Immer auf Tour Das Leben im Zirkus Aladin

Bornheim-Kardorf · Die 13 Mitglieder der Familie Kaselowsky bilden den Circus Aladin, der bis Sonntag in Kardorf gastiert. Danach zieht der Clan mit seinen Tieren, zu denen unter anderem zwei Kamele und drei Alpakas gehören, weiter nach Rheinbach.

 Ganz schön heiß: Auch die Tiere, wie dieses Pferd, freuen sich über eine Abkühlung mit dem Wasserschlauch.

Ganz schön heiß: Auch die Tiere, wie dieses Pferd, freuen sich über eine Abkühlung mit dem Wasserschlauch.

Foto: Stefan Hermes

Die Kinderaugen werden groß sein, wenn an diesem Freitag und Samstag um 15.30 Uhr sowie am Sonntag um 14 Uhr Nebel die Manege erfüllt und wie im Märchenland ein Einhorn erscheint. „Oft wollen die Kinder in der Tierschau dann das Einhorn sehen“, sagt Joachim Kaselowsky (58) und lacht. „Dann müssen wir sagen, dass es das Einhorn nur in der Manege gibt.“ Doch die meisten Kinder sind nicht weniger begeistert, wenn sie dann das weiße Pony streicheln können, das sich Tag für Tag, Vorstellung für Vorstellung in ein glitzerndes Fabelwesen verwandelt.

Jetzt, wo das Zirkuszelt gerade aufgebaut ist und das Tierzelt den zwei Kamelen, drei Alpakas, vier Lamas und neun Pferden einen kühlenden Schatten spendet, arbeiten die drei Kaselowsky-Familien an der ersten Vorstellung, die sie in Kardorf auf der noch freien Gewerbefläche hinter dem Lidl an der Straße Auf dem Knickert geben werden. Bereits zum vierten Mal gastiert der Circus Aladin im Ort.

Gerade noch hatte der Wanderzirkus sein modernes Zweimastzelt und artistisches Know-how dem Ferienworkshop der Evangelischen Kirchengemeinde am Kottenforst in Oedekoven zur Verfügung gestellt (der GA berichtete) und ließ sich damit hinter die Kulissen seines in der achten Generation existierenden Familienbetriebs schauen, da stehen die 13 Kaselowskys wieder selbst in der Manege.

Nur Zirkusdirektorin Jessica (35), die am Montag nach zwei Söhnen nun ihre erste Tochter entbinden wird, muss sich am Vertikalseil von einem Familienmitglied vertreten lassen. „Bei uns heißt es immer: Einer für alle und alle für einen“, sagt ihr Vater Joachim Kaselowsky. Obwohl das Leben mit dem Zirkus hart sei, gebe es kein schöneres, ist er sich sicher. Dann erzählt er davon, wie wenig Ansehen die Zirkusleute heute hätten. „Einige schwarze Schafe gibt es natürlich auch bei uns.“ Doch es sei schon schlimm, wenn man einen Tierarzt brauche und dieser nicht komme, weil er denkt, dass er auf seinem Honorar sitzen bliebe. Und dies, obwohl man Vorkasse anbiete.

Auch der dreijährige Lionel willschon in die Manege

Glücklicherweise sei das nicht immer so, erzählt Kaselowsky, der in vielen deutschen Städten seine Erfahrungen machen konnte. „Auch über Tierschützer, die nachts die Tiere in der Stadt freilassen“, ärgert er sich und schiebt hinterher, dass es ja nirgendwo eine wirklich artgerechte Tierhaltung gebe, „auch im Zoo nicht“. Im Circus Aladin geht es den Tieren gut. Bei der Hitze werden sie regelmäßig geduscht und danken es ihren Pflegern mit guter Gesundheit und prächtigem Aussehen.

Für die Zukunft des reisenden Familienclans steht unter anderem der 13-jährige Jason, der einmal Zirkusdirektor werden will. „Mit eigenem Zirkus?“ – „Nein, auf jeden Fall mit der Familie. Familie ist das wichtigste im Leben“, sagt der Jugendliche, der mit seinem Zeugnis „ganz zufrieden“ ist und nach den Ferien in die achte Klasse kommt. Dass das Lernen bei all dem seinen Platz hat, dafür sorgt die Schule für Circuskinder, die zweimal in der Woche Station beim Zirkus Aladin macht. Jason ist vor allem für die Technik zuständig und sorgt für Licht und Musik im Zirkus. „Bei uns gucken die Kinder schon aus dem Kinderwagen zu“, erzählt Joachim Kaselowsky, „da ist es oft selbstverständlich, dass man zum Artisten wird.“

So auch der erst dreijährige Lionel, der am liebsten auf dem Hochseil tanzen würde, wenn man ihn nur ließe. Doch das wird noch eine Weile brauchen. Jetzt darf er immerhin schon mit den Ponys in das Scheinwerferlicht der Manege und macht dort in seiner schillernden Livree eine gute Figur. Auch seine Zirkuskarriere scheint vorbestimmt.

Seit 23 Jahren ist sein Großvater Joachim das Familienoberhaupt im Circus Aladin. Zuvor hatte er den elterlichen „Cirkus Casselli“ mit Bruder Peter-Klaus geleitet, der dann seinen eigenen Zirkus „Pfiffikus“ eröffnete. Seine Schwester tourt heute mit dem Circus Franz Renz. „Für alle zusammen hätte ein Zirkus nicht mehr zum Leben gereicht“, sagt er. Aber so sei jeder zufrieden. Ab Dienstag tritt der Circus Aladin in Rheinbach auf.

Weitere Informationen sind unter circus-aladin.de zu finden.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort