Internationale Begegnung Das bietet das Summer- und Deutschferiencamp in Walberberg

Bornheim-Walberberg · Vom Iran bis zur Dominikanischen Republik: 74 Jugendliche aus aller Welt treffen sich beim Summer- und Deutschferiencamp in der Jugendakademie Walberberg. In Workshops gehen die Zwölf- bis 24-Jährigen auf Spurensuche.

 Vertrauen als Voraussetzung: Nur gemeinsam ist es möglich, sich auf den Seilen fortzubewegen.

Vertrauen als Voraussetzung: Nur gemeinsam ist es möglich, sich auf den Seilen fortzubewegen.

Foto: Stefan Hermes

„Die Voraussetzung zur Teilnahme am diesjährigen Summercamp der Jugendakademie in Walberberg war die innere Verbindung zum Thema Flucht, Migration oder Bewegung“, sagte Miriam Elsinghorst, Pädagogin und Leiterin der internationalen Projekte der Jugendakademie.

Mit dem Ferienbeginn startete neben dem Summercamp unter dem Titel „Nach Europa flüchten – in Europa leben: Endstation Integration?!“ obendrein das Deutschferiencamp. Alles in allem beteiligen sich 74 Jugendliche vieler Nationalitäten an den beiden Projekten. Nicht weniger als 23 unterschiedliche Sprachen werden zurzeit auf dem Areal am Wingert gesprochen. Die meisten Jugendlichen zwischen zwölf und 24 Jahren können sich allerdings mit Englisch untereinander verständigen. Wo das nicht geht, gelingt es mit Gestik, Mimik und gutem Willen.

Durch Theater, Musik, Schreibwerkstätten und Hörspiel sollen zwölf Mädchen und 18 Jungen mit Fluchterfahrung im Deutschferiencamp erfahren, dass man die deutsche Sprache nicht nur lernen, sondern auch viel Spaß damit haben kann. Im geschützten Rahmen von Workshops bekommen die Teilnehmer aus Bonn, Bornheim, Köln, Düren und dem Bergischen die Möglichkeit, zwanglos ihre Sprachkenntnisse zu erweitern. Dabei werden sie von einer Lehrerin, einer Theaterpädagogin und einem Kulturwissenschaftler angeleitet.

In der Freizeit ihres zweiwöchigen Aufenthalts werden manche Teilnehmer über die Zirkuspädagogik Fähigkeiten in sich entdecken, die ihnen zuvor kaum bekannt waren. Wer im leistungsorientierten Sportunterricht bisher eher nur Misserfolge hatte, kann nun über Artistik oder Jonglieren ungeahnte Talente in sich entdecken.

Genauso steht auch das erlebnispädagogische Programm der Jugendakademie dafür, sich über die gemeinsame Beschäftigung mit Natur und Umwelt besser kennenzulernen. Im Niedrigseilgarten der Akademie werden neben allen sportlichen Komponenten vor allem das gegenseitige Vertrauen und die soziale Kompetenz für ein Miteinander spielerisch gefördert.

Klischees über Flüchtlinge durchbrechen

„Für manche ist es einfach nur wichtig, in der Jugendakademie ein bisschen Frieden zu finden“, bringt die 25-jährige Tunesierin Sodfa ihre Sicht auf das Summercamp auf den Punkt. Als Freiwillige im „European Network of Migrant Women“ begleitet sie drei junge Frauen nach Walberberg. Wie sie haben alle der 44 Jugendlichen dort eine Migration nach Europa hinter sich. Weniger der Status „Flüchtling“ als vielmehr das Herausgerissensein aus ihrer eigenen Kultur ist eines der Kriterien, um über die drei Partnerorganisationen der Jugendakademie aus Belgien („European Network of Migrant Women“), Schottland („Achieve More“) und Italien („Babel Onlus“) nach Walberberg zu kommen.

Noch lernen sich die jungen Frauen und Männer über erlebnispädagogische Maßnahmen kennen, bevor sie in Workshops auf Spurensuche gehen. Nach zwei Wochen werden sie die Erfahrung gemacht haben, mit ihrem Schicksal nicht allein zu sein. Sie werden Hürden, Chancen und Erfolgserlebnisse miteinander ausgetauscht haben. Dabei werden sie gemeinsam nach vorn geschaut haben: Was möchte ich werden? Wie möchte ich leben? Was ist mir wichtig in meinem neuen Leben? Was kann ich aus den Erfahrungen der anderen lernen? Mit unterschiedlichen Methoden werden sie Antworten finden.

Winifer, die 20-jährige junge Mutter aus der Dominikanischen Republik, sei glücklich, mit ihrem vierjährigen Sohn Hendrick in Walberberg sein zu können, übersetzt Sodfa. Genauso wie Shakiba (21), die aus dem Iran geflüchtet ist. Für Sodfa einer der wesentlichen Aspekte des Zusammenkommens in der Jugendakademie. Und: „Immer wieder höre ich von den Teilnehmerinnen, wie gut es ihnen tut, über das Gespräch die oft immer gleichen Klischees über Flüchtlinge zu durchbrechen“, sagt Sodfa. Jede Geschichte sei einzigartig.

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