Unterwegs in Merten Der Ort bekommt ein neues Einzelhandelszentrum und ein Seniorenheim

BORNHEIM-MERTEN · Die Mittagssonne heftet kurze, dunkle Schatten an Häuser, Blumen und Laternen. Eine Frau überpinselt ihren ergrauten Holzzaun mit einem frischen Weißton. Merten scheint sich für die Zukunft zu rüsten. Dazu gehören auch diverse Baustellen im Ort, beispielsweise jene in direkter Nachbarschaft des Krankenhauses, wo ein Seniorenstift für Demenzkranke entsteht.

 Schöne Aussicht: Oberhalb von Merten, in der Nähe des Funkturms, liegt ein Reitplatz.

Schöne Aussicht: Oberhalb von Merten, in der Nähe des Funkturms, liegt ein Reitplatz.

Foto: Wolfgang Henry

Oder das neue Einzelhandelszentrum, das seit Anfang des Jahres neben einer der Plantagen von Obstbau-Pionier Schmitz-Hübsch entsteht. Aldi, Getränke- und Textilmarkt, Drogerie und einzelne kleinere Geschäfte sollen sich dort ansiedeln.

Auch vor dem Hofverkauf von Schmitz-Hübsch wird gebaggert: Hier entstehen weitere Parkplätze für die Kunden des Einkaufszentrums. "Die Infrastruktur in Merten stimmt", sagt Ortsvorsteher Hans Gerd Feldenkirchen, mit dem es einmal kreuz und quer durch die Straßen geht. "Wir haben hier alles: Schule, Kindergarten, den Bahnanschluss an die Linie 18, Lebensmittelversorger." Einzig ein Metzger fehle. Dennoch: "Beim Einzelhandel gibt es schon die Sorge, dass der Ortskern ausblutet." Daher könne er die von einigen Mertenern geäußerte Kritik am geplanten Einzelhandelszentrum nicht verstehen.

Von den Obstplantagen führt der Weg über die Beethovenstraße den Berg hinauf. Hier wird ebenfalls das gute Wetter ausgenutzt: Ein neuer Besitzer hat sich eines alten Fachwerkhauses angenommen. Das ganze Dach wird erst einmal abgenommen, der Statik wegen. "Muss ein Liebhaber sein", sagt der Besitzer des Geschäfts nebenan. Ihn interessiert vor allem, ob er seine Infokästen auch nach der Sanierung wieder an die Wand des Fachwerkhauses hängen kann.

Weiter oben böte sich am Heinrich-Böll-Platz eine Rast auf der Bank an. Doch hier sieht es nicht so einladend aus: Toilettenpapier ist um eine Laterne gewickelt, Müll auf dem Boden, ein Gürtel hängt im Baum. "Viel schlimmer ist das da", sagt Feldenkirchen und zeigt auf ein übermaltes aber immer noch zu lesendes Graffito an einer Hauswand. Gleich neben dem Heinrich-Böll-Platz hat vor einigen Monaten die Sekundarschule ihren Betrieb aufgenommen. Die hohen Anmeldezahlen zeigen, dass die neue Schulform angenommen wird. "Vor allem für Schüler aus den nördlichen Bereichen wie Walberberg wäre es fatal gewesen, wenn wir das mit der Sekundarschule nicht auf die Reihe bekommen hätten", blickt Feldenkirchen zurück.

Weiter den Berg hinauf liegt der alte Friedhof. Mit dem Grab des Literatur-Nobelpreisträgers Heinrich Böll, knorrigen Bäumen und der Friedhofskapelle lohnt sich ein Gang über diesen kleinen Kirchhof. "Es ist einer der ältesten Bergfriedhöfe, der in der Pflege sehr aufwendig ist", sagt Feldenkirchen. Auch Modernes gibt es auf dem Friedhof: Das Portajom, ein kleines Häuschen mit eingeglasten Gedenktafeln, funktioniert ähnlich wie ein Kolumbarium als Grabstätte für Urnen. Obwohl die Nachfrage nach Urnenbestattungen steigt, gibt es hier noch viele freie Plätze.

Feldenkirchen will dafür sorgen, dass der Friedhof für Rollstuhlfahrer besser zugänglich wird. Es ist nur eins von vielen Projekten im Ort. "Wir haben hier eine tolle Dorfgemeinschaft, die viel bewegt." Weil es keinen richtigen Veranstaltungsort zum Feiern gebe, arbeite man derzeit daran, eine der beiden Turnhallen für Feste mit einem einsetzbaren Boden nutzbar zu machen. Vor allem für die Prinzenproklamation sei das nötig: "Die Zeltlösung ist sehr teuer."

Einen hohen Stellenwert hat der Karneval allemal, denn Merten hält einen Rekord: "Seit 50 Jahren haben wir als einziger Ort noch jedes Jahr ein Prinzenpaar oder Dreigestirn gestellt", verkündet Feldenkirchen nicht ohne Stolz. Neuer Ort zum Feiern, neues Seniorenheim, neue Geschäfte - Merten ist derzeit im Wandel, so dass ein Spaziergang durch den Ort auch Alteingesessenen immer wieder den ein oder anderen neuen Anblick bieten dürfte.

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