Künstler Peter Stock Der Alltag liefert die Inspirationen

BORNHEIM · Einen gewissen Ehrgeiz bei seinem Hobby kann Peter Stock nicht abstreiten. Der 73-Jährige ist Maler. Und surrealistische Kunst hat es Stock besonders angetan. Bis zu zehn Bilder entstehen im Jahr.

 "Ich habe in meinem Leben nichts halb gemacht": Peter Stock in seinem Atelier. Da die Ölfarbe lange braucht, um zu trocknen, arbeitet der 73-Jährige immer an mehreren Bildern gleichzeitig.

"Ich habe in meinem Leben nichts halb gemacht": Peter Stock in seinem Atelier. Da die Ölfarbe lange braucht, um zu trocknen, arbeitet der 73-Jährige immer an mehreren Bildern gleichzeitig.

Foto: Kohls

Seine Ölbilder, oft in rot-braunen Tönen sowie mit Frauengesichtern und -silhouetten, sehen nach viel Arbeit aus. Feine Linien und akribisch aufeinander abgestimmte Proportionen. Bis zu 50 Farbschichten haben seine Bilder. Lasur-Technik heißt dieses Verfahren. Bevor eine neue Schicht Farbe aufgetragen werden kann, muss die untere erst trocken sein. Und das dauert bis zu einer Woche. Deshalb fertigt Stock pro Jahr auch nur sechs bis zehn Bilder an.

"Ich habe in meinem Leben nichts halb gemacht", erklärt er seine Leidenschaft. Das sei schon so gewesen, als er noch als Architekt gearbeitet hat. Deshalb hat er wohl auch in seinem Atelier in der ersten Etage seines Hauses in Bornheim ein weiteres Dachfenster einbauen lassen. "Dadurch kommt das Nordlicht. Das hat weniger Sonne", erklärt Stock. Trotz aller Professionalität bezeichnet sich Stock immer noch als Hobby-Maler. Einer, der nicht jeden Tag mit der Farbe hantiere und im Sommer lieber Rad fahre als vor der Leinwand zu stehen. "Wenn ich keine Lust habe, dann mach ich das auch nicht", sagt Stock.

Mit dem Malen begann er erst, als er in Rente ging. Obwohl die Idee schon viel früher in Stock reifte. Genauer gesagt in den 70er Jahren. Damals war er öfter in einer privaten Kölner Galerie zu Gast. Frantisek Muzika war der Name eines Künstlers, dessen Bilder dort hingen. Und den hat Stock nie wieder vergessen. Er war auch der Grund, weshalb der Mertener anfing zu malen. Er wollte den Stil des Tschechen verstehen und erlernen. Am Anfang seiner Maler-Karriere besuchte Stock noch Workshops. Die Theorie eignete er sich selbst an. "Vieles wusste ich auch noch aus meinem Studium an der Kölner Fachhochschule für Kunst und Design", sagt Stock.

Heute lässt er sich vom und im Alltag inspirieren. Etwa von Fotografien. "Oft entdecke ich ein Bild in einer Zeitung, was mir gefällt", sagt Stock. "Das fertigte Produkt hat aber mit der Quelle nicht mehr viel zu tun." Ein Detail reiche, um eine neue Idee für ein Bild zu entwickeln. In einem nächsten Schritt skizziert er das Bild maßstabgetreu vor, um die Proportionen zu sehen. Das sei wichtig bei seinen Bilder. "Die Frage der Größe muss vor dem ersten Pinselstrich geklärt sein", ist sich Stock sicher.

Ein weitere Ideengeber sind Haikus - japanische Kurzgedichte. Oder auch EU-Vorschriften aus Brüssel verewigte Stock schon in einem Bild. So hielt er auf Leinwand die Vorschrift der Energiespar-Glühbirnen und das Rauchverbot in Gaststätten fest. "Das Bild war schnell verkauft", sagt Stock und lacht. Zu den Preisen seiner Werke schweigt der Künstler. Die Spanne fange im unteren dreistelligen Bereich an und höre im kleinen vierstelligen auf.

"Das richtet sich aber immer nach der Größe der Bilder", erklärt Stock. Und groß ist bei Stock eine Leinwand, deren eine Seite mindestens 100 Zentimeter misst. Die andere kommt dann nicht selten auf 80 Zentimeter und mehr. Alle seine Bilder seien käuflich, keines behalte er für sich. Nur eines in seinem Wohnzimmer wird für immer bleiben. "Das gefällt meiner Frau so gut", erklärt Stock. Es zeigt einen Kopf mit nur einem Auge, grüner Hautfarbe und riesigem Mund. Irgendwie wirkt das Porträt außerirdisch.

"Ja, das stimmt, das wollte ich auch so", sagt Stock. Surreal eben. Auf die Frage, ob er noch besondere Ziele mit seinen Bilder habe, etwa an einem speziellen Ort ausstellen, oder ob er sich einen bestimmten Käufer wünscht, schüttelt Stock den Kopf. "Nein, da habe ich keine bestimmte Vorstellung", sagt er.

Für eine Galerie möchte er allerdings nicht mehr arbeiten. "Das sind mir zu viele Zwänge", sagt er. Doch seine Bilder der Öffentlichkeit zeigen, das will er schon. Auf eine Ausstellung freut er sich jetzt schon. Für 2015 wurde er von der Stadt Wesseling angefragt, ob er nicht auch bei der Reihe "Kaum zu Glauben" dabei sein möchte. Auch die Bananenkunst von "Bananensprayer" Thomas Baumgärtel soll laut Stock dann dabei sein.

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