Serhan Dogan in Bornheim Comedian erzählt von den Erfahrungen eines Immigranten

BORNHEIM · Die Bühne war dunkel. Und aus dem Off erklang türkische Musik. In Bornheim stand der deutsch-türkische Comedian Serhan Dogan erstmals auf der Bühne und präsentierte sein neues Soloprogramm "Kückück - ein Türke sieht schwarz-rot-gold".

 Kam per "Comedy-Visum" nach Deutschland: Serhat Dogan.

Kam per "Comedy-Visum" nach Deutschland: Serhat Dogan.

Foto: Henry

Im Theater im Kloster demonstrierte Dogan witzig, schlagfertig und humorvoll die kulturell-sprachlichen Schwierigkeiten eines Immigranten. Nach erst verhaltenen Reaktionen waren die Zuhörer begeistert über den Spiegel, den ihnen Dogan über die deutschen Eigenheiten vorhielt.

Seit 2004 lebt der 39-Jährige in Köln, er kam damals ohne nennenswerte Deutsch-Kenntnisse mittels "Comedy-Visum" nach Deutschland. Mittlerweile ist er so an seine neue Heimat gewöhnt, dass er sogar im Winter Fahrrad fährt und dabei an roten Ampeln hält.

Wenn ein Türke beim Zusammenziehen mit seiner Ex-Freundin Sabine, einer Sozialpädagogin ("sie wollte es so sehr, dass es für uns beide reichte"), beim Aufhängen eines Fenerbahce-Wimpels (des Istanbuler Fußballvereins) die Regeln des Feng-Shui beachtet, dann erhält Integration eine völlig andere Bedeutung.

Dass in der Türkei vieles einfacher und unkomplizierter ist als in Deutschland, das machte Dogun deutlich ("Bei jedem türkischen Grillen wird Gastfreundschaft groß geschrieben. Zum Hieressen oder zum Mitnehmen, heißt es dann"). Für ihn neigen Deutsche zu komischen Angewohnheiten. Sie erklären ihren Hunden die deutschen Verkehrsregeln ("Hat Ihr Hund schon einmal geantwortet? Hunde bleiben doch Hunde") und hören Musik mit seltsamen Texten.

Kulturelle Unterschiede zwischen Deutschen und Türken zeigen sich nach Dogun besonders bei Konzerten: Während Deutsche konzentriert den Klängen lauschen, kommentieren türkische Landsleute das Geschehen lautstark. Mit großem Vergnügen folgten die Zuhörer den Anweisungen des Entertainers.

"Handyklingeln, nervende Kinder und die Musik von Fenerbahce Istanbul - und das alles auf Türkisch", so imitieren laut Dogan die Deutschen türkische Zuhörer eines Konzerts.

Trotz aller kulturellen Unterschiede lebt der Türke mit deutschem Pass gerne in Deutschland. Das Programm, mit dem der Künstler seit Mai bundesweit unterwegs ist, entstand als Familienangelegenheit, waren doch Schwager Moritz Nentenjakob und Schwester Hülya Nentenjakob an der Erarbeitung beteiligt. "Wir sind integriert", so das Fazit des Comedians am Ende seines Programms - trotz aller deutsch-türkischen Unwägbarkeiten.

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