Neue Planung bereitet Sorge Der Kiesabbau könnte zurück nach Bornheim kommen

Bornheim · Der Landschafts-Schutzverein Vorgebirge befürchtet mit Blick auf das sogenannte Entfesselungspaket II eine Ausweitung des Kiesabbaus in Bornheim. Das Land wiegelt hingegen ab.

Mit einer „Bürgerinitiative gegen den Quarzabbau!“, der Vorgängerin des daraus hervorgegangenen Landschafts-Schutzvereins Vorgebirge (LSV), fing 1975 alles an. Damals wie heute stand der Kampf gegen die Zerstörung der Umwelt im Mittelpunkt.

Dementsprechend drehte sich bei der jüngsten Mitgliederversammlung des LSV in der Hofanlage Vorgebirgsblick in Merten alles um das Thema. Unter der Überschrift „Kommt der Bergbau zurück?“ erläuterte der stellvertretende Vorsitzende Norbert Brauner in einem Vortrag die Folgen des Entfesselungspakets II der CDU/FDP-Landesregierung für das Bornheimer Stadtgebiet.

So will Schwarz-Gelb den erst 2017 in Kraft getretenen Landesentwicklungsplan (LEP) in Teilbereichen wieder aufschnüren. Die „Fesseln“ des bisherigen LEP sollen laut Brauner „abgestreift“ werden. Das könnte sich auch auf den Abbau von Quarz und Kies auswirken. Aktuell darf Sand und Kies in Bornheim nur im Bereich zwischen Roisdorf, Hersel und Uedorf abgebaut werden. Quarzkies hingegen gar nicht. Dies ist nur in der Konzentrationszone zwischen Buschhoven und Witterschlick vorgesehen.

Das Entfesselungspaket II soll laut Brauner unter anderem Unternehmern mehr Freiheit für unternehmerische Entscheidungen geben. Brauner: „Wir können davon ausgehen, dass dann im Bornheimer Stadtgebiet auch außerhalb der Konzentrationszonen Kies abgebaut wird.“ Er befürchtet, dass beim Abbau von Rohstoffen künftig wirtschaftliches Interesse Vorrang vor Natur, Naturschutz und Erholung habe. Schließlich werde der Regionalplan der Bezirksregierung Köln nach den Vorgaben des LEP gestaltet.

Im bisherigen LEP wurde durch die Festlegung von Eignungs- und Vorranggebieten der Rohstoffabbau in anderen Regionen ausgeschlossen und damit planerisch im Vorfeld festgelegt – ein administratives Verfahren, das nach der Neuregelung nur in Ausnahmen zum Tragen kommen soll.

Mehr Freiheit für unternehmerische Entscheidungen

In klaren Worten lehnte Brauner die Änderung des LEP ab, da „eine höhere Anzahl an Abbauanträgen außerhalb von Konzentrationszonen sowie eine Vernachlässigung des Prinzips der vollständigen Ausschöpfung von Gewinnbereichen zu befürchten ist“.

In diesem Sinne werde auch die Stellungnahme des LSV – er wird als Träger öffentlicher Belange in öffentliche Planungsverfahren eingebunden und gehört – ausfallen, die bis Mitte Juli erarbeitet sein muss.

Den Bereich Ville/Kottenforst sieht der Naturschützer nicht ganz so stark von einer Änderung betroffen. „Mit unserer Auffassung befinden wir uns in bester Gesellschaft. Denn auch der Wirtschaftsminister, die Landtagsabgeordneten, die Bezirksregierung und die Stadt Bornheim erkennen in dem Bereich eine besondere planerische Konfliktlage an. Deshalb ist hier die Beibehaltung des Konzentrationszonenprinzips zu erwarten. Durch die Schaffung einer neuen ausgeweiteten Kategorie präquartäre Kiese und Sande unter Einschluss der hochreinen weißen Quarzkiese wird es mehr Auswahlmöglichkeiten bei der Suche nach geeigneten Fläche geben“, betonte Brauner.

Eine Modifizierung des LEP könnte, so die Sorge der Naturschützer, überdies Einfluss auf die Wohnbebauung haben. Schon jetzt sieht der Verein „Region Köln/Bonn“ einen zusätzlichen Bedarf an Freiflächen für Bornheim bis zum Jahr 2040 von 670 Hektar.

„Wir müssen uns deshalb verstärkt für den Erhalt der Naturlandschaft einsetzen. Wenn ein neuer Flächennutzungsplan zugunsten neuer Freiflächen entwickelt werden soll, werden wir in die Öffentlichkeit gehen. Allerdings, nicht als Krawallmacher, sondern mit sachlichen Argumenten“, unterstrich ebenfalls der LSV-Vorsitzende Michael Pacyna.

Dieser fasste auch noch einmal die diversen Vereinsaktionen zusammen. Dazu gehörten unter anderem die Pflanzung einer Vogelschutzhecke mit der Flüchtlingshilfe Hersel sowie die Sanierung des Aussichtsturms „Fietzeks Weitsicht“ bei Brenig/Botzdorf. Besonders stolz ist Pacyna über die Auszeichnung des Projekts „Obstblütenlandschaft“ in Botzdorf-Hennessenberg von der UN-Dekade für biologische Vielfalt.

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