint über ein Menschendasein hinweg zu existieren.

Diesen Gedanken greifen die Künstler auf. "Odradek ist eine Metapher für alte Dinge, die im kulturellen Umgang neu auferstehen", sagt Helmut Brandt. Der Kölner Künstler überzieht Leinwände mit handgeschriebenen Schriften. Aufgetragen werden sie mit einer Abdeck-Emulsion, die man wieder entfernen kann. So werden tieferliegende Farbschichten frei, die aussehen wie verwitterte Schriftzüge.

"Es sind Informationen verborgen, die man auf den ersten Blick nicht sieht", so Brandt. An einer unverputzten Mauer in einem Speicherraum hängt das Bild "Plagiat". Es erinnert an eine Mauer mit Graffiti. Der Titel bezieht sich auf ein aktuelles Ereignis: Als Brandt es malte, waren die Plagiatsvorwürfe gegen Bildungsministerin Annette Schavan gerade in der öffentlichen Diskussion.

Organische Formen haben die Skulpturen der Erkrather Künstlerin Hyacinta Hovestadt. Kokons und nestartige Bruchstücke sind zu sehen, die von Weitem aussehen wir Keramik oder Korbmaterial. Aus der Nähe lässt sich die angeschnittene Wellpappe erkennen. "Je nach Perspektive entsteht ein anderer haptischer Eindruck und ein anderer Farbton", so Brandt.

In einem Kellerraum des Kunsthofs stehen kleinere Skulpturen aus Hohlblockziegeln, die an Häuser erinnern. Die Ziegel flexte die Künstlerin an, die entstehenden Löcher erinnerten sie an kleiner Fenster. "Da war klar: Es werden Häuschen. Vieles entdecke ich, wenn ich mit dem Material herumspiele."

Mit Holz arbeitet der Mertener Martin Langer, der sein Atelier für die Ausstellung zur Verfügung gestellt hat. Aus vorgefertigten Teilen erfindet er neue Formen, die an häusliche Gebrauchsgegenstände oder bäuerliche Gerätschaften erinnern. Einige sind in Schaukästen ausgelegt und mit verblichenen Archivnummern oder pseudowissenschaftlichen Erklärungen versehen. Die Präsentation erinnert an ein Völkerkundemuseum. Doch der Zweck der Gerätschaften erschließt sich nicht. "Die Erkenntnis, dass jede Deutung reine Spekulation ist, bleibt unvermeidlich", so Martin Langer.

Die Ausstellung kann noch bis Samstag, 12. Juli, im Kunsthof Merten, Wagnerstraße 12, besichtigt werden. Termin-Absprachen unter Rufnummer 02227/82783, weitere Infos unter www.kunsthof-merten.de.

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