Traditionsbäckerei Voigt Der Standort wird gestärkt

BORNHEIM/SWISTTAL · Auch nach vielen Jahren Firmengeschichte der Bäckereifamilie Voigt lehnen sich die beiden Geschäftsführer Theo (56) und Andreas Voigt (52) nicht zurück. Und für dieses Jahr planen sie die Erweiterung ihres Filialnetzes um drei neue Standorte.

 In den 1950er Jahren entstand dieses Foto mit Firmenchef Fritz Voigt in der Mertener Backstube.

In den 1950er Jahren entstand dieses Foto mit Firmenchef Fritz Voigt in der Mertener Backstube.

Foto: Firma Voigt

Einer davon öffnet am 19. Februar in Bonn-Plittersdorf. Ende 2015 sind die Brüder dann Inhaber von 48 Filialen und führen von der Firmenzentrale in Swisttal-Heimerzheim mehr als 480 Mitarbeiter.

Doch Theo Voigt, der sich im Unternehmen mit der kaufmännischen Seite befasst, gibt sich damit nicht zufrieden. So ist in diesem Jahr die Optimierung der Kassensysteme vorgesehen. Ebenfalls stehen neue Backmaschinen auf der Einkaufsliste des 1894 in Bornheim-Merten gegründeten Familienbetriebes. Sein wichtigstes Investment sieht Voigt aber im Bereich der Mitarbeiter. "Wir wollen qualifizierte und gut geschulte Mitarbeiter, die vernünftig bezahlt werden.

Die Themen 'Wertschätzung' und 'Motivation' stehen dabei ganz oben auf der Agenda", so der gelernte Konditormeister. Im Gespräch mit dem GA fielen aber auch immer wieder Begriffe wie "Optimale Qualität", "Frische" sowie "Geschick und handwerkliches Können der Mitarbeiter".

Um künftig weiter wettbewerbsfähig agieren zu können, planen die Mertener Brüder neben Prozessoptimierungen im Produktionsbereich einen Ausbau ihres Firmensitzes in der Dützhofer Straße in Heimerzheim. Dafür hatten Sie bereits im vorvergangenen Jahr ein angrenzendes Grundstück gekauft. "Zunächst errichten wir ein Gebäude mit 500 Quadratmetern Grundfläche.

Im Erdgeschoss entsteht ein neues Hygienezentrum mit einer Hochleistungsspülanlage", erklärt Theo Voigt die anstehende Baumaßnahme. Diese Investition ist laut Voigt nötig geworden, da täglich bis zu 8000 Körbe und 1500 Kuchenbleche gereinigt werden müssen und die alten Maschinen aus Kapazitätsgründen nicht mehr ausreichen. In der neuen Spülanlage können 1500 Körbe in der Stunde gereinigt werden.

Im Obergeschoss des Neubaus entstehen Büroräume für den Verwaltungsbereich. Der Spatenstich ist im Frühjahr geplant, den Bauantrag dazu hatte Theo Voigt im Dezember beim Rhein-Sieg-Kreis eingereicht. 2016 folgt ein zweiter Anbau. Dazu Theo Voigt: "Wir wollen unsere Produktions- und Versandflächen für die Versorgung der Filialen noch einmal deutlich erweitern." Und auf der zugekauften Grundfläche entsteht die 49. Filiale der Bäckereikette, ein 450 Quadratmeter großes Café.

Auch hat sich Theo Voigt das Thema Energieeinsparung auf die Agenda gesetzt: "Wenn wir zehn Prozent Energie einsparen könnten, dann ist das schon eine riesige Hausnummer." An den Konzepten dafür arbeitet er mit Hochdruck und denkt beispielsweise über die Nutzung der Ofenwärme für die Warmwasseraufbereitung der Spülanlage nach.

Zu seinen Überlegungen gehören auch schnell umzusetzende und unkonventionelle Maßnahmen wie verkürzte Vorheizzeiten der Backanlagen. "Warum muss eine 45-Kilowatt-Backanlage für Berliner drei Stunden vor der Nutzung eingeschaltet werden, wenn eine Stunde auch völlig ausreichend ist?"

Zukünftig teilen sich nicht nur Theo und Andreas Voigt die Verantwortung innerhalb der Geschäftsführung. Martin Voigt, der 22-jährige Sohn von Theo Voigt ist seit Oktober des vergangenen Jahres als dritter Geschäftsführer in die Firmenleitung eingestiegen.

Die Geschichte des Familienunternehmens

Der Bäckergeselle Theodor und seine frisch angetraute Frau Theresa Voigt waren 1893 auf Hochzeitsreise, als sie den damaligen Pfarrer von Merten, Gottfried Köllen, trafen. Dieser erzählte ihnen, dass in der Nähe des Pfarrhauses eine Bäckerei leerstehe. Ein Jahr später eröffnete das Paar an der Martinstraße die Bäckerei Voigt, die nun seit mehr als 120 Jahren Brot, Brötchen und Gebäck für die Region herstellt. In den 1970er Jahren begann die Expansion des kleinen Bäckereibetriebes. Zwischen 1973 und 1993 entstanden in Bornheim, Weilerswist, Euskirchen und Buschhoven acht Filialen.

Der Betrieb wurde moderner und bot zum 100-jährigen Bestehen 45 Angestellten in der Produktion, im Versand und im Verkauf einen Arbeitsplatz. Da die Backstube in Merten trotz verschiedener Anbauten zu eng wurde für die tägliche Produktion, entschlossen sich 1994 die Brüder Theo und Andreas, die 1989 in das Geschäft ihrer Eltern eingestiegen waren, die Produktion in Heimerzheim durch einen Neubau zu erweitern. Während der gelernte Bäckermeister Andreas Voigt jeden Tag in der Backstube für die Abläufe verantwortlich ist, liegt der Schwerpunkt von Konditormeister Theo Voigt auf der kaufmännischen Seite.

Gemeinsam ist es den Brüdern gelungen, ein Filialnetz von bald 50 Standorten aufzubauen. "Mit 450 Mitarbeitern gilt es, die Verantwortung auf mehrere Hände zu verteilen, sich strukturiert aufzustellen und systematisch zu arbeiten", erläutert Theo Voigt die Veränderungen, die das Arbeiten der vierten Generation der Bäckerei Voigt prägt. Heute werden in der Dützhofer Straße in Heimerzheim jährlich 1200 Tonnen Weizenmehl, 230 Tonnen Roggenmehl, 65 Tonnen Zucker und 60 Tonnen Sahne zu den verschiedensten Leckereien verarbeitet.

Nach 20 Jahren und einer erfolgreichen Entwicklung des Geschäfts wird auch die Backstube im Heimerzieher Industriegebiet zu eng, in der es an 360 Tagen im Jahr im Zwei-Schichtbetrieb von abends 21 Uhr bis nachmittags 16 Uhr heiß her geht und verführerisch duftet.

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