Kirschernte im Vorgebirge „Burlat“ und „Bellise“ sind die Ersten

BORNHEIM/MECKENHEIM · Die frühen Sorten des Steinobstes in Vorgebirge und Voreifel sind reif. Landwirte betreiben viel Aufwand, um der aus Japan eingeschleppten Kirschessigfliege keine Chance zu geben.

 Auf zweieinhalb seiner 35 Hektar Land baut Roland Schmitz-Hübsch in Merten Süßkirschen an. FOTOS: AXEL VOGEL

Auf zweieinhalb seiner 35 Hektar Land baut Roland Schmitz-Hübsch in Merten Süßkirschen an. FOTOS: AXEL VOGEL

Foto: Axel Vogel

Nebelschwaden wabern Roland Schmitz-Hübsch entgegen, als er die schwere Tür zum Lagerraum öffnet. Bei zwei Grad Kälte warten hier frisch gepflückte Kirschen darauf, noch am gleichen Tag zum Verkauf in den benachbarten Hofladen zu wandern. Mit einer Nebelmaschine sorgt der Mertener Obstanbauer für hohe Luftfeuchtigkeit, die optimal für die Lagerung der Früchte sei.

Vor wenigen Tagen, etwa zwei Wochen später als üblich, hat Schmitz-Hübsch mit der Süßkirschenernte begonnen. Auf zweieinhalb Hektar des Familienbetriebs reihen sich in ordentlichen Reihen rund 3000 Bäume mit den süßen Früchten aneinander. „Wir ernten jede Woche eine andere Sorte“, erklärt der Betriebsinhaber. Denn die Kirschen werden in den nächsten etwa sieben Wochen zu unterschiedlichen Zeitpunkten reif. Derzeit ist die Frühsorte „Burlat“ an der Reihe, die im Hofladen für 6,90 Euro das Kilo an die Kunden geht. Durch die lange feuchte Witterung seien die Früchte jedoch sehr druckempfindlich, erklärt Schmitz-Hübsch. Denn anders als bei der Lagerung schade die Luftfeuchtigkeit den Früchten, solange sie am Baum hängen. „Sobald sie gepflückt sind, nehmen sie kein Wasser mehr auf.“

Insofern sei das feuchte Wetter momentan „bescheiden“, sagt der Fachmann, „besser wäre sonniges, warmes, aber nicht zu heißes Wetter.“ Mit Blick auf den vielen Regen habe sich einmal mehr das Foliendach bewährt, das er über die Kirschbäume gespannt hat. Andernfalls wären die Früchte mit hoher Wahrscheinlichkeit geplatzt.

Das sieht auch Manfred Felten aus Meckenheim so. Der Obstanbauer schützt seine rund 1500 Kirschbäume auf 1,5 Hektar ebenfalls mit einem Foliendach. Vergangenen Mittwoch hat er mit der Ernte begonnen. „Bis jetzt sieht's sehr gut aus“, meint er zur Qualität, „sogar ein bisschen besser als letztes Jahr.“ Im Hofladen bietet der Meckenheimer die Kirschen für 6,50 Euro das Kilo an. Derzeit pflückt er mit seinen 17 Erntehelfern, die auch bei der Erdbeerernte mit anpacken, die frühe Sorte „Bellise“. Insgesamt baut er etwa 15 verschiedene Sorten an, die er teils auch an den Handel verkauft.

Doch nicht nur von oben schützen Felten und Schmitz-Hübsch ihre Süßkirschbäume: An den Seiten bis auf den Boden haben sie jeweils ein feinmaschiges Netz gespannt. Das soll einen besonders unliebsamen Eindringling fernhalten: die Kirschessigfliege.

Das aus Japan eingeschleppte Insekt, das seit 2011 auch in Deutschland auftritt und es allgemein auf dunkle Früchte wie auch Pflaumen und Trauben abgesehen hat, kann erhebliche Ernteschäden anrichten, weil es sich äußerst rasant vermehrt. „Die Fliege kostet uns wirklich sehr viel Nerven und Geld“, sagt Schmitz-Hübsch. „Die Insekten kommen meist in Bodennähe von den Seiten angeflogen“, erklärt er, warum es wichtig sei, dass das Netz mit einer Maschenbreite von nur 0,8 Millimetern wirklich dicht ist.

Mit den Netzen, für die Schmitz-Hübsch 70 Cent je Quadratmeter bezahlt hat und die er jetzt im dritten Jahr nutzt, habe er aber gute Erfahrungen gemacht. Auch Felten setzt den dritten Sommer in Folge auf die Netze. Für seine Sauerkirschen, für die er niedrigere Preise erzielt, lohne sich der Aufwand aber beispielsweise nicht.

Ein weiterer Schutz gegen den Eindringling, den beide Landwirte ebenfalls nutzen, ist das Insektizid „Spin Tor“. Dessen Wirkstoff „Spinosad“ wird nach Angaben der Landwirtschaftskammer NRW aus Bodenpilzen gewonnen und ist auch im ökologischen Anbau zugelassen. Zum Schutz vor der Kirschessigfliege sind zwei Anwendungen in bestimmten Zeiträumen erlaubt.

Doch nicht nur mehr Kosten für Netze und Pflanzenschutzmittel fallen für die Landwirte wegen des Insekts an. Auch die Ernte, die Schmitz-Hübsch mit acht Erntehelfern bewerkstelligt, gestaltet sich aufwendiger: „Wir müssen wirklich alles abpflücken“, erklärt der Mertener. Kirschen, die nicht in Ordnung oder auf den Boden gefallen seien, gelte es allesamt einzusammeln und auszusortieren, um der Fliege keine Nahrung zu bieten.

Welche Schäden das Insekt anrichten kann, weiß Felten nur zu gut: Bei Zwetschgen hat ihm die Fliege im Jahr 2014 schon mehrere Tausend Euro Schaden verursacht.

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