Freiberuflicher Förster Der Herr des Waldes

Bornheim · Ralf Nonn kümmert sich als freiberuflicher Forstwirt um die Bestände der Forstbetriebsgemeinschaft Bornheim. Er gibt Bäume zum Abholzen frei und übernimmt neue Anpflanzungen.

 Waldbegehung mit dem neuen Förster Ralf Nonn (vorne rechts) bei Merten.

Waldbegehung mit dem neuen Förster Ralf Nonn (vorne rechts) bei Merten.

Foto: Roland Kohls

Der Wald ist für Ralf Nonn seit frühester Kindheit Lebenselixier und Lieblingsort. Der 43-jährige Brühler Forstwirtschaftsmeister, der aus Walberberg stammt, hat seine Liebe zum Beruf gemacht: Seit Anfang April ist Nonn freiberuflich für die Forstbetriebsgemeinschaft Bornheim (FBG) tätig. Für die FBG, in der 250 Waldbesitzer Mitglied sind, kümmert sich Nonn um die Bestände der einzelnen Parzellen, gibt Bäume zum Abholzen frei und übernimmt neue Anpflanzungen.

Der Wald um Bornheim ist insgesamt in einem guten Zustand, auch wenn zur Zeit vermehrt Borkenkäfer auftreten, erfuhren rund 50 Mitglieder der FBG beim jährlichen Waldrundgang unter der Leitung des Vorsitzenden Armin Kuhl und des Geschäftsführers Jochen Haas. Auch die Stadt Bornheim ist laut Kuhl Mitglied der FBG und besitzt circa 125 Hektar Waldflächen. Detaillierte Erklärungen zur Käferplage sowie Erläuterungen zu Anpflanzungen und Baumwirtschaft gaben Nonn sowie Thomas Ehlert vom Bundesamt für Naturschutz, der sich ehrenamtlich für die FBG engagiert. Außerdem waren der Klimawandel mit einer verstärkten Trockenheit und seine Auswirkungen auf den Waldbestand Thema des Nachmittags.

Dass mit Nonn nun ein freiberuflicher Forstwirt für die Pflege und Aufforstung des Waldes verantwortlich ist, liegt an einer organisatorischen Änderung (siehe Kasten). Hätte die FBG diese Arbeit weiter wie bisher vom Landesbetrieb Wald und Holz ausführen lassen, hätte das Kostensteigerungen für sie bedeutet.

Auf einer Fläche von insgesamt rund 800 Hektar zwischen Walberberg, Waldorf, Kardorf, Merten und Rösberg will Nonn sich jeden Baum ansehen, den Waldbesitzern mit Rat und Tat zur Seite stehen, Totholz entfernen lassen und sich um die Sanierung bereits vorhandener Wege kümmern. „Früher orientierte man sich bei der Anpflanzung am Bedarf, deshalb wählte man häufig schnell wachsende Bäume aus“, sagte er beim Rundgang. „Heute schauen wir auf den Standort, die Luftverhältnisse und vor allem die Bodenbeschaffenheit“, erläuterte er mit Blick auf die 60 Jahre alten Douglasien und Fichten im Gebiet hinter dem Wanderparkplatz an der Rheinbacher Straße zwischen Waldorf und Heimerzheim.

Hier und da bemerkten die Teilnehmer lichte Reihen. „Es mussten nach dem Käferbefall ganze Baumreihen gefällt werden“, erklärte Kuhl. In dem Zusammenhang kritisierte er die Jäger, die an einem der Bäume einen Ansatz angeschraubt hätten, „was den Baum schädigt, Harz wird frei. Damit werden die Käfer angelockt.“

Insgesamt sechs Borkenkäfernester seien in einzelnen Parzellen gefunden worden, schilderte der Forstwirt, der bis 2009 bei der Stadt Bonn für die Kontrolle der Bäume und deren Erhalt im Stadtgebiet zuständig war.

Ein weiteres Problem für den Befall sei eine Vorschädigung der Bäume durch extreme Trockenheit. Ein Thema, das auch Ehlert aufgriff, als die Teilnehmer einige Meter weiter einen der wenigen im Bornheimer Wald existierenden „Schlupfbrunnen“ sahen: Diese Brunnen wurden nach dem Zweiten Weltkrieg zur Entwässerung des Bodens angelegt. Grund war damals, dass der entkalkte Lößboden, der sich dort abgelagert hatte, zu Staunässe führte. Drainagen wurden gebaut, die das Wasser zum „Schlupfbrunnen“ führten. „Heute verfolgt man andere Ziele und überlegt, ob man die Entwässerung wieder rückgängig machen soll, da die trockenen Frühjahre wie in den Jahren 2007, 2010 und 2011 für die jungen Bäume extrem stressig waren“, erklärte Ehlert und wies auf die Pläne der Stadt hin, die Flächen am „unteren gehauenen Weg“ zu vernässen.

Eine Verjüngung im Baumbestand stellte Pierre Lenz fest, der mit seinem Unternehmen für Baumpflege oft für die FBG im Wald unterwegs ist. Seiner Auffassung nach sollten außer Douglasien und Fichten wieder mehr Standardbäume wie Eichen und Erlen gepflanzt werden, um auf diese Weise den „naturnahen Mischwald“ zu erhalten.

Gerade, lange Stämme und eine gut gewachsene Zwiesel – das bedeutet eine Gabelung aus zwei Trieben – seien, so Nonn, ein Muss für den Verkauf des Holzes. Die katholische Kirchengemeinde Hemmerich hat gerade 400 Eichenstämme in Tupexhüllen, lange plastikförmige Röhren, gepflanzt, um die Triebe vor Rotwild zu schützen. „Da kostet eine Röhre 6,40 Euro. Das lehne ich kategorisch ab, da es zu teuer ist“, meinte Kuhl.

„Den Erfolg einer Bewirtschaftung sieht man erst in Jahrzehnten“, machte Nonn klar. „Mir ist es wichtig, dass der Wald auch für kommende Generationen nachhaltig entwickelt wird“, so der dreifache Familienvater. „Da es bei meiner Arbeit für die FBG aber nicht nur um Naturschutz, sondern auch um Bewirtschaftung geht, möchte ich meine Vorstellungen einer naturnahen Waldentwicklung gemeinsam mit den Waldbesitzern und der FGB realisieren.“ Wichtig sei ihm eine standortgerechte Anpflanzung von Bäumen, die, je Parzelle, unterschiedlich sein könne. wie etwa die Anpflanzung der Stileiche, des Bergahorns und der Rotbuche. „Der Wald sollte in seiner Gesamtheit aus Mischbeständen in Baumarten und Alter bestehen“, meinte der Fachmann.

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